Rechte Wahlsiege sind erfolgreich verhinderbar – “die grösste Demokratie der Welt” hat es gezeigt
mit Update 13.6.
Das Schlimmste wurde befürchtet, ist aber nicht eingetreten. Wer auf Informationen deutscher Massenmedien angewiesen ist, kann das weder verstehen noch gar erklären. Die Deutsche Welle greift auf einen englischen Beitrag ihres freien Mitarbeiters Murali Krishnan zurück, um eine seriöse Wahlanalyse zu liefern: “Warum verlor Premier Modi Stimmen bei der Wahl in Indien? – Premierminister Narendra Modi kann weiter regieren, obwohl seine Partei die absolute Mehrheit verloren hat. Die Wähler haben die Oppositionsparteien gestärkt.”
Ohne auch nur die geringste Sachkenntnis vortäuschen zu können, wage ich mich dennoch zu einem Verdacht vor. Vor genau einer Woche schrieb ich zu der Arte-Mediathekperle “Indiens wütende Bauern”, verfügbar bis 14.8.:
Inwieweit die indische Bauernbewegung nun erfolgreich war, oder von der hindufaschistischen Modi-Regierung aufs Neue verarscht werden wird, das muss vorläufig offenbleiben. Bei den gegenwärtig laufenden Parlamentswahlen trachtet sich Modi für seine üblen ultrakapitalistichen Vorhaben politische Stärkung zu verschaffen. Das wird, wie fast überall auf der Welt, durch eine zerstrittene und sich ständig selbst zerlegende demokratische Opposition begünstigt.
Dennoch sollte sich niemand darüber täuschen, wie tief sich politische Kampferfahrungen, wie sie diese sehenswerte Dokumentation über in Deutschland kaum bekannte gesellschaftspolitische Sachverhalte zeigt, in die individuelle Sozialisation ihrer in die Millionen gehenden Teilnehmer*innen einbrennen und unvergesslich machen. Wer sich diesen Film anschaut, bekommt davon zumindest eine Ahnung. Mann/frau spürt etwas.
Vijay Prashad kommentiert das Ergebnis in der Jungen Welt so: “Ein Raum hat sich eröffnet, in dem gegen die Zermürbung demokratischer Institutionen gekämpft werden kann. Dies bietet der Opposition und gesellschaftlichen Gruppen eine enorme Chance.”
Nach diesem Wahlergebnis wird mir klar: ich war zu pessimistisch. Kämpfen lohnt sich. Und Du, Europa?
Update am Nachmittag
Einen weisen und informativen Eindruck macht auf mich ergänzend das Interview, das der Ebert-Stiftungs-Chef in Indien Christoph Mohr dem stiftungseigenen IPG-Journal gab: “‘Das Ergebnis ist eine große Überraschung’ – Christoph Mohr in Indien über die größte demokratische Übung der Welt, das relativ schlechte Abschneiden von Premier Modi und Erfolge der Opposition”.
Update 13.6.
Sehr guter Kommentar von Ilija Trojanow/taz: “Modis gescheiterter Wahlsieg in Indien: Ein Fest für die Demokratie – Mit Graswurzel-Aktivismus hat die indische Opposition Modi den Durchmarsch verwehrt. Das ist ein Triumph für die Demokratie – nicht nur in Indien.”
Schreibe einen Kommentar