Das 1:0 Spaniens gegen Titelverteidiger Italien lässt für alle, die es nicht gesehen haben, kaum erahnen, welche spielerische Demonstration und Demontage sich dahinter verbirgt. Während das vorgeblich euphorisierte DFB-Land es bislang nur mit “Fallobst” (Schottland, Ungarn) zu tun hatte, haben die Spanier gegen den Titelverteidiger sowie gegen den WM-Dritten Kroatien (3:0) Ausrufezeichen gesetzt.
Die Entdeckung des Spiels für mich persönlich war nicht der gegen Kroatien zurecht gelobte Lamine Yamal vom FC Barcelona, sondern sein Kollege vom linken Flügel Nico Williams jr. von Athletic Bilbao. Er verfügt über ein familiäres Vorbild, seinen älteren Bruder Iñaki Williams, den seine Fussballkarriere in die in Afrika hochverehrte ghanaische Nationalmannschaft geführt hat.
Alle genannten EM-Stars haben alle Potenziale zu ikonischen Stars und Rollenvorbildern europäischer Migration zu werden. Und zu vermögenden Ernährern ihrer geplagten Familienclans. Die Karriere von Williams’ älterem Bruder zeigt nebenbei geradezu uwe-seeler- oder hans-schäfer-haft, wie schwere Verletzungen den Spieler kaum zurückwarfen, sondern stärker machten. Der Jüngere, Nico, spielte gestern eine der stärksten Fussball-Defensiven der Welt, das Ursprungsland des berühmten Catenaccio, schwindelig, wie es nur Jupp Heynckes und Günter Netzer in ihren besten Zeiten gelungen war.
Folgerichtig legte Williams zum italienischen Eigentor auf. Unbeantwortet blieb für mich, was gestern mit Alvaro Morata los war, der trotz Weltklassevorbereitern auf den Flügeln als Mittelstürmer wirkungslos blieb. Hat es nur an Donnarumma gelegen, den die Italien-Fans in meiner Fussballkneipe feierten?
Die Turnierdramaturgie sieht vor, dass die Grupppensieger A und B, also voraussichtlich DFB und Spanien, sofern sie das Achtelfinale überstehen, schon im Viertelfinale aufeinandertreffen. Für wen sieht das nicht gut aus? Das bisher geschonte DFB-Team, oder das spielerisch brllierende Spanien? Sieger im Finale sind oft die, die in den Spielen der Vorrundengruppen enttäuschten. Dann wären Italien und England jetzt die heissen EM-Favoriten.
Zum Weiterlesen: der fachlich immer auf Ballhöhe schreibende Javier Cáceres/SZ versucht in seinem Spielbericht der Schönheit des zu bechreibenden Vorgangs auch sprachlich gerecht zu werden: “Spanien spielt nahe der Perfektion – Mit einem 1:0, das die große Überlegenheit gegen Italien nicht annähernd widerspiegelt, sichern sich die Spanier den Gruppensieg und senden die Botschaft: Wer Europameister werden will, muss diese Mannschaft schlagen.” – der Bericht ist mit Safari digital vermauert, mit Firefox aber zugänglich.
DFL-Nervosität
Unter der Decke der EM steigt die Nervosität im deutschen Profifussball der Herren: wird die Kapitaldecke zu schmal und kurz? Aber dafür hat der deutsche Recherchejournalismus jetzt keine Zeit – und keine Kapitaldecke.
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