Gegen das Böse – wie geht das?
Die Guten gegen die Bösen – darum ging es in jedem TV-Western, die ich als Kind mit grosser Begeisterung geglotzt habe – damals noch in Schwarz-Weiss: “Bonanza”, “Am Fuss der blauen Berge”, “Rauchende Colts” etc. Das war wohl der erfolgreichste Export US-amerikanischer Weltsicht und ihres Exzeptionalismus ever. Den brutalen Western biografisch vorgelagert waren “Lassie” und “Fury”. Die klimaklebenden Mädchen von heute ahnen ja gar nicht, was ihnen da entgangen ist.
Dann schlugen die aus US-Sicht “kommunistischen” Sozialdemokraten in NRW auch in meinem Falle zu. Obwohl Arbeiterkind erhielt ich nach vier Schuljahren eine Empfehlung fürs Gymnasium. Nach weiteren 4 Schuljahren wurde in der SPD-regierten Ruhrgebiets-Kleinstadt Gladbeck ein neues Gymnasium errichtet, das nicht nur Koedukation (mit Mädchen!) praktizierte, sondern sogar einen “sozialwissenschaftlichen Zweig” anbot. Donald Trump würde hier zielsicher die Wurzel allen kommunistischen Übels in Europa erkennen. Der damalige Gründungsschulleiter ist noch am Leben. Richten Sie ihm bitte aus, dass er an allem, was folgte, schuld ist.
Meine Zweifel an schwarz-weissen Weltbildern entstanden. Mein Glaube an die gottgewollte Kirche zerbrach. Mit 15 – in Bonn! – entwickelte ich erste Sympathien für Friedens- und Entspannungspolitik, also all das, was diese Russen und Chinesen so böse gemacht hat. Immer fanatischer steigerte ich mich in Liberalität und Gerechtigkeitsgefühle hinein, empfand den faschistischen Putsch in Chile oder deutsche Waffenlieferungen an das südafrikanische Apartheidregime als Verbrechen, geriet sogar in führende Positionen der BRD-Friedensbewegung der 80er, und der Grünen der 90er hinein.
In den Nullerjahren war ich einer der grössten Fans eines weiteren Produkts der US-amerikanischen Kulturindustrie. Die “Sopranos” wurden ja noch weitgehend vom ZDF totgesendet und so der breiten Öffentlichkeit vorenthalten. “Breaking Bad” hingegen lief zur besten Abendsendezeit – zum Glück nur auf Arte. Es hätte sonst zur Gefahr für den “Krieg gegen die Drogen” ausarten können. Henryk Gondorff/overton zeichnet nach, welche verheerende kriegstüchtigkeitszersetzende Wirkung heute von so einer TV-Serie ausgehen würde: “Walter White und wir – Die Serie Breaking Bad faszinierte weltweit. Es ist die Geschichte einer Eskalation. Und zeigt, wie im Krieg die Unmenschlichkeit zwangsläufig wächst.”
Heute sind das unsere Führer
Ihr Einkommen und Vermögen weist ihre Legitimation nach den geltenden kapitalistischen Gesetzen nach. Wenn Ihnen Elon Musk zu bekloppt und Peter Thiel zu rechts ist, nehmen Sie doch den: Tomasz Kurianowicz/Berliner Zeitung: “Alex Karp von Palantir: ‘Ich habe kein Problem damit, wenn Feinde der USA sterben’ – In der New York Times wird der Gründer von Palantir vorgestellt. Alex Karp hilft dem Militär der USA. Er glaubt daran, dass Amerika das Gute verkörpert.”
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