Beueler-Extradienst

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Fussgänger*innen haben die Mehrheit

Die Stadt Bonn liess es ermitteln, und meine Ex-Kolleg*inn*en von der Grünen Stadtratsfraktion liessen es mich mit ihrem Rathaustelegramm (kostenlos, bzw. gegen Abgabe von Daten abonnierbar) wissen. In Bonn haben die Fussgänger*innen jetzt die Mehrheit. Zunächst nur die einfache Mehrheit: 32% aller Wege werden zu Fuss zurückgelegt. In meinem Fall sind es mehr: über 50%, der Rest mit Fahrrad und ÖPNV. Das nimmt mit dem Alter zu. Und die Alten nehmen ebenfalls zu. Grund genug, mehr für diese Mehrheit zu tun.

Die aktuelle ausführliche und informative Darstellung der Stadtverwaltung habe ich danach abgesucht. Und dabei diese Stelle gefunden:

“Aus Sicht der Stadt Bonn sollten in den kommenden Jahren vor allem folgende Punkte umgesetzt werden:” jetzt wirds spannend. Erster (und einziger) von fünf Punkten zu uns Fussgänger*innen:

“Eine konsequente Verbesserung der Rahmenbedingungen des Fußverkehrs. Größere Verbesserungen verspricht sich die Stadt Bonn von weiteren Parkraumkonzepten, in deren Rahmen auch die Mindestgehwegbreiten hergestellt werden. Schulwegpläne für Grundschulen werden die eigenständige Mobilität von Kindern fördern.” “Mindestgehwegbreiten” sind übrigens jetzt schon Recht und Gesetz, die Beueler Realität also weitgehend rechtswidrig!

Meine Damen und Herren, liebe Katja, lieber Helmut, da haben Sie aber einen blinden Fleck. Lassen Sie sich das von mir als Fussgänger und unmotorisierter Radfahrer mitteilen: das Treiben auf Mischwegen wird zu gefährlich. Die motorisierten Fahrzeuge (und die Rennfahrer*innen) sind zu schnell, sie erreichen mitunter PKW-Geschwindigkeit (E-Rollstühle z.B. in Einzelfällen, E-Roller sind jetzt schon illegal, fahren aber trotzdem, hört ja keine*r). Diese Verkehrsmittel mit Geschwindigkeiten zwischen 0 und 70 km/h müssen getrennt werden. Sonst erwischt es nicht nur ungeleinte Haustiere, sondern auch freilaufende Kinder.

Ich selbst weiss mir schon zu helfen. Aber jünger werde ich dabei auch nicht.

Über Martin Böttger:

Avatar-FotoMartin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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5 Kommentare

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    Norbert Reichel

    Besonders schlimm ist es am Konrad-Adenauer-Platz, wo Radfahrer notorisch über den Gehweg fahren, mit hoher Geschwindigkeit und in beiden Richtungen, obwohl da ein großes Schild steht. Wer aus einem der Hauseingänge tritt, muss aufpassen, dass er nicht von einem Fahrrad oder Roller erwischt wird (ist mir schon passiert). Ich habe mal in einem Bürgerantrag vorgeschlagen, den Radweg auf die Straße zu verlegen, diese dann einspurig zu führen, was sie auf der Brücke eh ist. Ging aber nicht, denn dazu war die Straße ein paar Zentimeter zu schmal. Die Stadt interessiert das ansonsten überhaupt nicht, die Fraktionen in der BV ebenso wenig. Immerhin hat die CDU vorgeschlagen, die Polizei solle doch öfter kontrollieren. Kann sie auf der Nordseite aber nicht. Mir sagte mal ein Polizist, sie hätten keinen Platz, wo sie ihr Auto hinstellen könnten. Jetzt soll es eine Machbarkeitsstudie geben, wer weiß, wann die kommt und was dann irgendwann einmal passiert.

    Es bleibt dabei: In Bonn kandidieren Parkplatzpartei und Fahrradpartei gegeneinander, unversöhnlich. Während die einen jeden Parkplatz und schnelle Autos für ein Menschenrecht halten, verwandeln die anderen noch jede Sackgasse in eine Fahrradstraße für schnelle Radfahrer. Fußgänger interessieren beide eher weniger.

    Übrigens zur Mindestgehwegbreite: Wenn man die umsetzen wollte, müsste man die halbe Stadt abreißen.

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    Martin Böttger

    Faktisch ist der Konrad-Adenauer-Platz ein kompletter Mischweg. Dann sollte er auch so ausgeschildert werden. Entweder als Shared Space, in dem alle auf Schrittgeschwindigkeit gedrosselt werden
    https://de.wikipedia.org/wiki/Shared_Space
    oder wenigstens mit einer Ampelschaltung, mit der – ähnlich wie auf einer weltberühmten Kreuzung in Tokio
    https://st2.depositphotos.com/1007970/6966/i/950/depositphotos_69663307-stock-photo-shibuya-crossing-in-tokyo.jpg
    der ganze Platz eine Allgrün-Schaltung der Ampeln für Fussgänger*innen bekommt (statt, wie von der CDU geschehen und von den Grünen bis heute nicht revidiert, Überwege sogar zu beseitigen).

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    Helmut Lorscheid

    Wie gut, dass Wolfgang Hunecke am Konrad-Adenauer-Platz seine “Passanten” aufgestellt hat. Das ist doch geradezu ein Denkmal für die Fußgänger.

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    Nils Nußbaum

    Die auf der Straße “Konrad-Adenauer-Platz” angeordneten “getrennten” Geh/Radweg-Flächen sind für Radfahrer möglicherweise nicht benutzungspflichtig.

    Der Radweg muss nicht (!) benutzt werden,

    – wenn am Radweg das blaue Symbol nicht auf einem Schild steht, sondern nur auf dem Boden gemalt ist,
    – wenn die Benutzung des Radwegs unzumutbar ist, z. B. wenn ein Auto darauf parkt, er zugewuchert ist, er eine Buckelpiste ist, Glasscherben darauf liegen, im Winter nicht geräumt ist, usw.,
    – wenn das Fahrrad mehrspurig ist, zum Beispiel ein Dreirad oder ein Fahrrad mit Anhänger, und der Radweg nicht breit genug dafür ist,
    z. B. wenn Radfahrende sich oder andere durch die Benutzung des Radwegs in Gefahr bringen!

    genau das ist hier in Beuel der Fall. Als Radfahrer muß ich zu Fußgängern min 1,50 Meter Abstand nehmen, das ist aber wegen der Bäume nicht möglich!

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      Martin Böttger

      Ich fürchte, das ist formal richtig argumentiert. Ich habe aber alltagspraktische Einwände, bin selbst Radfahrer.
      1. Ist der Radweg – anders als auf der Bonner Seite – östlich der Brückenrampe nicht zweispurig, was aber nicht wenige nicht wissen (wollen).
      2. Stimmt zwar das Argument mit den Abständen, aber hier gilt hilfsweise §1 StVO
      https://www.gesetze-im-internet.de/stvo_2013/__1.html
      Für diesen Zweck sind an jedem Fahrrad mit Strassenzulassung, ob motorisiert oder nicht, Bremsen installiert.
      Das gilt auch und besonders für die sich immer mehr ausbreitenden Fahrzeuge mit Überbreite.
      Aggression hilft im Strassenverkehr und anderen Öffentlichkeiten so wenig wie in der Politik. Manche meinen, Sporttreiben helfe dagegen. Aber nicht Sport auf öffentlichen Wegen und Strassen. Nicht mit Fahrzeugen (egal welche).

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