Älterne Zeitgenoss:innen wie unser Herausgeber und ich wissen sofort, wer und was gemeint ist: “Was bin ich?” die Rateshow mit Robert Lembke, die 34 Jahre in der ARD lief, die auf einfachste Weise exotische Berufe – vom Bärenwärter bis zur Hausfrau – von einem Team erraten ließ, ohne jemand zu diffamieren, ohne Wettbewerb, ohne Konkurrenz und Kampf.
Mit riesigen Einschaftquoten, ähnlich wie Tierfreund Professor Bernhard Grzimek, Direktor des Frankfurter Zoos. Historische Stars des frühen deutschen Fernsehen, obwohl Grzimek über eine braune Vergangenheit verfügte, 1933 in die SA, 1937 in die NSDAP eintrat und im Reichsernährungsministerium Karriere machte. Ganz anders Robert Lembke. Was viele Zuschauer:innen nicht wussten: Robert Lembke, geboren als Robert Weichselbaum, war Jude wie Hans Rosenthal (Dalli-Dalli), wurde 1935 aus der Jugendmannschaft des FC Bayern München aufgrund der Rassegesetze der NSDAP ausgeschlossen und konnte sich in der NS-Zeit erfolgreich verstecken, woran seine Frau einen wichtigen Anteil hatte.
Die ARD hat ihm jetzt – viele Jahre zu spät – eine beachtenswerte Dokumentation gewidmet, die in sensibler Weise versucht, seiner Scheu vor Blicken in sein Privatleben und damit seiner Verfolgung zu begegnen.
Viel mehr als der nette Quizmaster
Robert Lembke war viel mehr als der immer gleich präsente Quizmaster dieser Sendung mit scheinbar seichter Unterhaltung, die in Wirklichkeit nicht unpolitisch war. Viele einfache Menschen und ihre Arbeit wurden da vorgestellt, im Scheinwerferlicht des Studios einem Millionenpublikum vorgestellt, die sonst nicht weiter beachtet wurden. Er war gelernter Journalist, begann seine Karriere mit 18 beim “Berliner Tageblatt” und musste diesen Beruf aufgeben, weil er sich weigerte, eine Loyalitätserklärung der Nazis zu unterschreiben. Nach dem Krieg arbeitete er in einer der wenigen von den Alliierten kurz nach Kriegsende zugelassenen Zeitungen, wurde später Chef der Sportredaktion der heutigen ARD und als solcher gab er dem Kommentator der Fußball-WM 1954 auf, keinerlei nationalistische oder triumphheulende Kommentare abzugeben, egal wie erfolgreich die deutsche Mannschaft abschneiden sollte. Er selbst moderierte wohl vorsichtshalber den Vor- und Abspann der Übertragung.
Eine unterschätzte Ikone
Er selbst lehnte eine Berichterstattung zu seinem Privatleben zeitlebens ab. Das sei einfach privat, erklärte er, und ginge niemenden etwas an. Die Doku “Wer bin ich” stellt sein Leben dar und räumt nebenbei mit falschen Klischees auf. Prädikat sehenswert!
Ich habe das immer gerne gesehen. Immerhin habe ich erfahren, dass es einen Beruf “Kuhschwanzhalterhersteller” gibt. 😉
War für meine Mutter und mich auch immer ein TV-Ereignis in den 70ern, ohne seinerzeit zu wissen, welche biographischen Hintergründe Herr Lembke hat. Tolle, sehr anrührende Doku. Kaum vorstellbar, wie er im Umfeld der Nazitäter der Adenauerzeit das durchgehalten hat.