So schnell kann Mensch sich vertun – da habe ich gestern morgen noch “vorgerechnet”, wer der erfolgreichste Kandidat für den CDU-Vorsitz wäre, schon hat die Physikerin Merkel wohl die gleiche Rechnung gemacht und dann bei Laschet angerufen. Oder er ist selber drauf gekommen, denn schon seine Erklärung am Montagabend, das müsse alles gut überlegt sein, zeigte, dass er anders als seine naßforschen CDU-Parteifreunde Spahn und Merz ein kluger Taktiker oder gar Stratege ist. Seine Nichtkandidatur ist ein wichtiges Signal für die Partei zugunsten von Kramp-Karrenbauer und die könnte den Ausschlag geben, dass die CDU eine zukunftsfähige Parteivorsitzenden und damit auch Kanzlerinnenkandidaten bekommt.
Aber es scheint schon drei Tage nach Merkels Ankündigung eine populistische Gefühlswelle durch die Union zu rollen, die nach dem Mann ruft, der mal wieder auf den Tisch haut und der als Projektionsfeld für neokonservative Sehnsüchte taugt. Natürlich auch ein Mann! Vergessen die profilneurotische Quertreiberei von Merz als Fraktionsvorsitzender, vergessen seine Polarisierung innerhalb der Partei, vergessen, seine intrigante Rolle z.B. bei der Entmachtung des sozialpolitisch hochkompetenten CDA-Vorsitzenden Hermann-Josef Arentz, Vergessen die Kritik an seinen auch für die Beraterbranche exorbitant überzogenen Tagessätzen, Reden vor Unternehmerrunden, vermittelt durch eine Brüssler Agentur. Und verdrängt seine aktuelle Rolle als Lobbyist für die größte Heuschrecke der Welt, den US-Investmentkonzern Blackrock, der, wie viele Banken, in die Cum-Ex-Cum Geschäfte, also den Wirtschaftsbetrug in Höhe von 55 Milliarden Euro durch grenzübergreifende Geschäfte verstrickt ist.
Allein der Gedanke, ein solcher Interessenvertreter internationaler Heuschrecken könnte CDU-Vorsitzender und Kanzlerkandidat werden, müsste eigentlich auch die CDU-Basis abschrecken – ja, vielleicht die liberalen und sozialen Wähler, aber nicht den konservativen Flügel der CDU. So, wie der Schulz-Zug durch die Republik losrollte und verpuffte, könnte nun der Merz-Express die CDU-Rechte begeistern, die in ihm den Messias sehen, der all die wechselbereiten AfD-Wähler vielleicht wieder zur CDU zurück bringen könnte…. Grüne, FDP, und vor allem die SPD können sich einen solchen CDU-Vorsitzenden eigentlich nur wünschen. Und auch Linke fänden ihn wahrscheinlich nicht so schlecht, denn er würde die Möglichkeit eröffnen, dass die Mitte der Gesellschaft ohne die CDU/CSU stattfinden würde und für Rot-rot-grün oder eine Ampelkoalition ganz neue Chancen entstehen. Ganz zu schweigen von der Möglichkeit, an seinem Beispiel die Exzesse des Kapitalismus zu thematisieren!
Zurück zu Armin Laschet: Ist es nun seine Unterstützung für Kramp-Karrenbauer, dass er nicht antritt oder will er neben Spahn nicht auch noch dem Populisten und Messias Merz im Wege stehen, der die Union endlich in die Krise führen würde, in der die SPD schon lange ist? Wir wissen es nicht wirklich. Aber eins ist sicher: Er könnte sich dadurch wieder stärker seiner eigentlichen Arbeit widmen, in NRW Ministerpräsident zu sein. Und wenn das ein Ergebnis des Kandidatenkarussells bei der CDU wäre, wäre es ein gutes Ergebnis. Eine Frage bleibt: Wo steht die jahrelang als Kronprinzessin Merkels gehandelte Ursula von der Leyen?
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