In diesem Blog hatte ich bereits auf den grausamen Mord an der chinesischen Studentin Yangjie Li aufmerksam gemacht. Gestern sah ich durch Zufall beim Zappen auf ZDFinfo die Wiederholung einer bereits im Februar ausgestrahlten Dokumentation von Carla Röthig und Sven Ihden: “Tatort Dessau”. Wenn Sie nicht weinen wollen, sollten Sie sich das nicht ansehen. Horror-Waisenknaben wie Lars von Trier können Sie dagegen vergessen.
Dessau hat bereits traurige Berühmtheit durch den Fall Oury Yalloh erlangt. Der Fall von Yangjie Li blieb dagegen im medialen Aufsehen regional begrenzt. Die deutsche Exportwirtschaft muss sich vor der Kommunistischen Partei Chinas dafür in den Staub werfen – zum Dank dafür, dass sie so “unabhängige” Medien wie die sogenannte Zeitung Bild oder die gewehrartige The Sun nicht zulässt. Ein chinesischer Seehofer hätte alle Deutschen aus der Volksrepublik China ausweisen müssen.
Die Machart des Films suggeriert ein wenig, der Fall sei gelöst. Der Mörder erhielt eine lebenslange Freiheitsstrafe und soll auch nicht vorzeitig wieder rauskommen. Eine trügerische Sicherheit. Angedeutet wird nämlich, dass er zum gefühllos-grausamen Gewalttäter wurde, weil er das selbst von Kindesbeinen an als gewöhnlich erlebt hat. Und zwar nicht als entführtes Opfer muslimischer Kopfabschneider, sondern mitten in der deutschen Leitkultur. “Wir” haben ihn gemacht. Beunruhigen und Angst machen muss die Tatsache, dass sich seine Eltern erfolgreich gegen ihre Suspendierung wieder in den Polizeiapparat des Herrn Stahlknecht hineingeklagt haben. Wer soll sich denn in deren beruflichem Wirkungskreis noch “sicher” fühlen?
Ich habe eine sehr gute – schwarze – Freundin, die als Kind im Dessau der DDR aufgewachsen ist. Sie will nicht mehr dorthin. Ich war in den 90ern dort, wg. Bauhaus. Damals habe ich “nichts” gemerkt. So kann mann sich täuschen.
Dank an die Medienmacher*innen, die am Thema dranblieben: die MDR-Reporterin Isabell Hartung, der anzumerken ist, dass der Fall sie für den Rest ihres Lebens geprägt hat; und den Chef der Produktionsfirma AVE Walid Nakschbandi, den ich einst als Mitarbeiter an eine Grüne MdB vermittelt habe.
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