Deutschland kann auch kurzangebunden – wenn die Opfer schwarz oder chinesisch sind, und der Täter ein weisser Polizistensohn
Die grausame und widerwärtige Geschichte enthält alle Zutaten für den hierzulande üblichen Boulevardjournalismus und die dazugehörigen politischen Erregungsautomatismen. Doch merkwürdigerweise machen sie alle hier mal eine Ausnahme: das Opfer war eine 25-jährige chinesische Studentin, der Täter ein weisser Deutscher, (Stief-)Sohn eines Polizist*inn*en-Ehepaares.
In Dessau, wo schon Oury Jalloh, ein schwarzer Mann aus Sierra Leone, 2005 in Polizeigewahrsam auf bis heute ungeklärte Weise zu Tode kam. In der gestern Abend einsetzenden Berichterstattung zur Ablehnung der Revision gegen das zahme Urteil gegen die Mittäterin durch den Bundesgerichtshof, schafft es Spiegel-online zwar, die wesentlichen voyeuristischen Details des Tatgeschehens unterzubringen. Lässt die Tatsache, dass der Stiefvater des Haupttäters Polizei-Revierleiter und ein führender CDU-Kommunalpolitiker in Dessau war, aber der Kürze halber weg – als wenn das unwesentliche Nebensachen sind. Auch die Informationen, die ich zu diesem Fall der linken Jungen Welt entnommen habe, sind alle hinter einer Paywall verrammelt – sowohl ein früherer Text, auf den ich mich hier bezogen hatte, als auch der aktuelle Bericht von Susan Bonath.
Immerhin ist beim öffentlich-rechtlichen MDR eine vergleichsweise ausführliche Chronologie des Falles online zugänglich (chronologisch rückwärts).
Jetzt bleibt nur die Frage: warum hat daraus überhaupt keine Partei eine politische Diskurskampagne gemacht? Noch nicht einmal die Kommunistische Partei Chinas. So weit ich weiss hat China weder Sanktionen verhängt, noch auch nur diplomatisch oder politisch angedroht. In Ostasien sind sie irgendwie anders als Trump, Erdogan und wir.
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