Letzten Sonntag dachten einige FAS-Reakteure schriftlich darüber nach, was aus ihnen und ihrem Business werden könnte. Thomas Knüwer, selbst ehemaliger Handelsblatt-Redakteur und heute Medienberater und Blogger, hat das mit der nötigen Schärfe auseinander genommen. Dem möchte ich hier nur eine Überlegung aus meiner Lesersicht hinzufügen.

Die deutsche Medienlandschaft vor dem Internet habe ich gehasst. Es wurde manipuliert, fehlinformiert, totgeschwiegen, es wurden Kampagnen gefahren, was das Zeug hielt. Hier wurde die Wurzel dafür gelegt, dass Medienleute genauso gehasst werden wie Politiker. Seit man keine Zeitungsstapel mehr anschaffen muss, um als Leser Meinungs- und Informationsvielfalt wahrnehmen zu können, fühle ich mich befreit. Und was ich meine, dass es nicht “totgeschwiegen” werden soll, kann ich heute weltweit zugänglich selbst veröffentlichen. Wie könnte mir nun für den Journalismus, den ich mag, Geld abgeknöpft werden?

Ganz einfach, liebe 10 oder 12 Verlegerfamilien. Schafft eine gemeinsame technische Plattform, stellt dort alles drauf, was Eure Angestellten recherchiert und geschrieben haben, also alles was ihr auf Papier in den Zeitungskiosken abladet. Eine ordentliche anbieterneutrale Navigation solltet ihr mit geeigneten Honorarkräften hinkriegen. Und dann kassiert ihr mich mit einem einfachen Micropayment-System ab. Ein einzelner Artikel, also z.B. eine “Seite 3”, darf nicht mehr als 50 Cent  kosten, denn ich will, wenn Ihr schon Druck, Papier und Vertriebskosten spart, ganz sicher nicht mehr bezahlen, als für einen bedruckten Papierstapel, in dem ich auch nur 10% gelesen habe. Wenn ihr dabei auf die Schnapsidee kommt, nur noch anzubieten, was “rentabel” nachgefragt wird, werdet ihr, wie schon in Eurer Zeit als Papier-Zeitungsverleger die Plattform wieder entwerten und mit ihr wieder da landen, wo ihr jetzt schon angekommen seid.

Gut, die Patriarchen unter euch werden sterben vor dem Untergang. Aber für Eure Erben wärs doch schade. Dann müssten die wieder arbeiten gehen. Aus Elternisicht wünscht ihr das vielleicht. Dann ist das möglicherweise das Motiv für den Untergang der deutschen Verlagshäuser.

Und übrigens, Buchverleger! Für euch gilt das Gleiche. Immerhin habt ihr es sogar geschaft, mit dem Tolino einen eigenen E-Reader auf den Markt zu bringen. Warum habt ihr keine gemeinsame Plattform für den Verkauf von E-Books? Und warum senkt ihr deren Verkaufspreise nicht? Warum bietet ihr keine Flatrate? Kein Mensch bräuchte Amazon.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net