Die Wahlen des März – früher wie heute Menetekel, Vorboten, Türöffner? 1983 gelangten die Grünen neu in den Bundestag. 1990 Premiere in der DDR: freie Wahl zur Volkskammer. In Niedersachsen legte Gerhard Schröder 1998 den Grundstein seiner Kanzlerschaft. Vier Wahlgänge im Landtag von Schleswig-Holstein 2005 zogen nicht nur das Aus der SPD-Politikerin Heide Simonis, sondern auch das Ende der rot-grünen Bundesregierung nach sich. 2011, nach „Fukushima“, konnten die Grünen erstmals den Ministerpräsidenten eines Bundeslandes stellen – in Baden-Württemberg.
2017 leitete der Erfolg von Annegret Kramp-Karrenbauer im Saarland die Niederlage des SPD-Kanzlerkandidaten Martin Schulz ein. Nun also Start in das Superwahljahr 2021: Wahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. Für FDP, AfD und Linkspartei haben sie, was die Auswirkungen auf den Bundestagswahlkampf angeht, die Bedeutung von „Dabeisein ist alles“. Für CDU, SPD und Grüne aber kann der Ausgang der Wahlen nicht hoch genug eingeschätzt werden. Ein Fehlstart ist niemals schön.
Zu notieren ist außerdem: Seit Hannelore Kraft (SPD) im Mai 2017 in Nordrhein-Westfalen verlor, konnten die Ministerpräsidenten aller Bundesländer – und sei es mit Ach und Krach – nach Landtagswahlen ihr Amt behalten. Zufall oder ein nun vier Jahre währendes „Gesetz der Serie“, so als ob das Wahlvolk in Krisenzeiten am Bewährten festhalten wolle?
Jedenfalls haben Winfried Kretschmann (Grüne, Baden-Württemberg) und Malu Dreyer (SPD, Rheinland-Pfalz) gute Aussichten, bestätigt zu werden. Die CDU-Kandidaten in beiden Ländern tun sich schwer, gegen den Nimbus der Favoriten anzukommen. Schon hat Armin Laschet (CDU) derlei Ausreden verlautbart – schon mal für den Fall, dass Markus Söder (CSU), sein Konkurrent um die Kanzlerkandidatur, daraus Ansprüche ableiten sollte. Siege von Kretschmann und Dreyer aber sind für ihre Parteien Pflicht, nicht Kür. Sollte die SPD in Baden-Württemberg erwartungsgemäß desaströs untergehen und Dreyer dazu noch ihr Amt verlieren, wäre es für die Kanzlerambitionen von Olaf Scholz ein Tiefschlag. Erginge es gar Kretschmann so, sollten die Grünen auf eine Kanzlerkandidatur verzichten. Für alle gilt: Sprüche, es sei bloß „um die Politik vor Ort“ gegangen, sind in der medialen und auch der wirklichen Wirklichkeit nicht einmal die halbe Wahrheit. Nur was im März gesät wird, kann im September geerntet werden.
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