… und das doofe Volk
Jürgen Habermas ist 93 und hat noch alle Sinne beisammen. Das müssen auch die zugeben, die ihn für einen eitlen Schwätzer halten (ich gehöre nicht dazu). Alle halbe Jahr mischt sich der gute, alte, weisse Mann in die öffentlichen Debatten unserer Republik ein. Dabei vertraut er sich zuletzt regelmässig der Süddeutschen Zeitung, die er augenscheinlich für ein relevantes liberales Leitmedium hält, an. Diese Zeitung gehört dem Medienkonzern SWMH, der das Autorenhonorar des Autors mit einer Profitrate versehen will, mindestens mit dem Sammeln der persönlichen Daten derer, die ihn lesen wollen. Die Mehrheit wird damit von der Kenntnisnahme ausgeschlossen. Schade eigentlich.
Denn es sind nicht mehr viele, die in der Debatte um Krieg und Frieden noch alle Tassen im Schrank haben. “Ein Plädoyer für Verhandlungen – Der Westen liefert aus guten Gründen Waffen an die Ukraine: Daraus aber erwächst eine Mitverantwortung für den weiteren Verlauf des Krieges. Ein Gastbeitrag.” lautet die Ankündigung seines Essays. Habermas setzt sich öffentlicher Kontroverse aus, und reagiert auf Kritik weniger beleidigt als der Regierungsprofessor Münkler, der Widerspruch sogleich als “gewissenlos” geisselt. Wer keine Debatte wünscht, kann ja auf eigene Geräuschmacherei verzichten. Ich gehöre zu den Freund*inn*en des Debattierens. Ohne wäre die Demokratie tot. Habermas beleidigt nicht, er wägt Sachen ab, nicht Personen.
Ich verfüge über seinen Text, und habe total vergessen woher. Ich werde ihn jeder anfragenden Freundin (Männer mitgemeint) zur Verfügung stellen. Selbstverständlich nur zum privaten ungewerblichen Denk-Gebrauch. So viel Debattenfreiheit muss sein.
Alexander Kluge übrigens wurde gestern 91. Seltsam leise ist das im Medienwind geblieben. Der hat auch was zu sagen, es ist eine Freude, dem beim Denken zuzuhören. Alles Gute und herzlichen Glückwunsch von hier aus!
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