Wer sich vor der Welt abschliesst, kann nicht gewinnen
Mein Amüsement wird jedes Mal gefördert und befeuert, wenn “Doitschland” schlecht Fussball spielt. Jetzt ist es mal wieder so. Spätestens seit 1974, die meisten aber schon seit 1954, sind deutsche Medien weit mehrheitlich der Ansicht, dass Weltmeistersein für Deutsche das Selbstverständlichste von der Welt ist. Wenn es dann mal nicht so ist, wie 1958, 1962, 1966, 1970, 1978, 1982, 1986, 1994, 1998, 2002, 2006, 2010, 2018 und 2022, dann ist es ein Skandal, eine Affäre, Versagen, Betrug und vieles Ähnliches. Schuldige werden gesucht und gefunden. Oft sind es die Fussballlehrer, die das Domptieren von fachlich ahnungslosen Journalisten (Frauen nicht mitgemeint) nicht ausreichend erlernt haben – also alle ausser Jürgen Klopp. Sie werden geopfert, um die Köpfe der Funktionäre zu erhalten.
Zeigen sich nicht schon erste Wirkungen der beeindruckenden “DFB-Taskforce”? Haben Sie die irgendwo Verantwortung übernehmen gesehen? Nein, die stehen ja nicht auf dem Platz. Und auch nicht daneben. Ihre Tribünenplätze sind meistens verglast und mit Verpflegung – falls das Wetter mal schlecht ist, wie jetzt gerade.
Am Laufen gehalten wird dieser Zirkus nicht durch Sport oder gar sein Ehrenamt, sondern durch die Kapitalzirkulation in den Medienkonzernen. Das sind in Deutschland – noch – das zum Comcast-Konzern gehörende Sky, sowie das einem windigen Oligarchen gehörende Dazn. Die zahlen. Sie interessieren sich nicht für Sport und Fachlichkeit, sondern für vermarktbare Spektakel. Und Deutschland ist ein reicher nachfragestarker Markt. Es darf also nicht ständig verlieren. Das macht das Geschäft kaputt.
Der Profisport lebt von diesen Fütterern. Lässt sich also immer hemmungsloser von ihnen treiben. Unter dem Protest der Fans, die gegenüber der “Nationalmannschaft” Gleichgültigkeit kultivieren und sich nur noch für “ihren Verein” engagieren.
Ergebnis: das Kapitalinteresse zerstört den Sport. Im letzten Reservat des Sportjournalismus können Sie das noch studieren. Es wird in absehbarer Zeit vom WDR gekillt werden. “Zu teuer” – Journalismus eben. Hier beim Radio gehts auch noch.
Die Fussballzukunft ist hier. Aber die wollen wir hier nicht. Wer es in Liverpool schafft, ist in München noch lange nicht willkommen. Aber gerne dürfen die im Mittelmeer ertrinken, oder sich in Lagern Nordafrikas von Menschenhändlern missbrauchen lassen. Westafrika? Ist das wichtig? Dann kommt es so, wie es gekommen ist.
Menschenrecht?
Der Bundesverkehrsminister hat ein Neues erfunden. Das sind die wichtigen Sachen. Nicht Fussball.
Ich bin für die Frauen-Nationalmannschaft – die würden es den Kerlen zeigen- ein spannendes Experiment!