Ende des Pantheons? Das muss man wohl befürchten. Ich war und bin nicht an den Verhandlungen zwischen Stadt und Pantheon beteiligt. Ich kenne aber daran beteiligte Personen, vorwiegend solche, die sich den Arsch dafür aufreissen, dass es zu einer Einigung kommt, die eine Weiterarbeit des Pantheon innerhalb der Stadt möglich macht.
Die Verzweiflung der Theatermacher ist zu verstehen. Wer mit der Bonner Stadtverwaltung zu tun hat, das wissen viele BürgerInnen, hat es selten leicht. Seit der Abschaffung der “Doppelspitze” von Oberbürgermeister (= Repräsentant) und Oberstadtdirektor (= Verwaltungschef) zugunsten des allmächtigen direkt gewählten OB durch die rotgrüne NRW-Landesregierung (1995-2005) ist das ganz gewiss nicht besser geworden. Es gibt keine guten Verwaltungschefs, die gleichzeitig gut eine Direktwahl gewinnen können. Und umgekehrt. Nach außen glänzen oder nach innen motivieren und führen – oft muss man sich dazwischen entscheiden.
Ich bin wenig jünger als Rainer Pause, der erfolgreiche Kabarettist und Pantheon-Eigentümer und -Betreiber. In diesem Alter fragt man sich nicht nur, was man noch vom Leben will. Sondern man weiss um einiges besser, was man sich alles nicht mehr zumuten will. Lebenslange Theatermenschen leben lebenslänglich prekär. Pause vielleicht einerseits nicht. Er verdient gut mit seinen Kabarettprogrammen und TV-Auftritten. Er ist dabei nicht nur als Mensch sondern auch künstlerisch gereift, quasi wie ein guter Wein. Das ist umso respektabler, als ich von Uwe Lyko/Herbert Knebel gelernt habe, wie hart es für einen Schauspieler sein kann, wenn er selbst in das Lebensalter seiner aus satirischer und Generationen-Distanz geschaffenen Figur gezwungenermassen hineinwächst.
Vieles von seinem hart verdienten Geld wird Rainer Pause wiederum in sein Unternehmen Pantheon investiert haben. Viele spannende Arbeitsplätze dort, auch darunter vermutlich nicht wenige prekäre, sind nun in Gefahr. Nur wenige wissen, dass sie alle, Gut- und Geringverdiener Spitzenkandidaten für Altersarmut sind, wenn es ihnen nicht gelungen ist, privat vorzusorgen; wenige können es, wenn sie überhaupt früh genug daran gedacht haben. Beim Start von Theaterkarrieren ist man mit anderen Gedanken ausgelastet.
Das Pantheon hat für die Stadt einen hohen Wert, der weit über die Stadtgrenzen hinausreicht. Er ist in Geldwerten nicht zu messen. Theater sind auch immer ein Symbol für den Geist einer Stadt, etwas was der Vereinsführung des Stadtsportbundes z.Z. besonders abgeht. Solche Symbole entscheiden, wer sich in den Stadtmauern noch wohlfühlt, und wer lieber geht. Da wäre ich dafür, wenn anstelle der Pantheon-Fans lieber die AFD-Wähler gehen.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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