TV-Quote: souveräner Sieg der Frauen über Herrenbundesliga

mit Update 22.8.

5,38 Mio. sassen mit offenem Mund vor dem Sonntagsbraten und bewunderten die sportlichen Leistungen der Frauen aus Spanien und England. Zu meiner Überraschung (und Beglückung) siegte die spanische Schönheit knapp mit 1:0 über die englische Athletik. Kein Torspektakel, keine Deutschen nirgends. Aber dennoch thrillerhafte Spannung und fussballerische Kulinarik, die sich mit dem Champions-League-Finale (Barcelona-VW 3:2) messen konnte. Und im Gegensatz zu den deutschen Medien wissen die Zuschauer*innen Qualität zu schätzen.

Mehr noch als im saturierten, verschlafenen hinter der Musik herlaufenden Deutschland bedeutete diese WM in zahlreichen Teilnehmerinnenländern – inkl. dem Siegerinnenland Spanien! – umwälzende Agenda- und Diskursveränderungen. Ich zitiere den Kollegen Rüttenauer/taz: “Während also beim Blick in die bunte WM-Welt glatt der Eindruck entstehen könnte, alles wende sich gerade zum Guten, gibt es fast überall auf der Welt Frauen, die um den Zugang zum Fußball erst noch kämpfen müssen. Für einige von ihnen dürfte der Auftritt der marokkanischen Verteidigerin Nouhaila Benzina mit dem Hidschab bei dieser WM ein wichtigeres Zeichen gewesen sein, als die Meldungen über Zuschauerrekorde und Rekordprämien.”

Im Land der Titelträgerinnen ist die Uhr bei einigen alten weissen Männern noch während des spanischen Faschismus stehengeblieben. Hören Sie nur mal kurz (Audio 4 min), was Christina Höwelhans/DLF über den dortigen Verbandspräsidenten berichtet, der, als sei er ein saudi-arabischer Kronprinz, vor der WM 15 seiner besten Spielerinnen gefeuert hat, weil die eine eigene Meinung nicht nur hatten, sondern auch äusserten. Den spanischen Weltklassesportlerinnen ist zu wünschen, dass sie sich von solchen Männern unabhängig machen. Oder auswandern.

Update 22.8.: hier dazu der völlig richtige Kommentar von Andrea Schültke/DLF. Warum erwähne ich ihn gesondert? Weil die deutschen Zeitungsverleger*innen wg. solcher nachlesbarer Veröffentlichungen öffentlicher Medien hierzulande vor Gericht ziehen, und sie aktuell bei der neoliberalen EU anschwärzen: angeblich “presseähnlich”. Der DLF wiederum stellt deswegen liebedienerisch – und zeitraubend für uns – fast nur noch Audio-Dateien online – hier mal eine seltene Ausnahme. Noch radikal-serviler der WDR, dessen Homepage ich deswegen seit Jahren ganz meide.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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