mit Update 26.5.

Die Wenigsten wissen es, darunter immerhin regelmässige Extradienst-Leser*innen: “Umfrageinstitute” sind in Wirklichkeit Marktforschungsunternehmen, die davon leben, dass sie sich für mehr oder minder grosse – auf jeden Fall aber: solvente – Konzerne verdingen. Was in den Medien als “Umfragen” veröffentlicht wird, ist zu dieser Verdingung das Marketing – Werbung im redaktionellen Teil ist billiger und effektiver, als Anzeigen zu schalten. Sie gelingt umso besser, je mehr in den Medien, öffentlichen und privaten, Redaktionen und Recherche heruntergespart und einfach abgeschrieben wird, was so reinkommt. Pressestellen deutscher “Sicherheits”behörden wissen, was ich meine. It’s the economy, stupid!

Riskant und gefährlich wird dieses Geschäft nur, wenn dann doch eine echte Journalistin daherkommt, und sich dafür richtig interessiert. Bei Juli Katz scheint es sich um eine solche zu handeln. Ihr Interesse war geweckt durch eine sog. “Trendstudie”, die kürzlich die sie verbreitenden Medien behaupten liess „Der rechte Vibe verfängt“ , „Eine pessimistische Jugend rückt nach rechts“ und „Junge Generation rückt nach rechts“. Frau Katz verlinkte diese Schlagzeilen – ich verzichte lieber auf dieses Privileg für Trash.

Den weist sie nämlich nach, und zwar mit etwas, was in meiner Jugend als gewöhnlicher “guter Journalismus” und “einfach-einen-guten-Job-machen” bezeichnet wurde, heute hingegen herausragt, und zwar bei netzpolitik.org:

Online-Umfragen: Repräsentativität und Realität – Die ‘Trendstudie’ attestierte der jüngeren deutschen Bevölkerung einen Rechtsruck. Das Medienecho war groß. Doch um die Probleme solcher Online-Befragungen ging es dabei nicht.”

Dä. Dann machen Sie sich aus diesen Erkenntnissen mal einen schönes Restwochenende. Ich bewundere Frau Katz’ souveräne Sachlichkeit. Ich wäre wieder unflätig geworden.

Update 26.5.

Lesen hilft

Schon der weise Donald Trump wusste: wenn eine Abstimmung nicht so ausgeht, wie erwünscht, kann es sich nur um kriminelle Machenschaften handeln. Von ähnlich intelligenter Reife ist der CDU-Generalsekratär geschlagen, der noch vor wenigen Jahren hinter dem bekennenden Rassisten Clemens Tönnies hinterherdackelte (die entsprechenden damals von mir verlinkten TV-Bilder sind nicht mehr mediathekverfügbar; aber bei einem kalifornischen Netzmonopolisten noch zu finden).

Lesen hätte geholfen, dem Linnemann wie der “mit der Befragung beauftragten Firma”. Denn die kluge Frau Katz hat nicht nur die sog. “Trendstudie” auseinandergenommen, sondern alle Onlineumfragen grundsätzlich problematisiert. Billig ist in diesen Zusammenhängen in der Regel schlecht.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net