Beueler-Extradienst

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Die Rache der Männer ist fürchterlich

Arte porträtierte kürzlich Taylor Swift, den angeblich derzeit einflussreichsten Popstar. Während Mrs. Swift sich klar gegen Trump positionierte, bekennt sich ihr erster Förderer Steve Migliore klar zu ihm. Im Swingstate Pennsylvania. Die “Swifties” in ihrer aggressionsfreien Begeisterung, ihrem Empowerment, das ans Bekifftsein erinnert, sind irgendwie süss. Aber nichts, dem ein erfahrener Mann die Macht überlassen kann, und vor allem will. Das musste schon die weit härtere feministische Bewegung in Argentinien erfahren.

In der Politik haben nur autoritäre Charaktere noch eine Chance. Le Pen, Meloni, Weidel – das ist der Typus, hinter dem sich sogar Männerherden zu versammeln bereit sind, weil sie Pfründe der bürgerlichen Demokratie zu erobern in der Lage sind. Entscheiden Sie selbst, wie Sie hier Frau Wagenknecht einsortieren würden …

Der Feminismus ist – in den Grenzen des Kapitalismus – einerseits eine erfolgreiche Reformbewegung. Revolutionär ist er nicht, weil er klassenblind ist. (WDR3 liess am Morgen eine “Baronin von Oppenheim” das Geschehen deuten – da war meine Schmerzgrenze überschritten, ich konnte nicht zuhören …) Und darum für einen bekennenden Pussy-Grabber wie Trump bei Bedarf schlagbar. Mir begegnete selbst vor wenigen Tagen eine junge – geschätzt 20-jährige polyglotte – Studentin hier im grünbeherrschten Beuel, die den Kerl gut findet. Aus ähnlichen Gründen, wie hier bereits ausgeführt.

Und nun ist der irre Greis wieder ganz nah am roten Knopf. Und wir müssen hoffen (und viele werden beten), dass ausgerechnet die Realos im US-Militär das Schlimmste verhindern. Eine Konstellation, die ich mir in China ähnlich vorstelle, das alle Mühe hat, den kleinen Putin in seinem russischen Laufstall unter Kontrolle zu bringen. Sollten Trump und Xi Jinping den atomaren Weltenbrand nicht ingangsetzen – wer und was wird ihnen folgen? Welche Charaktertypen sollen das sein, die unter und hinter ihnen als Kronprinzen (oder -prinzessinnen) heranwachsen? Oder in den anderen aufsteigenden BRICS-Staaten Brasilien (das sich immer noch nicht von Bolsonaro erholt hat), Indien (mit einem Hindufaschisten an der Spitze) oder Südafrika (von einem zum Multimillionär avancierten autoritären Ex-Revolutionär an der Staatsspitze)? Das sind die globalen Machtalternativen zur sich trumpartig selbstisolierenden Festung Europa. Oder, wenn Sie Letzteres amüsanter mögen, dann bitte hier entlang.

Was bietet noch realpolitische Orientierung für herumirrende linke Demokrat*inn*en? Mexiko muss genauer studiert werden. Kolumbiens Entwicklung ist geradezu sensationell, aber auch fragil, wie alles in Lateinamerika. Sozialdemokrat*inn*en sollten mehr von Brasilien lernen, als es belehren zu wollen – Lula da Silva surft auf dem Caudillismo – das können nur wenige, zutiefst autoritäre Charaktere, und sind also keine nachhaltige demokratische Alternative, sondern nur eine Übergangslösung in höchster Not. Oder etwa nicht?

“Indiens wütende Bauern” haben der Welt und ihrem Modi-Regime eine Lehre erteilt. Der lehrreiche Arte-Film dieses Titels ist aus der Mediathek wieder verschwunden. Sie wissen warum. Modi hat danach sogar seine Parlamentswahl verloren statt gewonnen (wie es alle angeblichen Fachleute geglaubt hatten). Es gibt hierzulande kein relevantes Medium, das sich für diese Emanzipationsprozesse interessiert.

Noch weniger für die epochalen Umsetzungen, die im weltweit grössten urbanen Ballungsraum in Westafrika passieren. Die deutsche Übersetzung hat Augsteins Freitag digital eingemauert.

Uns deutschen Ignorant*inn*en wird Trump die Wahrheit sagen: wir haben global nichts mehr zu melden. Schnauzehalten und zahlen. Mit dieser Haltung zu seiner alten Heimat ist er global klar mehrheitsfähig. Daran hindern, dass er diesen Planeten in dieLuft jagt, wird ihn nicht die deutsche Aussenpolitik. Den Job müssen Andere machen.

Bei Redaktionsschluss dieses Textes fehlten Trump noch 5 Stimmen für die Mehrheit im Electoral College, Harris dagegen 83.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net

3 Kommentare

  1. Annette Hauschild

    Ja, mit Abreibung und Frauenrechten gewinnt man keine Wahlen und keine Kriege. Es wäre vielleicht klüger gewesen, anstatt feministische Positionen zu betonen, den Menschen klar zu sagen, was es bedeuten kann, wenn man keine vernünftige Familienplanung mehr machen darf. Was nützt es einem Vater, der z.B. bei Risikoschwangerschaften sein Kind oder/ und seine Frau verliert, wenn die Schwangerschaft zu Ende geführt werden muss und Mutter oder Kind versterben? Und was nützt es einem Ehemann, der schon drei Kinder hat, wenn noch ein viertes, fünftes oder mehr hinzukommen weil man nicht das Geld hat,m sich einen Bundesstat auszusuchen, in dem Abtreibung noch ein Bestandteil der Familienplanung sein kann, und das Geld nicht für alle reicht, trotz eventueller staatlicher Beihilfen?
    Ich glaube, die Demokraten haben sich in diesem Fall zu sehr auf die Überzeugungskraft feministischer Argumente verlassen.

    Aber sie haben auch den Kontakt zu ihren traditionellen Arbeiterschichtwählern verloren, siehe Michigan. Den hat jetzt erst mal Donald Trump.
    Das droht bei uns der SPD auch. Die SPD hat außerdem keine Pfründe mehr zu verteilen. Die Grünen haben erst gar keinen Kontakt zur real schwer schuftenden und schlecht bezahlten Bevölkerung, sie sind Mittelschicht(skinder) und bleiben es.

    Lieber Martin, beruhige Dich etwas. Auch wenn das “Projekt 2025” umgesetzt werden sollte, d.h. die alten Kader aus der Bundesadministration in den Ruhestand geschickt werden, entlassen oder auf unwichtige Stellen versetzt werden, und mit Trumpgetreuen aufgefüllt werden, so schnell wird das auch nicht gehen. Es ist möglicherweise schwieriger, die Administration ans Laufen zu bringen mit einem Haufen von Neulingen, die aus den Regierungen der Bundesstaaten herausgezogen werden und sich erst mal neu sortieren, einarbeiten müssen. Und wer rückt dann in die Administration der Bundesstaaten nach?

    Das Militär wird man so jedenfalls nicht handsteichartig umbauen können, die Chance, dass da noch einige vernünftige Köpfe übrig bleiben, ist größer. Da können ihm noch einige klar machen, dass, wenn er den roten Knopf drückt, er sich sein “Make America Great Again” abschminken kann

    • w.nissing

      da noch einige vernünftige Köpfe übrig bleiben, ist größer….
      Da bin ich mir nicht mehr sicher. Ich hatte vor ca 20 Jahren das zweifelhafte Vergnügen (Hochzeit mit einem GI der in Büchel stationiert war) mit einem relativ hochrangigen Vorgesetzten in einen “netten” Plausch zu geraten. Da ich einer der wenigen Deutschen auf der Feier war der des engl halbwegs mächtig war und ich natürlich neugierig war, was denn da so für Charaktere sind die auf den Bomben sitzen hab ich das Naivchen gespielt. Natürlich haben die mir nicht den Code verraten und ich hab auch nicht danach gefragt. Mich interessierte mehr wes Geistes Kind die so sind und da kamen mir unweigerlich die Lokführer im 3 Reich in Erinnerung. Das war ein weiterer sehr Ernüchternder Stein in meinem Lebenspuzzel aber hoffen darf/muss man ja.

  2. w.nissing

    Die Rache der Männer ist fürchterlich …. müsste das bezogen auf diesen Blog nicht eher heißen: ” Die Sahraphobia der Männer hier ist fürchterlich..
    oder sollten etwa die Texte unter dem Einfluß der Witwe Clicquot entstehen? Fragen über Fragen

    PS: Hey Bert, willst du ein “T” ? 🙂 wobei das spricht eigentlich für meine Annahme…hihihi

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