Heute beobachtete ich, wie ein zivil gekleideter Mann aus dem Neubauabschnitt am Beueler Rathaus/Adenauerplatz, in dem sich eine Apotheke angesiedelt hat, aus dem Hinterausgang heraustrat und eine Gruppe von SchülerInnen, die es sich auf einem Mauerabsatz im Schatten bequem gemacht hatten, des Platzes verwies. Entweder ich bin schlecht über die Grundbesitzverhältnisse informiert, oder der Mann handelte illegal.

In diesem Fall führte der Vorgang zu keiner Konfrontation, die noch vorpubertären SchülerInnen verhielten sich so, wie es von ihnen verlangt wurde. Es ist auch nichts dagegen zu sagen, SchülerInnen zu bitten, keinen Müll oder Leergut zu hinterlassen. Entfernen müssen hätten sie sich nicht. Es gibt keine Befugnis für Zivilisten, Menschen aus dem öffentlichen Raum zu verweisen. Um einen solchen, davon muss man jedenfalls mangels anderer öffentlicher Informationen ausgehen, handelt es sich auf dem Beueler Rathausvorplatz und auch im Zwischenraum der Neubauten, durch den der Adenauerplatz mit seinen zahlreichen Bus- und Bahnhaltestellen zu erreichen ist. Der Vorzug dieses Zwischenraumes ist es, dass es der einzige Ort ist, der in der sommerlichen Mittagssonne Schatten gewährt.

Das verweist, neben der umstrittenen Ästhetik der Neubauten (ich gehöre nicht zu denen, die sie so schlimm finden) auf den eigentlichen Kern der Fehlplanung dieses Geländes. Kein Grün, kein Schatten, kahle Wände und Flächen. Die neu angesiedelten Gastronomieketten können ihr Geschäft nur durch riesige Sonnenschirme retten. Weder hier noch an den Haltestellen gibt es zureichenden Sonnenschutz.

Man kann es also schon als gesundheitsgefährdenden Verstoss gegen Bürger- und Menschenrechte werten, wenn Schulkinder unter solchen Bedingungen in die pralle Sonne gezwungen werden. Ich weiss als schwer sonnenbrandgefährdeter Typ, wovon ich schreibe.

Die Beueler Grünen hatten in der Bezirksvertretung vergeblich versucht, eine nachträgliche Begrünung des Platzes mit Kübelpflanzen durchzusetzen, wurde von der Mehrheit abgelehnt. Anpflanzung von Bäumen ist angeblich wg. der darunterliegenden Tiefgarage nicht möglich. Ein Gerücht besagt, der Widerstand gegen Anpflanzungen rühre daher, dass dann an Weiberfastnacht die Sicht auf Prinz und Prinzessinnen behindert sei. So eine Denkweise, wenn es sie wirklich geben sollte, wäre dann wohl die eigentliche “Behinderung”.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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