Beueler-Extradienst

Meldungen & Meinungen aus Beuel und der Welt

Kategorie: Genuss (Seite 1 von 80)

Mediathekperle: À bout de souffle (1960)

Jean-Luc Godards “Ausser Atem” (À bout de souffle) ist ein Meilenstein in der Geschichte des Kinos. Dieser Film von 1960 (fünf Jahre vor meiner Geburt), wurde zum Manifest der französischen New-Wave-Bewegung und revolutionierte das Filmemachen für immer. Mit anderen Worten: Mein Leben wäre unvorstellbar, ja sinnlos, ohne diesen Film.

Um “Ausser Atem” zu verstehen, müssen wir den Film in seinen historischen Kontext einordnen. Die späten 1950er und frühen 1960er Jahre waren eine entscheidende Zeit für das internationale Kino. Frankreich befand sich im Umbruch, und eine Gruppe blutjunger Filmemacher, darunter Godard, François Truffaut und Éric Rohmer, entwickelten sich zur treibenden Kraft der “Neuen Welle”. Diese revolutionäre Bewegung postulierte die Ablehnung traditioneller filmischer Konventionen und forderte absolute künstlerische Freiheit für Filmemacher:innen. Weiterlesen

Mediathekperle: Borgen

Das Meisterwerk wieder als Mediathekperle bei Arte

Die dänische TV-Serie “Borgen” (die Burg) ist unbestritten als Meilenstein im internationalen politischen TV-Drama-Genre einzuordnen. Wenn sie es allerdings in den letzten 13 Jahren geschafft haben, den Fernseher ausgeschaltet zu lassen und das TV Feuilleton zu ignorieren, dann – Glückwunsch! – haben sie etwas verpasst. Mit einer fesselnden Handlung, absolut realistischen Charakteren und einer schonungslosen Darstellung des politischen Betriebes in Dänemark, stand diese Serie zurecht und exemplarisch für den Boom und die Klasse skandinavischer TV-Serien. Weiterlesen

Internationalismus

Kulturelle Aneignung zwischen Montenegro und Büttenwarder

Ich war bis eben der festen Überzeugung, dass es eine tief im Nordfriesischen verankerte Sportart ist, nur noch praktiziert von einem kleinen von der Aussenwelt weitgehend abgeschnittenen Stammesvolk. Und nun lese ich das: Olympiade der Faulen: Teilnehmer liegen für den Titel ‘faulster Bürger’ auf dem Boden – In Montenegro liegen die Teilnehmer seit 20 Tagen um die Wette, denn sie wollen die Olympiade der Faulen gewinnen. Der Wettbewerb hat Tradition und ist aus einem Mythos entstanden.” Weiterlesen

Venezia! Oder Genua?

Wundersame Bahn CLXI

“Nachtzüge sind schnell ausgebucht, deshalb will die Deutsche Bahn ihr Angebot erweitern” schreibt die FAZ, bevor die Paywall runterrasselt. Welches Angebot? Hat die DB nicht alle ihre Schlafwagen abgeschafft? Was mit den Bahnbrücken nicht geht, machte sie mit den Waggons. Als sie sanierungsbedürftig waren, schaffte sie sie einfach ab. Österreich (ÖBB) übernahm das Geschäft. Und nun wanzt sich die DB wieder ran: hier in einem paywallfreien Text. Bei mir als erfahrenem Bahnfahrer lösen diese PR-Strategien immer aufs Neue Kopfschütteln aus. Weiterlesen

Kleine Ursache – große Wirkung

Reiz und Risiko der Gentechnik

Das Hinzufügen, Entfernen oder Vertauschen einzelner Basenpaare im Erbgut kann einen gewaltigen Unterschied für das Funktionieren einer Zelle und die Eigenschaften eines ganzen Organismus machen. Es ist ein wenig wie Johann Sebastian Bachs Definition von gekonntem Klavierspiel: Man muss nur zur richtigen Zeit die richtige Taste drücken. So einfach ist das und doch auch so schwer. Darin liegt der Reiz der Gentechnik, aber auch ihr Risiko. Weiterlesen

Mediathekperle: Solino im Ruhrgebiet

Meiner universellen Wertschätzung von Fatih Akin habe ich an anderer Stelle schon (meistens) überschwänglich Ausdruck verliehen. Fast immer, wenn es Filme des Hamburgers in jüngerer Zeit in eine öffentlich-rechtliche Mediathek schaffen, fand sich auch ein Hinweis im Extradienst. Das war ich ihm einfach schuldig. Muss so ein Loyalitätsding sein. Bei der heutigen Mediathekperle geht es aber mal nicht um (m)einen absoluten Lieblings-Hamburg-Film  “Soul Kitchen” (in der ARD Mediathek wieder bis zum 21.11.2023), sondern um eine persönliche Premiere. Denn bei aller Loyalität, habe ich seine über 20 Jahre alte italienische Ruhrgebietsgeschichte “Solino (2002)” tatsächlich heute erst zum ersten Mal gesehen. Weiterlesen

Mediathekperle: Vom Himmel gefallen?

Irgendwo in einem Arte-Redaktionsbüro in Strasbourg sitzt ein:e Programmplaner:in, den/die ich wirklich gerne einmal kennenlernen würde. Denn die Hellsichtigkeit mit welcher dort für Wochen im Vorlauf das Fernsehprogramm des kleinen aber sehr feinen Kultursenders entworfen wird, trifft bei mir auf allerhöchsten Respekt und oft auch Liebe. Ja, ich liebe es, wie das Programm es immer wieder schafft mit den Mitteln der Filmkunst auf der Höhe der Zeit zu sein. Und – ganz ehrlich – dabei Maßstäbe setzt, an denen sich wirklich ALLE anderen öffentlich-rechtlichen Anstalten diesseits und jenseits des Rheins messen lassen und scheitern müssen. Weiterlesen

Redneck? Revolutionär?

Oliver Anthony bringt Leute mit kaputtem Kompass ins Schleudern

Wie lange habe ich die Billboard-Charts nun schon ignoriert? In den 70er Jahren sass ich noch vor dem Radio und habe sie mitgeschrieben und mitgeschnitten (MCs). Aber ob es BFBS, WDR2 oder Radio Luxemburg war – das weiss ich beim besten Willen nicht mehr. So lange ist das her. Schon damals war mir aber klar: was auf dem grössten Musikmarkt der Welt vorne liegt, das ist auch politisch relevant. Dieses Licht scheint nun, als gebe es ein PR-Drehbuch dazu, auch deutschen Medien aufgegangen zu sein. Weiterlesen

Kunstbahnhof Kreuztal

Wundersame Bahn CLIX

Manche Kommunalpolitiker in manchen Städten denken mit. Einige denken sogar voraus. Ich habe ein Beispiel kennengelernt, Kreuztal. Kannte ich nicht, bis ich in dessen “Kunstbahnhof” eingeladen wurde. Zuvor hatte ich Kreuztal für einen Stadtteil von Siegen gehalten. Sabine Helsper-Müller, eine Künstlerin, die ich bisher als Malerin kannte, stellte dort Fotos aus. Schon die Öffnungszeiten hatten mich verwundert. Ihr “Szenenwechsel 61” ist nicht nur fast zwei Monate lang zu sehen – vom 17. August bis 13. Oktober 2023, sondern auch lange am Tag, nämlich von 06:30 Uhr in der Frühe (für Frühpendler) – bis 10:30 Uhr und nachmittags für die nach hause Kommenden von 14:30 bis 18:30 Uhr. Weiterlesen

Robert Anthony Plant 75

Der “Stairway To Heaven”-Magier lebt und feiert weiter

In Bezug auf traditionelle Rockmusik bin ich Spätgeborener. Als Grundschüler traumatisiert und von musikalischer Praxis wirkungsvoll abgeschreckt, lag mir die Idolisierung von Musiker*inne*n lebenslang fern. Respekt dagegen bringe ich ihnen entgegen: sie machen was, was ich nicht kann. Und einigen gelingt es, mich damit zu beeindrucken. Led Zeppelin und Robert Plant entdeckte ich erst 1973 in Mal Sondocks “Diskothek im WDR”, immer mittwochs, später in der legendären “Radiothek” integriert – es war die Zeit, als man/frau WDR2 noch hören konnte. Weiterlesen

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