Beueler-Extradienst

Meldungen und Meinungen aus Beuel und der Welt

Kategorie: Südamerika (Seite 4 von 20)

Unsexy und reich

Tote Kunst und ein Verstorbener mit Kunstverstand

Leute gibt es, selbst heute noch, die Berlin für “hip” halten. Dagegen war ich lebenslang immun, vor und nach 1990. Über das Treiben eines gewissen Smerling, der sich hier wie dort leider besser auskennt, als die meisten dummen Kommunalpolitiker*innen, haben wir hier mehrmals berichtet. Nun gibt es einen – vorsichtig geschätzt – um ein paar Jahrzehnte verspäteten Appell einer Leidtragenden. Laura Ewert/Berliner Zeitung: Aufruf ans Berliner Kultur-Prekariat: Geht in den Streik und verlasst Berlin! – Berlin gilt als teuer, aber sexy. Aber wie lange noch? Diejenigen, die Berlin hip gemacht haben, können sich kaum etwas leisten. Zeit für Protest!” Weiterlesen

Brasilien, Blicke.

Einen wunderschönen guten Morgen! Kaum hatte ich den krassen Fehlstart von Grêmio Porto Alegre (nach dem Weggang des Uruguayos Luis Suárez in die Major League Soccer) in Brasileirão und Copa Libertadores thematisiert, schon zuckte der sich vermeintlich im Sterben befindende Klub aus Rio Grande do Sul auch schon. Erst folgten zwei Heimsiege gegen Paranaense und Cuiaba (gut, letztere verteidigen punkt- und torlos auch eisern die Rote Laterne der Meisterschaft der Brasucas), dann überraschte der Tricolor Gaúcho in der Copa Libertadores auch noch die Argentinier von Estudiantes auswärts in La Plata, wo das vom Henker des HSV, Renato Portaluppi, dirigierte Team in Unterzahl mit 0:1 dominierte. Weiterlesen

Zum Bleiben braucht es Mehl

Warum Menschen Cuba verlassen – oder zurückkehren

Große deutsche Medien sprechen selten über Cuba. Doch Mitte März schafften es Bilder aus Santiago in die Schlagzeilen von Spiegel, Zeit und Co. „Wir haben Hunger“, skandierten mehrere hundert Menschen auf den Straßen, sie forderten Strom, Treibstoff, Nahrung. Der ständige Krieg gegen die Insel und der Kampf gegen den wirtschaftlichen Niedergang zehren an den Nerven der Menschen. Klar, dass viele das Land verlassen. Doch einige Cubaner*innen kommen auch zurück. Was treibt sie an? Weiterlesen

Die Barbalhos

Äußerst flexible Überlebenskünstler*innen in Brasilien: Die Barbalhos bestimmen die Politik in Amazonien

Die Augen der Welt richten sich auf Belém. Hier, in der Hauptstadt des Bundesstaats Pará, wird 2025 die 30. COP (Conference of the Parties) der Klimakonvention stattfinden. Es soll nicht eine weitere COP sein, sondern ein Wendepunkt in den internationalen Klimaverhandlungen. Mit Hoffnungen aufgeladen ist sie schon jetzt. Brasiliens Präsident Lula gilt als Unterstützer des internationalen Klimaprozesses. Dass zum ersten Mal eine COP in der Amazonasregion stattfinden wird, hängt auch mit einer gewichtigen Politikerdynastie zusammen: den Barbalhos. Weiterlesen

Immer reicher

Die Besitzaristokratie wird immer reicher – Hyperreichtum und Refeudalisierung in Lateinamerika

Mit Blick auf die politische Ereignisgeschichte stellt sich Lateinamerika politisch zerrissen dar. Die (links-)demokratischen Regierungskoalitionen versuchen derzeit mehr den Rechtsrutsch zu verhindern denn linke Politik zu gestalten (Boric in Chile, Lula da Silva in Brasilien) oder haben sich bereits ganz von linken Reformprozessen abgewandt (López Obrador in Mexiko). Andere haben sich komplett von demokratischen emanzipatorischen Projekten verabschiedet (Nicaragua, Venezuela). Gleichzeitig ist ein fortschreitender Rechtsruck (El Salvador, Peru, Paraguay) zu beobachten, der auch politische Outsider in die Präsidentenämter (Argentinien) wirbelte. Diese und ähnlich gelagerte kursorische Aufzählungen des politischen Tagesgeschehens sind jedoch viel zu begrenzt, um die gegenwärtigen Veränderungen der politischen Kultur in Lateinamerika zu verstehen. Daher möchte ich hier auf der Zeitebene der Konjunktionen argumentieren und die Hypothese vertreten, dass der zeitgenössische Kapitalismus einem Prozess der Refeudalisierung unterliegt. Weiterlesen

Der weibliche Körper als Ressource

Vom Geschäft mit Reproduktionsmedizin profitieren Agenturen und Kliniken

In Deutschland hat die Ampelkoalition eine Kommission eingesetzt, die das Verbot des Schwangerschaftsabbruchs überprüfen soll. Die gleiche Kommission soll prüfen, ob und unter welchen Umständen Eizellabgabe und Leihmutterschaft erlaubt werden können. Ein Blick in die Nachbarländer zeigt, dass Leihmutterschaft und sogenannte Eizellspende längst ein globaler Markt sind, der riesige Profite abwirft. Das feministische Netzwerk fem*ini kritisiert: Hier werden globale Ungleichheiten ausgenutzt. Weiterlesen

Reproduktive Gerechtigkeit

30 Jahre nach der Erklärung von Itapecerica da Serra: Wie steht es um reproduktive Gerechtigkeit für Schwarze Frauen in Brasilien?

Die Geburtsstunde der reproduktiven Gerechtigkeit wird normalerweise mit 1994 angegeben. Aber schon ein Jahr zuvor gab die Bewegung Schwarzer Frauen in Brasilien eine Erklärung heraus, die dem Konzept vorgreift. Zum ersten Mal forderten sie darin ausdrücklich „reproduktive Rechte“. Damit ist viel mehr gemeint als der Zugang zu medizinischer Versorgung. Weiterlesen

Denn er weiß nicht, was er tut

Argentinien: die ersten 60 Tage von Javier Milei

Die Einwohner*innen des Landes an der Südspitze Südamerikas hassen es, wenn man ihr „großartiges” Land als mittelmäßig bezeichnet. Sie müssen sich entweder an der Spitze der Welt befinden oder im tiefsten Keller. Dazwischen gibt es nichts. Und der frischgewählte Präsident Javier Milei (JM) lieferte in den ersten zwei Monaten seines Mandats eine Performance, die wahrhaftig alles andere als mittelmäßig ist. Weiterlesen

250% Inflation

Wie man mit 250 Prozent Inflation überlebt – ein Bericht aus Argentinien – Vom Dollarkauf bis zur Ratenzahlung für T-Shirts: Die Argentinier sind Experten für Mikrofinanzstrategien geworden. Unsere Autorin lebt in Buenos Aires, wo die Preise fast täglich steigen.

Einige Tage nach dem Amtsantritt des neuen argentinischen Präsidenten Javier Milei ging ich in ein Café und fragte an der Kasse nach einem Cappuccino. Als ich mich hinsetzte, kam die Kellnerin schnell auf mich zu und sagte, der Preis auf der Speisekarte sei alt und sie hätten keine Zeit gehabt, ihn zu ändern, der Kaffee sei jetzt fast zehn Prozent teurer. Das ist die Geschwindigkeit, mit der die Preise in Argentinien steigen. Weiterlesen

Der Aufstand ist jetzt

„Chaos wollt Ihr, Chaos kriegt ihr!“ (Die Firma, Ostberlin)

Argentinien steht kurz davor zu implodieren. Plünderungen, Hungeraufstände und das totale Chaos werden folgen. Das ist kein Wunsch und kein Befehl, nur unvermeidbar. Die Politik der Regierung Milei ist die Entmenschlichung. Sie haben sie nicht erfunden, sie sind das Produkt davon. Sie sind die Stiefellecker der Yanquees und als solches Serientäter. Täglich gibt es neue Horrornachrichten. Am Dienstag hat der ultrarechte Präsident Milei die inklusive Sprache in der öffentlichen Verwaltung abgeschafft, verboten und unter Strafe gestellt. E, @ und X wurden ausradiert. Tage zuvor war diese Entscheidung bereits ueber die argentinischen Streitkräfte verhängt worden. „Soldatin“, „Generälin“ und neutrale Begriffe dafür wurden verboten. Ja, wo leben wir denn?! Die AfD in der deutschen Bundesrepublik frohlockt. Inhuman schreibt sich genau so. Weiterlesen

Karibische Kultur in London

Der Notting Hill Carnival zwischen Kontrolle, Akzeptanz und Kommerzialisierung

Wer im Sommer einen Trip nach London beabsichtigt und sich dafür einen Reiseführer zulegt, wird als Toptipp auf den Notting Hill Carnival stoßen. Mit jährlich über zwei Millionen Besucher*innen ist der afrokaribische Karneval am letzten Augustwochenende eines der größten Open-Air-Events in Europa. Was heute ein touristisches Highlight und kommerzielles Großereignis ist, war in den 1960er-Jahren vor allem ein Manifest afrokaribischer Kultur in der Diaspora und kreativer Protest gegen Rassismus. Weiterlesen

Mit Mehrwertsteuer in den Krieg

Ecuadors Regierung reagiert mit Militarisierung auf steigende Narco-Gewalt

In wenigen Jahren ist aus einem der friedlichsten Staaten Lateinamerikas der gewalttätigste geworden. Mit dem organisierten Verbrechen verbandelte Banden scheinen das Land im Griff zu haben. Nach einem Überfall auf den Fernsehsender TC erklärte Präsident Daniel Noboa nun den „gewaltsamen internen Konflikt“ und lässt das Militär aufmarschieren. Widerspruch gibt es wenig. Weiterlesen

Zärtlichkeit zeigen

Wenn Trump zurückkommt, seid ihr in Europa geliefert

Klaus Martin Schwab hat heute enthusiastisch Staatspräsident Javier Milei beim Weltwirtschaftsforum in Davos vorgestellt. Falls Sie sich die Reise ins Reich der Schattenwirtschaft nicht leisten konnten, hier einige Kostproben der Rede Mileis (der Saal war voll wie seit Aeonen nicht). Fuer uns in Argentinien nichts Neues, fuer Sie weiss ich nicht. Weiterlesen

Mein Verein, mein Viertel

Einen wunderschoenen guten Morgen! Die Politfarce um die Präsidentschaftswahlen im Club Atlético Boca Juniors sind zunächst zu Ende. Trotz katastrophischem Wetter kam es am Sonntag zu einer Rekordbeteiligung der stimmberechtigten Mitglieder, 46.402 „Socios“ der rund 90.000 Mitglieder Bocas stimmten an den Urnen ab, ein nationaler Rekord. Mehr Mitglieder (57.000) konnte vor einigen Jahren lediglich einmal der FC Barcelona mobilisieren. Weiterlesen

Territorium des Krieges

Der Körper der Frauen als Territorium des Krieges – Straflosigkeit als Spektakel, Grausamkeit als Botschaft

Ein Dossier über Gewalt und Strategien dagegen muss zeigen, dass die herrschende Gewalt zutiefst patriarchal ist und gesellschaftliche Machtverhältnisse widerspiegelt und gleichzeitig verstärkt. Die argentinisch-brasilianische Soziologin Rita Segato, die unter anderem durch ihre Analyse zu den Frauenmorden im mexikanischen Ciudad Juárez bekannt wurde, arbeitet die Verbindungen zwischen kolonialer und patriarchaler Gewalt sowie zwischen Körper und Territorium heraus. An dieser Stelle veröffentlichen wir Auszüge aus Rita Segatos Beitrag im Sammelband „Geographie der Gewalt“. Weiterlesen

Drogenkrieg – ein falsches Paradigma

Ein andere Lesart der „Narco“-gewalt in Mexiko

Mexikos Gesellschaft leidet unter einem bewaffneten Konflikt, der häufig als „Drogenkrieg” bezeichnet wird. Der mexikanische, in den USA lehrende Kulturwissenschaftler Oswaldo Zavala findet diese Bezeichnung überaus problematisch. Zavala erlangte mit seinem 2018 erschienenen Buch: „Los cárteles no existen: Narcotráfico y cultura en México“ (Die Kartelle gibt es nicht: Drogenhandel und Kultur in Mexiko) große Beachtung, in dem er zeigte, wie der Drogenhandel von der mexikanischen Politik als Ablenkungsmanöver von eigenen Misserfolgen und zur Entpolitisierung staatlicher Gewalt eingesetzt wird. In diesem Artikel beschreibt Zavala, wie der Diskurs vom „Drogenkrieg“ systematisch konstruiert und genutzt wird, um den massiven Einsatz des staatlichen Sicherheitsapparates zu rechtfertigen. Weiterlesen

Paz Total in Kolumbien?

Der Weg zum kompletten Frieden ist noch lang

Think Big! Dieser Devise scheint die kolumbianische Regierung in der Friedenspolitik zu folgen. Gleich nach dem Amtsantritt im August 2022 machte der neue Präsident Gustavo Petro den Frieden zur Chefsache. Dies bedeutete nicht nur eine Kehrtwende im Vergleich zu seinem Vorgänger im Präsidentenamt Iván Duque. Letzterer torpedierte während seiner Amtszeit (2018-2022) den Friedensprozess mit der ehemaligen Guerilla FARC-EP (Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia – Ejército del Pueblo) und sorgte damit für quälend langsame Fortschritte bei der Implementierung. Gustavo Petro repräsentiert das Gegenteil. Mehr noch: Seine Regierung möchte die Geschichte der Gewalt im Land beenden und den Friedensprozess komplettieren. Weiterlesen

Wertschätzung

Zwischen Würze, Vielfalt und Unbehagen – Die peruanische Küche und ihre Wertschätzung

Zwei Dinge sind unbestreitbar: das Ausmaß der Armut, unter der viele Peruaner*innen heute leiden, und die Anerkennung, die die peruanische Küche und Gastronomie in den letzten Jahrzehnten erlangt hat. Es ist wichtig, dass wir uns darüber im Klaren sind, was gemeint ist, wenn heute von der „peruanischen Küche“ gesprochen und diese gerühmt wird. Die Rede ist von der Gastronomie, ihren Merkmalen, ihren Unterschieden und davon, wie sie sich an die Spitze der Konstruktion einer sogenannten „peruanischen Identität“ gesetzt und wie sie regionale, nationale und internationale Grenzen überschritten hat, um sich neben den berühmten und weltweit anerkannten Küchen zu behaupten. Dieses gastronomische und kulinarische Phänomen hat heute großen gesellschaftlichen Einfluss auf Politik und Wirtschaft, aber auch auf pädagogische, soziale und kulturelle Bereiche, etwa auf gesellschaftliche Aufstiegsträume. Weiterlesen

Lithiumabbau und Landraub

Gegen Landraub und Lithiumabbau in Jujuy – Aufstand in der Provinz und indigene Proteste in Buenos Aires

Im Juni peitschte Gerardo Morales, Gouverneur der Provinz Jujuy im Norden Argentiniens, eine Reform der Provinzverfassung durch, mit der soziale Proteste kriminalisiert, der Landraub indigener Territorien forciert und damit der Zugang internationaler Konzerne zu den Lithiumvorkommen erleichtert werden soll. Dagegen erhob sich ein breiter Widerstand. In der Provinz herrscht weiterhin Unruhe, und indigene Gemeinschaften trugen den Protest mit dem „Malón de la Paz“, der „Friedensinvasion“, bis nach Buenos Aires. Weiterlesen

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