von Rainer Bohnet
Wie gehen die staatlichen Stellen mit den Opfern von Terroranschlägen um? Kurt Beck, Opfer- und Hinterbliebenenbeauftragter der Bundesregierung, hat in seinem Abschlussbericht vom Attentat auf den Berliner Weihnachtsmarkt eklatante Missstände festgestellt. Man könnte glatt mutmaßen, die Menschlichkeit und die Empathie gehen in unserer technisierten und digitalisierten Gesellschaft verloren. Die deutschen Behörden, egal ob es sich Stellen auf Kommunal-, Landes- oder Bundesebene handelt, arbeiten seit Jahren am Limit. Die Arbeitsstellen sind oftmals schlecht bezahlt und zum Teil befristet. Und die Anforderungen an behördliche Dienstleistungen steigen unablässig.
Im Fall von Terroropfern oder Hinterbliebenen geht es primär um Psychologie, Mitgefühl, Hilfestellung und um Empathie. Vor allem letztere gehört in unserer Gesellschaft zu einer aussterbenden Gattung. Das betrifft natürlich alle gesellschaftlichen Ebenen. Der Individualismus breitet sich sintflutartig aus.
Philosophisch betrachtet müssen wir gesamtgesellschaftlich umdenken. Schwachen und Hilfebedürftigen muss umfassend und behutsam geholfen werden. Das ist die Aufgabe aller staatlichen Stellen, auch wenn dieses Feld bereits von den Kirchen und Sozialverbänden abgedeckt wird. Zusätzlich müssen wir innehalten, nachdenken und die Philosophie zum Pflichtfach an allen Universitäten befördern, damit wir lernen, die Probleme dieser Welt bis zum Ende zu denken. Hierbei sollte der Mensch nach der Definition von Immanuel Kant im Mittelpunkt stehen.
“Philosophie ist Argumentation im Handgemenge,” hat Karl Marx gesagt. Sie kann also auch friedensstiftend sein. Gepaart mit Empathie sind ihre positiven Wirkungen nicht zu unterschätzen. Das sollten möglichst viele Menschen verinnerlichen.
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