Beueler-Extradienst

Meldungen und Meinungen aus Beuel und der Welt

Schlagwort: Michael Haller

躺平

Das Gegenmittel gegen den Irrsinn Kapitalismus ist gefunden

Ist es nun bedauerlich, dass es sich nicht um eine Revolution handelt? Die meisten Revolutionen, die ich kenne, waren mit in der Regel unverhältnismässigem menschlichem Blutzoll verbunden. Als Ü-65-jähriger kann ich darauf gut verzichten. Aber imgrunde habe ich mit meinem frühen (verlustfreien!) Renteneintritt, mit zwei Jahren ALG und zeitweiligem Leben als Rentier (Lebensunterhalt allein aus eigenen Ersparnissen) eine ganz ähnliche Strategie gefahren, wie die chinesische Innovation “Tang Ping” (übers.: “sich flach hinlegen”). Weiterlesen

“Man weiss nichts”

Klasse-Text zur Viruskrise mit schlechten Zensuren für den Journalismus
Schau an, schon wieder Carta. Professor Michael Haller, der auch in diesem Blog schon einen Gastauftritt hatte, hat bei mir als Neueinstieg den Platz 1 meiner Lese-Respekt-Liste erobert. Haller polarisiert nicht, bevorzugt den cool-analytischen Gestus, verbirgt darin gelegentlich dennoch politische Urteile, auch strenge Verdikte, die aller Coolness zum Trotz zum Streit einladen. Und daran besteht hierzulande ja ein akuter Mangel. Weiterlesen

Zwischen „Flüchtlingskrise“ und „Migrationspakt“

Mediale Lernprozesse auf dem Prüfstand
von Michael Haller / Otto-Brenner-Stiftung

„Die ‚Flüchtlingskrise‘ in den Medien“: das war 2017 Titel einer OBS-Studie, die auf große Resonanz stieß, über deren Ergebnisse heftig gestritten wurde und die zeitweise politisch instrumentalisiert wurde. Studienautor Michael Haller war zu dem Ergebnis gekommen, dass der tagesaktuelle Informationsjournalismus seiner Aufgabe bei der Berichterstattung über die „Flüchtlingskrise 2015/16“ nicht gerecht wurde: Weiterlesen

Wem gehören die Wohnungen?

Weiter unten: NSU-Vertuschungen / Medien und Flüchtlingspolitik
Es gibt einen ARD-Sender, der sich anmassend “Mitteldeutscher” Rundfunk (MDR) nennt. Die Namensgebung fand zu einer Zeit statt, als unter den Augen von Kurt Biedenkopf bayrische CSU-Kader den Sender der ostdeutschen Bundesländer Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen kaperten. Zum Glück hat diese Vorgeschichte an Bedeutung verloren. Der Sender wird heute von einer toughen Frau geführt, die sogar einen ehem. taz-Medienredakteur als Mitarbeiter angeworben hat. Gestern wurde ich beim Zappen im langweiligen Mittelteil von “Barnaby” auf die Wiederholung eines exzellenten Dokumentarfilms von Ariane Riecker aufmerksam. Der zeigt, wie die Immobilienhaie die Städte erobert haben Weiterlesen

Mob und Elite

Der Trick mit den Umfragen und Wahlergebnissen
Wenn die CSU bei der Landtagswahl über 38% schafft, das wäre ein Verlust von knapp 10%, wird sie sich zur Wahlsiegerin erklären – weil sie ja Erster bleibt, mit ca. “20% Vorsprung”, und es nicht so schlimm gekommen ist, wie vorhergesagt.
So wie jetzt Schweden, ist doch nicht so schlecht gekommen. Statt “bis zu 25%”, wie vorhergesagt, sind die rechtsradikalen Schweden unter 20% geblieben. Und die Sozialdemokraten sind Erster geblieben, mit 28%. Da träumen deutsche Sozis von, Weiterlesen

Wahlanalyse / Nahles / Ernährung / Kritik an Haller-Studie

Seit vielen Jahren liefert Horst Kahrs, früher gemeinsam mit den thüringischen Staatskanzleichef Benjamin Hoff, für die der Linkspartei nahestehende Rosa-Luxemburg-Stiftung fundierte Wahlanalysen. Wie üblich ist die Neueste immer die Wichtigste.

Der beste denkende taz-Schreiber Stefan Reinecke widmet sich der neuen SPD-Fraktionsvorsitzenden Andrea Nahles. Ich erinnere mich an einen Pfingstfeiertag, an dem ich gemeinsam mit ihr ein Mittagsmenü im Vieux Sinzig genossen habe. Eine sehr ernsthafte und genussfreudige Persönlichkeit. Mit Reinecke bin ich der Meinung: kann nicht ganz falsch sein.

Ernährungsberatung ist die moderne Variante der Wahrsagerei. Das hat jetzt auch der Wissenschaftsteil der FAZ erkannt. Bemerkenswert: die im globalen Ernährungsdiskurs führenden USA sind ebenso führend bei den Ernährungsstörungen ihrer Bürger*innen. Ob es da einen Zusammenhang gibt? Meine Empfehlung: achten Sie darauf, was Ihnen guttut. Und essen und trinken sie das, solange es Ihnen guttut. Nehmen Sie sich Zeit dafür (nicht unter 30 Minuten! der Körper gibt erst ab der 20. Minute Rückmeldungen). Und lassen Sie dabei die Arbeit weg, auch im Kopf. Sie ist das Grösste aller Gesundheitsrisiken.

Christine Horz verfasste für den “Rat für Migration” eine Kritik der in diesem Blog auszugsweise dokumentierten Studie von Michael Haller zur Flüchtlingsberichterstattung der Leitmedien. Ihre Kritik zielt weniger auf Aspekte des journalistischen Handwerks, stärker auf das fahrlässige politische Framing. Dieser Argumentation kann ich folgen.

Rechtsverschiebung – und alle machen mit?

Umfragen und Medien sagen, der AfD-Anhang schmilze – allzu langsam – weg. Die Gefahr war nie, dass diese rechten Spinner an die Macht kommen. Die Gefahr ist, dass sie das komplette Diskursspektrum unserer Gesellschaft nach rechts verschieben und entmenschlichen. Was das betrifft, kann man ihnen den “Respekt” nicht versagen, da sind Greis Gauland und Co. schon weit vorangekommen.
Nichts Geringeres als die angeblichen “Fake-News”-Bekämpfer der ARD-Tagesschau dokumentierten das gestern auf klassische Weise. Mit vollgeschiessenen Hosen, von den Rechten als Lügenpresse und Staatsrundfunk geziehen zu werden, wurde einer AfD-Pressekonferenz mit der zentralen Botschaft, das Grundrecht auf Asyl im Art. 16 des Grundgesetzes endgültig zu beseitigen, breiter Berichtsraum gegeben. Selbstverständlich wird dabei von Gauland kein Eiertanz zur Verharmlosung der Naziverbrechen ausgelassen: das Grundrecht sei “eine Überkompensation unserer schwierigen Vergangenheit in den zwölf Jahren”. Naziverbrechen und Holocaust heissen also jetzt niedlich “die-zwölf-Jahre”. Der Ausgewogenheit der Tagesschau-Berichterstattung diente dann ein unbekannter CDU-MdB, der sagte, dass man das nicht vorhabe, was die AfD da wolle. Erst in der 20-Uhr-Ausgabe wurde dann noch ein Satz der Linken-Vorsitzenden Kipping in den Bericht reingeschnitten.

Es wird hier exakt der Fehler wiederholt, den Michael Haller jüngst in seiner Untersuchung “‘Flüchtlingskrise’ und Medien” nachgewiesen hat: Weiterlesen

Streit um Medien-Studien und Fake-News

Dieser Blog hat direkt am Erscheinungstag die Ergebniszusammenfassung und Fazit der Studie von Prof. Michael Haller zur Flüchtlingsberichterstattung deutscher Medien dokumentiert. Ebendiese Medien bestätigten seine Befunde mit ihrer Berichterstattung über die Studie selbst. Gabriele Hooffacker bemüht sich nun auf Carta.info mit ein paar Tagen Abstand um eine sachlich-kühle Zusammenfassung der bisherigen Debatte.
Update 15.8.: Michael Haller selbst nahm hier auf Carta zu Hooffackers Besprechung Stellung.

Rene Martens, neben Stefan Niggemeier derzeit der klarsichtigste deutsche Medienjournalist, zieht in der Medienkorrespondenz eine Zwischenbilanz der “Fake-News“-Politik. Eine merkwürdige Karriere eines jungen politischen Begriffes für einen Sachverhalt, der so alt ist, wie die Menschen.

Die “Flüchtlingskrise” in den Medien

von Jupp Legrand / Otto-Brenner-Stiftung
„Flüchtlingskrise“ und „Willkommenskultur“ – OBS analysiert die Flüchtlingsberichterstattung und dokumentiert erhebliche Defizite bei den „Mainstreammedien“

+++ Die Informationsmedien sind in der Berichterstattung 2015/16 über Flüchtlinge ihrer Aufgabe nicht gerecht geworden +++ Sie waren mehr „politischer“ Akteur als neutraler Beobachter +++ tiefgreifende Sinn- und Strukturkrise des sogenannten Mainstreamjournalismus dokumentiert +++ Lebenswelt des Publikums spiegelt sich nicht ausreichend in der Medienwelt wider +++ medienkritische „Pionierarbeit“ von Prof. Haller jetzt erschienen+++

Im September 2015 schrieb die Neue Zürcher Zeitung über die Flüchtlingsberichterstattung deutscher Journalisten: „In moralischen und emotionalen Ekstasen steigerten sich die deutschen Medien mit wenigen Ausnahmen in einen Überbietungswettbewerb um Empathie und Willkommenseuphorie hinein, ohne Gedanken an den Überdruss, den derlei beim Leser erzeugen kann.“ Hatte dieser neutrale Beobachter Recht? Gab es im Wahrnehmungsfeld der deutschen Journalisten einen blinden Fleck, der ihre Sicht dermaßen verzerrt hat? Diese Frage stand am Anfang einer Studie über die Flüchtlingsberichterstattung deutscher Informationsmedien.

Autor der OBS-Studie ist der über Fachgrenzen hinaus renommierte sowie international profilierte Wissenschaftler Prof. Dr. Michael Haller (Hamburg, Leipzig). Ein zentraler Befund der medienkritischen Pionierarbeit ist, dass große Teile der Journalisten ihre Berufsrolle verkannt Weiterlesen

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