Die meisten glauben, die Nutzung von Facebook, Google oder App-Stores sei umsonst. Kinderglaube. Die Währung der Zukunft, selbst dann, wenn das Bargeld mal abgeschafft werden sollte, sind Daten. Oder was glauben Sie, wie die Jungs im Silicon Valley Milliardäre geworden sind? Aber Hetzen gegen ihren unverdienten Reichtum ist billige Ablenkung von Politik. Der Autor Thomas Wagner hat dazu ein Buch geschrieben und die Junge Welt veröffentlichte heute die Einleitung. Wer von “sozialer Gerechtigkeit” schwafeln will, und das werden in den nächsten Monaten viele tun, der sollte hierzu in den Schwitzkasten genommen werden.
Das gilt vergleichbar für den Privatbesitz von Grund, Boden und Gebäuden, mindestens in grossstädtischen Ballungsräumen. Grund und Boden sind nicht produzier- und vermehrbar. Ihr Besitz ist, wie aktuell am Bonner Viktoria-Karree studiert werden kann, aber geeignet, Demokratie auszuhebeln und lächerlich zu machen. Das macht der österreichische Milliardär und verurteilte Betrüger Rene Benko, der sich auch schon geleistet hat, ehemalige Bundeskanzler zu bezahlen. So eine Bruchbude, bzw. das “Entwickeln” einer Immobilie dazu, in der Bonner Innenstadt interessiert ihn einen Scheiss. Mieter, Kleingewerbetreibende, Wohnungssuchende sollen an die Türen der unfähigen Kommunalpoilitiker*innen kratzen, bis die bei ihm unter der Türritze durchkriechen. Ihn hilflos zu beschimpfen mag hormonell befriedigen, politisch ist das egal.
Denn was Benko in Bonn spielt, findet in allen unseren Großstädten statt. Inhabergeführter Einzelhandel oder Gastronomie ist kaum noch möglich, weil die Immobilientarife kapitalgetrieben sind. Das Angebot wird knapper, die Unmengen an Kapital wissen nicht mehr wohin, gehen also in Immobilien und schaffen so eine Sonderinflation. Im Erscheinungsbild unserer Städte führt das zu einer Vereinheitlichung nach dem Prinzip von Franchise-Konzernen, die als letzte die Mieten noch bezahlen können und wollen.
Vielleicht werden wir das in wenigen Jahren am Bonner Hauptbahnhof sehen. Eine Bausünde, die begangen wurde, als ich 1972 zum ersten Mal bei einer Klassenfahrt den Boden dieser Stadt betrat, wir liefen aus dem Hbf. direkt gegen einen Bauzaun, hinter dem das Bonner Loch gerade gegraben wurde, wird jetzt endlich beseitigt. Schön, dass ich das noch erleben darf. Ich bin auch sicher, dass die Sache beim Planungsdezernenten Wiesner, der die Sünden seines Vorgängers ausführen muss, in guten Händen ist. An schon begangenen Fehlern, Liebedienereien vor den Investor*inn*en und den Eigentumsverhältnissen kann der arme Mann aber auch nichts ändern.
Einzelhandel und Gastronomie werden ausserdem von Amazon, Lieferando u. ähnl. Online-Monopolisten bedrängt. Denkfaulheit, Kreativitätsmangel führen zur sicheren Pleite. Doch selbst, wer diese Fehler vermeidet, kann Renditeerwartungen der vermietenden Immobilienfonds nicht erfüllen. Wenn wir das nicht stoppen, also z.B. spätestens die nächste Bundesregierung, können wir unsere Städte, wie wir sie kennen, beerdigen.
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