Knastbruder Uli Hoeness hat wohl nicht mehr viele echte Freunde. Und der Fußballkonzern im süddeutschen Raum scheint keine gute Adresse mehr zu sein für Leute, die im Fußballbusiness noch eine Weltkarriere anstreben.
Die aktuelle Gerüchteküche zeugt zum einen von der persönlichen Integrität von Jupp Heynckes. Der hat in diesem Geschäft wirklich alles erlebt, von Morddrohungen bis zum Rausschmiss nach dem Gewinn der Champions League. Er hat die Welt gesehen und ist zum Lebensabend an den Niederrhein zurückgekehrt, wie er es immer wieder getan hat. Und lässt seine Freunde nicht, wie die meisten andern in der Branche es irgendwann tun, fallen. Also hat er sich überreden lassen, noch mal dort zu arbeiten, wo er schon mehr Erfolge eingefahren hat, als die meisten andern, die sich heute noch als Celebrities und Gastkommentatoren rumreichen lassen. Ich weiss von befreundeten Journalisten: der Mann wirkt nicht nur anständig, er ist es auch.
Wie anders sein alter neuer Arbeitgeber. Nach der deutsche Energiebranche, nach dem Zusammenbruch des deutschen Eisenbahnbahnnetzes, nach der deutschen Autoindustrie, müssen wir uns nun im Weltmeisterland Sorgen um die Existenz der Fußballbranche machen. Ab nächstes Jahr sind die Europapokale hierzulande nicht mehr im Free-TV zu sehen. Vorausschauend verlieren dort jetzt bereits alle deutschen Teilnehmer ihre Spiele. Jetzt wollen auch die besten Trainer nicht mehr beim deutschen Marktführer arbeiten, weil sie zu Recht befürchten, dort ihr Image und ihre Karriereaussichten vorzeitig zu ruinieren.
Es gibt in diesem Land keine strategische Steuerung und Initiative, um diese selbstzerstörerischen Tendenzen zu bremsen und einzudämmen. Die da oben kennen nur noch ein Weiter-so bis zum nach-mir-die-Sintflut. Die unten denken, die da oben machen ja doch was sie wollen, und wenden sich mit Grausen ab. Figuren wie Heynckes oder Merkel wirken dabei wie die letzten ehrbaren Kapitäne, die ihr Schiff erst verlassen wollen, wenn Menschen und Ratten es geräumt haben.
PS: Es gibt Wichtigeres, auch im Fußball: diese Fußballtagung in Salzburg, ganze ohne Brausepulver-Mäzen, hier ein Tagungsbericht der Jungen Welt.
Update 13.10.: Eine angemessen kritische Würdigung Jupps gelang heute Gladbach-Fan und Bayern-Berichterstatter Christian Eichler in der FAZ. Er vergass nur zu erwähnen, dass Hans Meyer jetzt im Vereinspräsidium der Borussia aktiv ist, uneitel still und effizient.
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