Ist Trump irre oder nicht? Ist das wichtig?
Gregor Gysi hat mal gemeint, jede Partei habe einen Anteil von ca. “10% Quartalsirren”. Wenn er da mal nicht untertrieben hat. Aber was helfen solche Erkenntnisse weiter? Manche Expert*inn*en meinen ja, “die Normalen” seien “das Problem”. Platt zusammengefasst: das Problem ist das System, das die Menschen so macht, wie sie heute sind.
Ob Trump irre ist oder nicht, ist vor allem eine wundersame Ablenkungsdiskussion für die US-Demokraten. Was, wenn ja? Dann bekämen wir den US-Präsidenten Mike Pence. Ganz vorsichtig eingeschätzt: Kriegsgefahren würden mit dem jedenfalls nicht geringer. Frauke Steffens (FAZ), der Lichtblick unter den deutschen US-Korrespondent*inn*en weist zutreffend auf die Zweifelhaftigkeit von Ferndiagnosen hin. Hier wird vor allem Medienbusiness-Wasser gekocht. US-Medien und Verlage haben gecheckt, dass das Publikum für Anti-Trump-Literatur kaufkräftig ist, und mehr liest, sowie allgemein mehr Medien konsumiert.
Besser wäre, die US-Demokraten würden eine grundlegende attraktive Politikalternative zu Trump und seinem desolaten Milliardärshaufen vorlegen. Wobei sie mit dem Problem klarkommen müssen, dass sie in ähnlicher Weise vom Grosskapital unterwandert und infiltriert sind, wie ihre Gegenseite. Und die meisten US-Bürger*innen das längst wissen.
Die Sozio- und Psychopathen sind jedoch nicht nur ein Symptom des Systems. Sie sind auch ein Problem für das System. Nehmen wir mal die Null Dobrindt. Einer der grössten Versager im Amt eines Bundesministers ever. Schauen Sie sich nur um, wie es um die Infrastruktur in dieser Republik bestellt ist. Oder die Lage der deutschen Autoindustrie. Stellen Sie sich, wenn Sie darüber nachdenken nur sein Gesicht vor. Der Arme ist wahrscheinlich von Selbstzweifeln – berechtigten! – so zerfressen, dass er das mit Dickem-Max-Getue nach aussen kompensieren muss. Keine Ahnung, wie lange das gutgeht. Aber Mitleid ist nicht angebracht.
Warum schickt die CSU so einen als billiges Opfer vor die Kamera? Marietta Slomka war er nicht gewachsen. Die Antwort ist: sie haben keine Besseren. Ähnliches hat sich längst auch über die FDP-Fraktion rumgesprochen. Wären die in eine “Jamaika”-Regierung gegangen, hätte es noch mehr Dobrindts gegeben.
Wie lange wollen wir uns darüber erregen? Es ist unterhaltsam, es befriedigt emotional. Die elende Personalisierung politischer Prozesse, wie sie von den meisten Medien geschäftstüchtig praktiziert wird, verstellt uns mehr den Durchblick, als sie ihn uns verschafft. Für uns – wie für die US-Demokraten – wäre es besser, wir beschäftigten uns mehr mit Politik-Alternativen und der gesellschaftlichen Mobilisierung dafür. Oxiblog-Autor Horst Kahrs macht dafür einen analytischen Anfang. Er nimmt die scheinbare Witzfigur Dobrindt so ernst, wie wir es leider müssen.
Da frage ich mich, wie lange die Linken in der BRD noch warten wollen, sich an die Arbeit zu machen. Schaut auf die USA: wollt ihr das?
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