Zwei Attribute sucht man in der heutigen Politik meist vergeblich: Verantwortung und Vision. Menschen, die politische Ämter bekleiden, üben diese Ämter auf Zeit aus. Die Amtszeit kann allerdings jäh enden, wenn man abgewählt wurde oder Verantwortung für Fehlleistungen übernehmen muss oder will. Letzteres vermisse ich bei der Parteispitze der SPD. Denn dort hat außer Martin Schulz kein anderer Konsequenzen gezogen.
Verantwortung und Rücktritt sind miteinander verbunden. So wurde z.B. der Rücktritt von Willy Brandt als Bundeskanzler im Jahr 1974 historisch als Fehleinschätzung gewertet. Denn ihn traf bei der Spionageaffäre keinerlei Schuld. Die heutigen SPD-Protagonisten setzen ihre Partei kollektiv in den Sand. Sie bringen sich beruflich in Sicherheit, versprechen die Erneuerung der Partei, befürworten unisono die GroKo und gewinnen überflüssigerweise den Mitgliederentscheid.
Willy Brandt war der letzte deutsche Politiker mit Visionen. Fragen nach der Zukunft der Erde und der Menschheit bleiben heutzutage meist unbeantwortet. Es dominiert der Pragmatismus. Trotz unseres enormen Wissens- und Erkenntnisstandes wagen wir nicht, Visionen zu entwickeln und in politische Ziele umzuformulieren. Diese Kurzatmigkeit schwächt die Demokratie und insbesondere die SPD.
Letzte Kommentare