In London ist etwas skurriles passiert: Die Queen und Prince Phillip empfingen Repräsentanten des Commonwealth, und die Königin beschwor in ihrer von der Premierministerin vorgeschriebenen Rede den Zusammenhalt des kolonialen britischen Empire. Ziel der Übung war es, neue ökonomische Bande mit den einst rücksichtslos ausgebeuteten britischen Kolonien wie Indien, Pakistan und Guayana, Nigeria, Uganda und Trinidad, Barbados, St.Vincent, aber auch mit Steueroasen und Spielfeldern der organisierten Finanzkriminalität wie Malta, den Bahamas und der Isle of Man zu binden und zu vertiefen und die Kooperation mit Kanada, Neuseeland und Australien zu beschwören.
In einer skurrilen Zeremonie, die der betagten Elizabeth II. wie ein Dèja-vu ihrer legendären Dienstantrittsreise in den 50er Jahren vorgekommen sein muss – ihr Job hat Dimensionen, vor denen wir normalen Werktätigen glücklicherweise verschont bleiben – wurde sie von der irrlichternden Regierung Theresa May genötigt, eine Vergangenheit zu beschwören, die keine Zukunft mehr hat. Wie schlecht muss es der Regierung May gehen, dass sie angesichts des BREXIT eine derartige Zombie-Parade veranstaltet? Bilaterale Handelsabkommen mit Kanada, Neuseeland und Australien – das könnte man noch verstehen. Aber Antigua und Barbuda, Belize, Grenada, Papua-Neuguinea, die Salomonen, St. Kitts, Nevis und Tuvalu – das sind bestimmt die Handelspartner, die dem Vereinigten Königreich helfen werden, den Verlust der EU als Handelspartner zu verkraften!
Wer diesen Auftritt der britischen Regierung gesehen hat, dem wird auch klar, warum die vermuteten, angeblichen, wahrscheinlichen aber doch nicht bewiesenen durch Putin verübten Mordversuche an einem russischen Doppelagenten den Alltag, Brexit und die Außenpolitik des demnächst ehemaligen EU-Mitgliedes eine solche Bedeutung gewonnen haben, um von dem BREXIT-Desaster und seinen ökonomischen Folgen abzulenken. Vielleicht sollte Frau May mal “Butter bei die Fische” tun, was die Kosten des BREXIT betrifft, ihren Wähler*innen mal mitteilen, was der BREXIT wirklich kostet, und dann offen über die Folgen des politischen Desasters eine breite gesellschaftliche Diskussion zu führen. Aber das würde Selbstkritik und einen A…tritt für ihren Außenpolitik-Kasper Boris Johnson bedeuten, und kommt in der Vorstellungswelt der konservativen Abbruchunternehmerin der Tories und des United Kingdom wohl nicht vor.
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