Gestern trat im Olivotti ein Anhänger des Fußballkonzerns aus dem süddeutschen Raum auf. Er jammerte rum, weil er am Vorabend in seiner Fußballkneipe durchgehend aufgezogen worden sei, nur weil seine Mannschaft mal verloren habe. Morgens im Radio waren mir bereits die Spielerinterviews aufgefallen, in denen die Verlierer, wie sie es bei diesem Konzern immer tun, behaupteten, sie seien “eigentlich die bessere Mannschaft” gewesen.
Diese Überheblichkeit lässt hoffen, dass es vielleicht doch eine interessante Saison gibt. Eine Parallelentwicklung gibt es in Spanien, wo sowohl Barca als auch Real fast im Gleichschritt gegen schwächere Gegner stolpern, als wenn es sich um eine abgesprochene Dramaturgie handelt, um künstlich Spannung zu erhalten. In England hat sich Klopps Liverpool in den Kreis der üblichen Verdächtigen hereingespielt – alte Langeweile dagegen nur in Frankreich und Österreich.
Hierzulande geben sich alle Vereine der oberen Mittelklasse erkennbar Mühe bei Kader- und Spielrenovierung. Der BVB hat mit Lucien Favre den besten Griff von allen getan. Während die eskortierenden Medien sich am “Fall Götze” besoffen berichten, hat Favre nicht nur Götze, sondern die gesamte Restnomenklatura der alten Klopp-Zeit ersetzt – macht also das, was sie beim Konzern im Süden seit einigen Jahren verpennt haben. 34, 35 Jahre sind für Aussenstürmer ein kleines bisschen alt – sie sind ja vor allem im Kopf nicht jung geblieben.
Die Qualitäten von Reus (29) und Dahoud (22) hat Favre in seiner Gladbacher Zeit noch selbst mitentwickelt. Die komplette Abwehrreihe hat er radikal verjüngt. Sie spielt nicht fehlerlos, aber er stärkt den ehrgeizigen jungen Männern Hakimi (19), Akanji (23), Diallo (22) und Zagadou (19) den Rücken. Keiner von ihnen wurde ausgewechselt. Sie dankten es ihm. Beim 4:2 bei Bayermonsanto begannen einzelne der 4 BVB-Tore beim Torwartabwurf, oder wurden durch Flanken von Aussenverteidigern kreiert, die weder Schmelzer noch Piszczek heissen. Zu Jadon Sancho und Paco Alcácer ist sowieso schon alles gelobhudelt.
Auch meine Borussia hat im Vergleich zum Vorjahr erkennbare Fortschritte gemacht. Es wird schon noch der eine oder andere Auswärtssieg kommen. Noch 29 Punkte. Dann sprechen wir uns wieder.
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