Die “digitalisierte Landwirtschaft”
Vor einigen Tagen hatte ich bereits auf einen NDR-Film zu diesem Thema hingewiesen. Heute schreibt Svenja Glaser/oxiblog gründlich über eine Studie zu diesem Thema. Welche Auswirkungen wird es auf unseren Appetit haben? Schmeckt es noch, wenn richtige Menschen an der Erzeugung kaum beteiligt waren? Es schmeckt nicht unbedingt besser, wenn wir beim Essen an sklavenähnliche Arbeitsverhältnisse beim Ernten von deutschem Spargel, italienischen Tomaten oder spanischen Erdbeeren denken. In der Regel spalten wir das in der Zeit gedanklich ab, es soll ja schmecken.
Waren- und Ökotester haben oft genug nachgewiesen, dass Lebensmittel von Aldi oder Lidl schmackhaft und gesundheitlich unbedenklich sind. Das ist aber nicht das zentrale Problem. Das sind die “terms of trade”, die Machtverhältnisse in den Produktions- und Handelsbedingungen. Sie sind so unfair wie der Kapitalismus, unabhängig davon wie nett oder eklig die Personen sind, die miteinander verhandeln. So ähnlich verhält es sich mit der digitalisierten Landwirtschaft.
Sie ist nicht automatisch schlecht, sie kann dem Fortschritt dienen – auch wenn sie für Streichelzoos und TV-Aufnahmen nicht geeignet ist. In den gesellschaftlichen Verhältnissen von heute sorgt sie jedoch für eine radikalisierte Revolution von oben. Sowohl wir Konsument*inn*en als auch die Erzeuger*inn*en geraten in radikalisierte Abhängigkeit von konzerneigenen Datenbanken. An die Verfügung über diese Daten lassen sie uns nicht dran, und an ihre Programmierung auch nicht. Das sind die neuen Geschäftsgeheimnisse und ist die neue Macht. Dass das alles unserer oder gar der Welternährung dient, ist das Märchen, das uns kostenlos dazu verkauft wird.
Ein Teil der anderen Seite, die Arbeitsgemeinschaft Bäuerliche Landwirtschaft (ABL) bietet demgegenüber nach einem Bericht von Jost Maurin/taz ein politisch ähnlich jämmerliches Bild wie die sonstige politische Linke. Aber das ist nur ein kleiner Verein innerhalb einer grossen Bewegung.
Die Darstellung Glasers der landwirtschaftlichen Verwertungskette in ihrer digitalisierten Variante erinnert mich im Modell an die Strategien, die bei Nachrichten, Werbung und dem Verkauf von Meinungen verfolgt werden, wie ich sie vor ein paar Stunden am Beispiel Ströer/t-online.de wahrgenommen habe. Das sind die Gefahren für unsere Demokratie, mit denen die Rechten so gerne spielen wollen. Darin finden kluge Kerlchen wie Jonas Schaible, und alte Hasen wie Sigmar Gabriel ihr Auskommen und Gnadenbrot, so lange sie nicht zu frech werden.
Update 11.10.: Lesen Sie zu Sigmar auch diese aufregende Kolumne non Silke Burmester.
Ich halte es da lieber mit Elke Heidenreich – wobei ich mit geringeren Beträgen auskommen, aber auch keine Personen mitversorgen muss: “Interessieren”? – Ja!; Wichtig? Nein.
Update 11.10.: Zur Landwirtschaftspolitik beachten Sie bitte auch diesen Blätter-Beitrag von Christiane Grefe.
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