… die mit Existenzbedrohung und Ausgrenzung einhergeht.”

Auf dieser Basis referierte Gerhard Roden, Leiter der Wohnungslosenhilfe der Caritas Bonn, im Bonner Politik-Forum und argumentierte bewusst mit dem universellen Grundgesetzartikel 1, in dem die Würde des Menschen und deren Unantastbarkeit definiert wird.

Bereits in der Verfassung der Weimarer Republik (Art. 155) gab es ein Recht auf eine “gesunde Wohnung”, allerdings nur für Deutsche. Heute gilt der Artikel 1 des Grundgesetzes universell und auch die Charta der Menschenrechte der UN macht keine Einschränkung auf der Basis von Nationalitäten.

Wohnungs- und Obdachlose leider primär unter ihrer Stigmatisierung, die mit Diffamierung und Ausgrenzung verbunden ist. Die Gründe für diese existenzielle Lage sind individuell und strukturell. Auf der individuellen Seite sind dies Suchterkrankung, seelische Erkrankung, Traumatisierung/Gewalterfahrungen, kritische Lebensereignisse, prekäre Arbeitsverhältnisse, Langzeitarbeitslosigkeit, Überschuldung, Vereinsamung, Migration und unzureichende Bildung/Ausbildung.

Auf der strukturellen Ebene sind es Nachfrageüberhang am Wohnungsmarkt, fehlende geschützte Wohnungsmarktsegmente, hohe Mietbelastungsquoten, Massenarbeitslosigkeit, Segregation, soziale Ungleichheit sowie Zugangsbarrieren zu Sozialleistungen und Gesundheitsdiensten.

In NRW waren zum Stichtag 30.06.2017 insgesamt 32.286 Menschen als wohnungslos gemeldet. In Bonn waren es zum gleichen Stichtag 864 Personen. Beide Zahlen sind seit 2014 um über 50 Prozent gestiegen, wobei es es sich ganz klar um ein städtisches Problem handelt. Deutschlandweit sind rund 300.000 Menschen von Wohnungslosigkeit betroffen.

In 2017 nutzten 1.425 Personen die Hilfe der Bonner Wohnungslosenhilfe. Darunter waren 200 Frauen (14 %) und der Altersdurchschnitt betrug 42,9 Jahre.

Der große Mangel an bezahlbarem Wohnraum reicht mittlerweile tief in den Mittelstand hinein und trifft daher die Menschen am unteren Ende der Gesellschaft besonders hart, stellte Gerhard Roden fest. Daraus folgt eine radikale Veränderung der Wohnungspolitik, die alle gesellschaftlichen Gruppen im Auge haben muss. Das ist eine der wichtigsten Aufgaben der Politik.

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