Heute morgen, es war eigentlich noch Nacht, aber schon hell, hat es hier in Beuel ein kleines Stündchen geregnet. Es ist klar, und tausendmal erklärt worden: Wetter und Klima sind nicht das Gleiche. Das Klima, aus dem viele einzelne Wetters hervorgehen, ist ein tief komplexer, und bis heute vielleicht noch nicht vollständig erforschter Mechanismus.
Dennoch ist auch das Wetter ein Politikum.
Ich vergleiche es mit Sicherheit und “gefühlter Sicherheit”. Fachleute betonen seit Jahren, dass die Kriminalität abnimmt. Die Mehrheit der Menschen meint aber, dass sie zunimmt. Nicht nur, weil in der TV-Glotze wöchentlich 50 Morde passieren (ich habs mal durchgezählt), sondern weil sie über die zahlreicher gewordenen Medien (Sex&Crime sells) immer mehr über Kriminalität erfahren. Diese “gefühlte Sicherheit” ist also eine politische Realität – was Menschen denken und fühlen, muss demokratische Politik berücksichtigen.
So ist es auch mit dem Wetter. Dürresommer in Deutschland sind einerseits schlimm für Mensch, Tier und Pflanze, aber demoskopisch gut für die Grünen – jedenfalls solange sie Opposition sind.
Der Blick in die Welt verschlimmert das Bild. Mit den Wettervorhersage-Angeboten im Netz können Sie heute über die komplette Erde navigieren. Auf der Suche nach Regen für Beuel habe ich mich aufgrund aktueller Panikmeldungen spasseshalber nach Anchorage/Alaska (in die Suchfunktion eingeben, oder mit Maus oder Fingern dahin navigieren) verirrt, und der Spass ist mir prompt vergangen: dort hätte ich heute Nacht schlechter geschlafen als in Beuel: über 30 Grad am Tag, über 20 in der Nacht. In Alaska! Das ist beim Nordpol um die Ecke.
Das ist nicht nur ein gefühlter Schreck. Das bedeutet recht naturwissenschaftlich, dass nicht nur die Gletscherschmelzen in den Hochgebirgen, sondern auch das Auftauen von Permafrostböden in den Polumgebungen beschleunigt wird. Das setzt Methanblasen frei (das, was in “kleinen” Mengen aus den Kühen rauskommt), die wiederum den Klimawandel beschleunigen, und zwar nicht mit schlichten Prozenten oder Vervielfachungen, sondern mit rechnerischen Potenzierungen!
Die Herren der Energiewirtschaft, der Autokonzerne, der Fluggesellschaften, Agrokonzerne, sonstige Energiegrossverbraucher und Wirtschaftslobbyminister sollten auf den Knien rutschen und sie engagiert bewirten, und ihnen schleunigst lukrative Jobs anbieten, diese freundlich-nette dem Leben zugewandte Bundesumweltministerin und so eine liebe, kluge Umweltaktivistin. Wenn das der “radikale” Widerstand ist …. Von dem könnte der Kapitalismus noch – knapp! – gerettet werden.
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