Despoten brauchen Kriege
Recep T. Erdogan ist geschwächt. Das macht ihn besonders gefährlich. Einzelne Freilassungen deutscher Geiseln beruhigen die Medienwinde, aber nicht die Lage der Menschen, die mit ihm in einem Staat oder Nachbarstaat zusammenleben müssen. Die EU zückt den Finger und macht ein bisschen “Dududu!”. Die deutsche Regierung dagegen will sich beim Einflussnehmen und Geldverdienen nicht bremsen lassen. Sie bringt damit wissentlich alle Anrainer des östlichen Mittelmeers in Gefahr, die sich mit Erdogan um die Gasvorräte streiten. Deutsche Rüstungskonzerne beobachten das mit wachsender Begeisterung, könnten sie doch fast alle mit fortgeschrittenen Mordtechnologien beliefern, und darauf hoffen, dass sie bald ausprobiert werden. Solange keine toten Deutschen nachhause kommen, lässt sich das innenpolitisch alles abfedern – eine schöne Aufgabe für AKK (wo ist eigentlich der Maas?).
Gerrit Wustmann/telepolis kommentiert diese Heuchelei.
Der Syrienkrieg ist aus der TV-Glotze verschwunden. Viele glauben vielleicht, dass es ihn, ähnlich wie Bielefeld, gar nicht mehr gibt. Dann werfen wir doch mit Thomas Pany/telepolis mal einen Blick in ein Flüchtlingslager mit 70.000 Insassen, mehrheitlich Frauen und Kinder. Welche Gefühle kommen da auf? Auf jeden Fall eingesperrt und bloss nicht hierher lassen? Das wäre so ähnlich, wie ein Feuer an eine Zündschnur legen. Wer will das?

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net