von Eduard Fritsch
Rummelplatz für US-Tourist*innen und Wartesaal für Migrant*innen
Willkommen in Tijuana
Tequila, Sex und Marihuana
Willkommen in Tijuana
Mit dem Schleuser gibt es keine Grenze
(Manu Chao)
In Reiseführern wird Tijuana oft als gefährliche und sündhafte Stadt dargestellt, die es gleichwohl zu besuchen lohnt. Zum Beispiel: „Es ist eine Stadt mit einem schlechten Ruf. Sicherlich gibt es viele Bars und Bordelle, Apotheken, in denen man rezeptfrei alles bekommen kann, Striptease-Lokale und betrunkene Tourist*innen…Trotzdem empfiehlt sich ein Bummel über die Avenida Revolución, wo man die faszinierende Mischung der Kulturen bestaunen kann…“ (Lonely Planet, 2007).
Es geht auch nüchterner: „Für die Kalifornier ist Tijuana mit seinen zwei Millionen Einwohner*innen Wochenendziel: Preiswerte Einkaufsmöglichkeiten, Bars, Restaurants, Nachtclubs und Spielsalons garantieren den Wohlstand der Stadt. Bereits während der Prohibition 1920-1933 (Alkoholverbot in den USA – die Red.) erlebte Tijuana einen ersten Boom, trafen sich seinerzeit die Durstigen von Seattle bis San Diego.“ (Marco Polo, 2016) Angefangen hat Tijuana wie so viele Orte in den spanischen Vize-Königreichen mit einer Missionsstation, San Diego de Alcalá. 1829 konzessionierte der Gouverneur von Kalifornien einem seiner Gefolgsleute einen Komplex von sechs Rinderfarmen mit 10000 Hektar, den man von da ab „Rancho Tía Juana“ nannte. Nach dem Krieg zwischen Mexiko und den Vereinigten Staaten, der 1848 mit dem Frieden von Guadalupe-Hidalgo beendet wurde, und in dessen Gefolge Mexiko über die Hälfte seines Territoriums verlor, wurde der „Rancho Tía Juana“ Grenzstadt und Nachbarort des Hafens San Diego im US-Bundesstaat Kalifornien. Über vierzig Jahre später, 1889, wurde der Streit zwischen den Erben des „Rancho Tía Juana“ beigelegt und Tijuana gegründet, als Handelsplatz auf dem Weg nach San Diego und Los Angeles. Der Flecken mit weniger als 100 Häusern am äußersten Rand der mexikanischen Republik geriet 1911 in den Mittelpunkt des nationalen Interesses, als eine Gruppe von Mexikaner*innen und US-Amerikaner*innen unter dem Kommando der Gebrüder Flores Magón den Ort angriffen, um von hier aus im mexikanischen Baja California die erste sozialistische Republik der Welt zu gründen. Die Einwohner*innen von Tijuana und des ganzen Bundesstaates fanden diese Idee überwiegend nicht so gut und trieben die Revolutionär*innen alsbald in die Vereinigten Staaten zurück.
Einen ersten Boom als Stadt des Vergnügens und des Glückspiels erlebte Tijuana dann in der Zeit von 1920 bis 1933, als in den USA die Prohibition galt. 1927/28 wurde der Tourismuskomplex „Compañía Mexicana de Agua Caliente“ (Mexikanische Spirituosen Gesellschaft) mit einem Spielcasino eröffnet, das bald zum Treffpunkt von Politiker*innen, Unternehmer*innen und Künstler*innen, vor allem auch aus der wachsenden Filmindustrie aus dem benachbarten Kalifornien wurde. Die goldenen Jahre von Tijuana endeten zunächst, als Lázaro Cárdenas das Casino schließen und das Glücksspiel in ganz Mexiko verbieten ließ.
In den 1950 und 1960er Jahren erwachte die Stadt zu neuer Blüte, als der Rosarito Beach, ein großzügiger Streifen weißen Sandes 20 km südlich von Tijuana, zum Tummelplatz von Hollywood-Größen wie Dolores del Río, Orson Welles, Rita Hayworth, Katharine Hepburn, Ava Gardner und Spencer Tracey wurde. Das war auch die Zeit von Herbert „Herb“ Alpert, der in Los Angeles geboren wurde und aufwuchs, Trompeter und Schallplattenproduzent wurde, und seine Band, die traditionelle mexikanische Musik mit Jazz und Funk mischte, „The Tijuana Brass Band“ nannte. Die Verbindung, die Verstrickung der mexikanischen mit der US-amerikanischen Geschichte spiegelt sich in seiner Biographie ebenso wieder wie in jener der aktuelleren Lila Downs. Sie singt zum Beispiel das Lied von Ernesto Pesqueda „Der gescheiterte Tagelöhner“, in dem es heißt: „Als ich mein Dorf verließ, hatte ich nicht einmal Unterhosen an, aber ich schaffte es per Anhalter nach Tijuana. Weil ich kein Geld hatte, stand ich an den Ecken herum und wartete darauf, dass mir jemand einen Hühnerknochen schenkte…“
Dann sorgten der „Krieg gegen die Drogen“ dafür, dass Tijuana 2008 und 2011 die gewalttätigsten Jahre seine Geschichte erlebte, worunter auch der Vergnügungstourismus litt. Unternehmer, soziale Organisationen und die Regierung reagierten mit einer Image-Kampagne, die inzwischen gegriffen und Tijuana wieder attraktiv für Investoren und Tourist*innen gemacht hat.
Obama brachte es auf 400.000 Abschiebungen
Gleichwohl beherrscht seit dem November 2018, als die erste Karawane aus Mittelamerika in Tijuana ankam und blockiert wurde, das Thema Migration die Nachrichten in und aus der Stadt. Derzeit warten rund 19000 Migrant*innen in Tijuana auf einen Termin mit dem US-Grenzschutz CBP. Zum Teil werden Mittelamerikaner*innen, die bereits auf die eine oder andere Art und Weise in die USA gelangt sind, nach Tijuana zurück geschickt, um dort auf ihren Termin zu warten. Die Anerkennungsraten für Asylbewerber*innen sind dann extrem niedrig. Laut UN-Flüchtlingshochkommissariat UNHCR haben im Jahre 2018 zum Beispiel über 33000 Salvadorianer*innen Anträge gestellt, von denen aber nur 725 bewilligt wurden. Gleichzeitig sitzen 52000 Migrant*innen in Abschiebehaft, überwiegend in privat betriebenen Gefängnissen, die von Trumps repressiver Politik gegenüber Asylsuchenden profitieren.
Der US-Präsident ist mit dem Versprechen, die Migrant*innen-„Flut“ zu stoppen, zu seinem Amt gekommen und er gedenkt, mit derselben Kampagne bald zum zweiten Mal gewählt zu werden. Zu diesem Zweck hat er die linksliberale mexikanische Regierung unter Andrés Manuel López Obrador (AMLO) gehörig unter Druck gesetzt – mit den einzigen Mitteln, die er zu kennen scheint, Sanktionen und Strafzöllen. Die AMLO-Regierung hat schnell gespurt, mehr Sicherheitskräfte an die mexikanische Südgrenze zu Guatemala geschickt und mit massiven Abschiebungen begonnen. Francisco Garduño vom Mexikanischen Nationalen Einwanderungsinstitut (INM) spricht von 2500 Personen, die täglich deportiert werden sollen – drei Mal so viele wie im April diesen Jahres. Auch Trump hat verstärkte Abschiebungen angekündigt, gilt es doch den Rekord von Obama zu brechen, der es 2012 auf über 400000 brachte. Während das US-Repräsentantenhaus 4,5 Milliarden US-Dollar an humanitärer Hilfe für die Migrant*innen an der Südgrenze bewilligt hat, hat sich die mexikanische Regierung damit abgefunden, dass Tijuana und andere Grenzstädte zu Wartesälen gemacht werden, in denen Tausende von Mittelamerikaner*innen auf die Erlaubnis warten, in die USA, größtenteils zu Verwandten weiter reisen zu dürfen.
Beim dritten Versuch kamen sie durch …
In Tijuana über die Grenze zu kommen war freilich nie leicht. Vicente Chinchilla, ein salvadorianischer Ökonom und Autor, hat bereits im Jahr 2000 die Geschichte einer Gruppe von 27 Migrant*innen ohne Visa und Green Cards geschildert. „Am 20. Oktober 1997 kamen sie nach Tijuana, als es gerade dunkel wurde. Sie waren nur noch zu sechst, ein Familienangehöriger aus Los Angeles, ein Ausnahme-Polizist, der der Gruppe unterwegs mehrmals aus der Klemme geholfen hatte und noch vier Salvadorianer. Sie kamen im Haus eines Freundes des Familienangehörigen unter. Inzwischen hatten sie das Trauma verinnerlicht, denn überall, wo sie hinkamen, sahen sie nur Polizisten…Uniformierte, die sie anhielten, weil sie mit Gepäck unterwegs waren, ließen den Familienangehörigen und den mexikanischen Polizisten frei, weil ihre Papiere in Ordnung waren. Die vier Salvadorianer verhörten sie in ihrem Wagen, nahmen jedem 5,25 US-Dollar ab und warfen sie aus dem Fahrzeug…Der Schlepper, der von jedem 700 US-Dollar verlangte, brachte sie zu dem riesigen Metallzaun, mit dem die Grenze befestigt war. Sie krochen durch ein bereits vorhandenes Loch und schlugen sich durch Ödland bis zu einer Straße durch. Kaum hatten sie diese betreten, wurden sie von den US-Grenzschützern entdeckt und umgehend nach Mexiko zurück befördert. Während der gute Polizist nach Mexiko zurückkehrte und der Familienangehörige nach Los Angeles, versuchten es die vier Salvadorianer mit einem anderen Schlepper und 20 weiteren Migrant*innen zwei Tage später erneut. Jeweils acht Personen legten sich wie Ölsardinen auf die Ladefläche eines Pickups, wurden mit leichten Planken bedeckt, über die eine Lastwagenplane gelegt wurde. Weil sie von einer Patrouille entdeckt wurden, gelang dieser zweite Versuch auch nicht…Beim dritten Versuch kamen sie durch und auf eine Obstplantage in San Diego, der US-amerikanischen Schwesterstadt von Tijuana…Am 23. Oktober kamen sie bei ihren Verwandten in Los Angeles an, wo sie am 24. Dezember zusammen Weihnachten feierten und von ihrer Reise erzählten. Von jenen Weggefährt*innen, die es in Arizona versuchten, wurden einige geschnappt und gleich deportiert, andere verdursteten in der Wüste. Wieder andere ertranken im Rio Bravo, und eine Gruppe, die sich in einem Gemüselastwagen versteckt hatte, kamen ums Leben, als der Lastwagen in einen Abgrund stürzte. ‚Solange es Elend gibt, werden sie weiter kommen, kommentierte einer der Weihnachtsgäste. Alles andere kannst du vergessen. Willst Du noch ein Bier?’“
Tödliche Mauerlücken – Stadt der Deportierten
Zehn Jahre später schildert der salvadorianische Reporter Óscar Martínez in seinem Buch „Die Migranten, die niemanden interessieren.“ Im Kapitel „You are not welcome to Tijuana“, was aus dem klassischen Weg über die Nordgrenze Mexikos geworden ist. Der Ort, an dem man noch über die Grenze kommt, ohne die Drogenhändler zu bezahlen oder ihre Ware zu transportieren, ohne in der Wüste überfallen und ausgeraubt zu werden und ohne in die Hände der „Migra“, des US-Grenzschutzes, zu fallen, ist der reinste Horror. Das Kapitel fängt am Strand von Tijuana an, wo sich die meisten blockierten Mittelamerikaner*innen sammeln. „In dieser Ecke Mexikos hat alles angefangen. Hier begann die Mauer. Das war 1997.“ Die Mauer besteht aus senkrecht in den Boden gerammten alten Eisenbahnschienen. Zwischen ihnen kommt ein dünner Mensch oder ein Kind durch. Auf der anderen Seite beobachten zwei Grenzschutz-Patrouillen diesen Abschnitt Tag und Nacht. Außerdem wird zu Pferde patrouilliert, gibt es Kameras und Unterwasser-Sensoren, sollte jemand auf die Idee kommen, um die Ausläufer der Mauer herum nach San Diego schwimmen zu wollen. Von hier bis Ciudad Juárez gibt es 600 km Zäune und Mauern aus Metallplatten, Teilen von altem Kriegsgerät, Stacheldraht usw. Aus solchem Abfall des Golfkrieges von 1991, zerstörten Panzern, abgestürzten Hubschraubern, wurde 1994 die erste Mauer vom Strand ins Zentrum von Tijuana gebaut. Das erwies sich als weitgehend symbolisch, weshalb ab 1997 eine über 22 km lange Mauer aus vier Meter Hohen Stahlplanken gebaut wurde. Zwischen dem Mäuerchen aus Kriegsabfall und dieser neuen Mauer verläuft ein Kanal aus Beton, in dem der US-Grenzschutz patrouilliert. Die Suche nach einem Durchlass verlagert sich weiter nach Osten.
Pater Luis Kendzierski leitete 2009, als Óscar Martínez und der Fotograf Eduardo Soteras in Tijuana waren, seit neun Jahren die Migrant*innen-Herberge des Scalabrinni-Ordens. Er erklärte: „Tijuana ist seit ein paar Jahren eine Stadt der Deportierten. Früher kamen sie her, um über die Grenze zu gehen, heute fragen sie sich, wie sie wohl an ihre Herkunftsorte in Mexiko zurückkommen. Die es weiter versuchen, gehen in die Hügel zwischen Tijuana und seiner östlichen Schwesterstadt Tecate. Es wird immer gefährlicher.“
Wer 3500 US-Dollar für einen gefälschten Pass zu zahlen bereit ist und es auch kann, liegt in Tijuana immer noch richtig. Das sind die wenigsten. Alle anderen riskieren Kopf und Kragen im Ödland der Hügel außerhalb von Tecate. Ein Kaufmann, der seit 25 Jahren in Tecate lebt und arbeitet, erklärt den Reportern, dass es die Schleuser sind, die neue Schlupflöcher suchen und finden. Unter dem Druck des Krieges gegen die Drogen und gegen den Terrorismus nach dem 11. September, nutzten die Narcos diese neuen Schlupflöcher.
In einer kleinen Herberge, die von fünf Ordensfrauen betrieben wird, treffen sie das salvadorianische Paar Vicente und Verónica und den jungen Guatemalteken Mainor, denen sie bereits in Ixtepec zu Beginn der Reise durch Mexiko begegnet sind. Sie hatten es in Mexicali, ungefähr eine Autostunde östlich von Tijuana-Tecate, versucht, weil man ihnen gesagt hatte, dort käme man leicht über die Grenze. Weil sie zu ihren Familien ins immer noch nahe genug gelegene Los Angeles wollten, wählten sie einen kleinen Flecken, der so kalt war, dass es zwei Tage zuvor geschneit hatte, weshalb sie resignierten. Jetzt wollten sie weiter nach Tecate ziehen. Weil wir sie bezüglich der dortigen Möglichkeiten enttäuschen mussten, beschlossen sie, nach Tijuana weiter zu ziehen und von dort aus ihre Angehörigen in Los Angeles um Hilfe zu bitten.
Mit dem ortskundigen Laienbruder Pablo, dessen Frau und Schwager fahren die Reporter aus El Salvador dort an die Grenze: dieselbe Mauer aus vier Meter hohen Stahlplanken. Im nächsten Dorf dasselbe Problem. „Jetzt bringe ich Euch zur Mikrowelle, sagt der Bruder Pablo, das ist der einzige Punkt, den die Drogenhändler den Migrant*innen übrig gelassen haben.“ Von einer bestimmten Stelle ab geht es zu Fuß weiter, bis die Gruppe auf einem der Felsenhügel steht, die sich auf dem Weg zur Highway 8 aneinander reihen. Das ist die Strecke, die den Migrant*innen im Gebiet von Tijuana geblieben ist. Óscar Martínez schließt das Kapitel mit den Sätzen: „Das ist die erste Lücke, die wir gefunden haben, und sie ist tödlich. Nicht wegen der Menschen, sondern wegen der wilden Natur, der Felsen und der Wüste.“
Kriminelle erst fabrizieren, dann jagen … “pax mafioso”
Seither sind wiederum zehn Jahre vergangen und nichts ist leichter geworden für die Migrant*innen. Im Gegenteil: für Präsident Trump in den USA ist die Migrant*innen-Abwehr das wichtigste Vehikel zum Machterhalt, AMLO in Mexiko enttäuscht, gemessen an seinen Wahlversprechen. Guatemala und Honduras werden vollkommen autoritär regiert, in Nicaragua hat der Aufstand die Herrschaft von Daniel Ortega und Rosario Murillo nicht beenden können, und in El Salvador hat der frisch gewählte Twitter-Freund Nayib Bukele seine Amtszeit mit Massenentlassungen begonnen. Gründe genug, sich auf die Suche nach dem „amerikanischen Traum“ zu machen.
Fast wäre es für die in Tijuana festsitzenden Migrant*innen aus Mittelamerika noch schlimmer geworden. Im Vorfeld der jüngsten Bürgermeisterwahlen sah es lange nach einem Sieg von Julián Leyzaola Pérez aus. Am Ende unterlag er aber Arturo González, dem Kandidaten der Allianz Morena/PT/Verde. Leyzaola hat sich als Polizeichef in Tijuana und später in Ciudad Juárez den Ruf eines Law-and-Order-Mannes erworben. Mit fast 139 Tötungsdelikten pro 100000 Einwohner*innen gilt Tijuana zurzeit als die gefährlichste Stadt der Welt. Während seiner Zeit in Tijuana von 2008 bis 2010 hatte sich Leyzaola Pérez bei der Bevölkerung und vor allem den Unternehmern beliebt gemacht, weil er den blutigen Krieg zwischen den Drogenkartellen unter Kontrolle brachte. Als erstes hatte er die städtische Polizei gesäubert, die Löhne der Polizist*innen erhöht und neues Gerät, darunter auch Kriegswaffen, beschafft. Ansonsten lief seine Strategie auf die Kriminalisierung der Armut hinaus, weil er bevorzugt Migrant*innen, Abgeschobene, Drogenabhängige, Obdachlose, Sprayer, Prostituierte und Leute, die Raubkopien von DVDs verkauften, verhaften ließ.
Menschenrechtsorganisationen, die er zutiefst verachtet, werfen ihm vor, Kriminelle erst zu fabrizieren, um sie dann zu jagen. Dabei soll es auch zu außergerichtlichen Hinrichtungen gekommen sein. Mit Fotos konfrontiert, auf denen Verdächtige von Polizisten zusammengeschlagen wurden, bemerkte er: „Verhaftungen sind keine Kissenschlachten.“ Bei Lichte betrachtet waren die Erfolge von Leyzaola weniger seiner Politik der harten Hand geschuldet, als Faktoren, auf die er keinen Einfluss hatte. So hat die Kriminalität in den Innenstädten nachgelassen, weil die Drogenhändler in die Peripherie abwandern, wo die Schleuser neue Lücken in den Grenzanlagen gefunden haben. In die Zeit, als er Polizeichef in Tijuana war, fällt der „pax mafioso“, das Arrangement zwischen dem Sinaloa-Kartell und den Resten der Bande von Arellano Félix. Dieser Burgfrieden und nicht Leyzaolas Strategie waren wesentlich verantwortlich für den Rückgang spektakulärer Morde im Zentrum von Tijuana.
Dieser Beitrag ist eine Übernahme aus ila 437 Juli/Aug. 2019, hg. und mit freundlicher Genehmigung der Informationsstelle Lateinamerika (ila) in Bonn. Zwischenüberschriften wurden nachträglich eingefügt.
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