Deutscher Grosskapital-Adel will von der Welt nichts mehr wissen
Armes Dortmund. Wochenlang kein Fußball. Dennoch eine wachsende Verletztenliste beim BVB (Brandt, Bürki, Hazard … gut gedealt, Max Eberl!). Und jetzt wollen die #fridaysforfuture-Kinder auch noch den Strassenverkehr stören. Es bleibt einem auch nichts erspart. Schreckensbleich wurde ich nach dem Öffnen der Startseite der Online-FAZ: wurde die auch übernommen? Aufmacher ein Gastbeitrag von ebendieser Jugendbande. Doch gemach …: zur Ausgewogenheit mit einem Gegenartikel der CDU-Sekte “Werteunion”.
Ansonsten erfüllte die FAZ doch die Erwartungen: der unvermeidliche Gabriel-Sigmar stellt sich der SPD-Rechten (“SPD pur” – nicht mehr viel übrig) zur Seite, Frau Klöckner will wieder irgendwas verbieten (nein, keine Agrargifte), Verfassungsfeind Hans-Georg Maassen (schon wieder “Werteunion”) wird gefeatured, Donald Trump wünscht China zur Hölle (und tut das mit den Börsenkursen), ja, das ist doch noch die alte, auflagenschwindsüchtige, aber vom Frankfurter Bankenkapital durchfinanzierte Stimme der Herrschenden in diesem Land.
Das Schöne an diesem Medium ist aber, dass es sich nicht leisten kann, seine Kernzielgruppe zu belügen, oder auch nur schlecht zu informieren. Vieles wird hinter einer Paywall verrammelt, damit ich als Klassengegner nicht zuviel erfahre. Aber Vieles bleibt auch übrig.
Prominentestes Beispiel für die Weltabgewandtheit deutschen Grosskapitals ist die Bayer AG. Selbst in ihrem eigenen Lager wachsen revoluzzerhafte Ambitionen gegen ihre nicht mehr Ein noch Aus wissende Führung.
Nicht minder weggetreten die Führung des grössten deutschen Wohnungskonzerns Vonovia. Als hätten sie von den heissen sozialpolitischen Diskussionen und Bewegungen hierzulande noch nichts bemerkt, berichten sie von ihrem Geldzählen. Was der Deutschen Wohnen in Berlin blüht, das ist jetzt hier im Westen auch für die Vonovia langsam mal fällig.
Den Vogel schiesst aber zum wiederholten Mal Deutschlands grösster Massentierschlachter und Wladimir-Putin-Freund Clemens Tönnies ab. Greift er angesichts der Machtkämpfe in seinem Konzern zu viel zur Flasche? Ist es eine Durchstecherei seiner Konkurrenz? Oder wie gerät solch kariertes öffentliches Reden in die Medien? Wenn es erstunken und erlogen ist, dann immerhin gut – denn fast alle trauen es ihm zu. Und auf welchem Planeten leben die 1600 Besucher*innen der “Kreishanderkerschaft Paderborn-Lippe”, die dem “auch” applaudierten?
Nee Kinder, macht schnell. Nehmt denen die Macht weg.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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