Libyen-Konferenz / Indien / 1,5 Mio. Bienen
Ging es um Libyen? Oder Berlin und seine Bundesregierung? Bei der machtvoll-aufwendigen Inszenierung der Berliner-Libyen-Konferenz – wurden die Staatsgrenzen damals nicht auch mit Berliner Linealen gezogen? ist diese Parallelität der Formen inszenatorische Absicht? – ist das nicht wirklich durchgehend klargeworden. Die meisten inländischen Berichterstatter*inn*en funktionierten und transportierten brav den Regierungsspin. ich empfehle dieses 7-Minuten-Gespräch im DLF (Audiodatei) mit dem ehemaligen Afrika-Korrespondenten Alexander Göbel; brav in der Ausdrucksweise, aber immerhin komplett und realistisch in der Problemsicht.
Berlin ist nicht der Nabel der Welt. Der ist heute in Asien, ökonomisch, technologisch, kulturell und politisch. Das bevölkerungsreichste (und konfliktreichste) Land ist Indien. Dass uns dennoch von dort kaum deutsche Korrespondent*inn*enberichte erreichen, was sagt uns das? Eine seltene Ausnahme ist Martin Kämpchen, der gelegentlich für die FAZ, und zwar nur das “Feuilleton”!, schreibt. Mit weit weniger Radikalität in der Sprache als bei Arundhati Roy, beschreibt er ganz ähnliche Probleme und gewaltige politische Bewegungen. In diesem Zusammenhang muss ich daran erinnern, dass Indien und Pakistan nicht erst Atomstaaten zu werden drohen, sondern es schon lange sind.
Friedrich Küppersbusch glänzt heute mit einer Rechenaufgabe. Wenn er das hier liest, ein ganz herzlicher Dank. Ich weiss, dass er nicht nur mir regelmässig den montagsbluesschwangeren Start in die Woche intellektuell verschönert. Heute hiermit: “Ein Imkerpaar musste einen Eimer Honig vernichten, weil er so stark mit Glyphosat belastet ist. Die Hälfte davon haben sie vor das Landwirtschaftsministerium gekippt. Das Bundesministerium nennt das: Einzelfall. Wie viele einzelne Bienen braucht man denn, um vier Tonnen Honig zu produzieren? – Hallo, ich bin’s, die intelligente Drohne! Und rechne: Kollegin Arbeitsbiene sammelt im Laufe ihres Lebens 2,5 bis 3 Gramm Honig. Ergibt ca. 363,6 Bienenleben für 1 Kilo Honig. Mal 4.000 ergibt 1.454.545 Bienen beziehungsweise natürlich Einzelfälle für vier Tonnen Honig. Dafür haben sie dann vier Milliarden Blüten geschnuckert und bestäubt. Bundeslandwirtschaftskönigin Klöckner hatte bereits 2018 im Bundestag ein nachgerade höckoides Monument rhetorischer Zweideutigkeit geliefert: ‘Was der Biene schadet, kommt vom Markt.’ Das spricht dann doch stark gegen den Markt, von dem kommt, was der Biene schadet.”

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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