Trump-Biden, das Virus und die Rente
Die Hektik wächst, je näher der Wahldienstag (3.11.) in den USA rückt. Auch hiesige Medien spielen verrückt, weil sie glauben, je mehr sie am Rad drehen, umso mehr beachtet zu werden. Die Abstumpfungseffekte beim Publikum werden ignoriert, weil sie Argumente für die eigene Überflüssigkeit wären. Es hat fast schon erstaunlich lange gedauert, bis wieder der böse Russe und der böse Iraner ausgegraben werden, die die Wahl “beeinflussen”, mit Lügen selbstverständlich. Lügen tun immer alle anderen. Fast irre können Sie sich machen, natürlich nur wenn Sie wollen, im Politikressort der einstmals renommierten FR, die heute zur Ippen-Verlagsgruppe gehört, und einen 100%ig boulevardesken, d.h. politisch weitgehend substanzfreien, Wahlkampfkurs gegen Trump fährt – als würde irgendein*e US-Wähler*in sie lesen. Die Entwicklung dieser Redaktion macht nur noch traurig.
Jürgen Trittin mahnt dagegen im taz-Interview zu Realismus, und zwar mit politischen Argumenten.. Ob das hilft? Er erklärt nachvollziehbar, wie “Beeinflussung” auch in ihr Gegenteil umkippen kann. Und sein Sprechen enthält ein interessantes Detail: die Bundeswehr in Mali kann “zurzeit” ihren Auftrag nicht erfüllen. Das wäre ein Grund, sie heimzuholen. Denn wenn sie am Ende keinen Eigenschutz gewährleisten kann, werden die Soldat*inn*en zu einem Opfergang für die deutschen EU-Führungs- und Grossmachtambitionen – u.U. im Wortsinne – “verbrannt”.. Da das in der Coronakrise eine stark belebte Frage geworden ist, muss klar geschlossen werden: das ist nicht verantwortbar.
Das Virus
Welche Coronapolitik ist verantwortbar? Dazu gibt es endlich öffentlich zugängliche kontroverse Wissenschaftler*innen-Argumente. Einerseits die “Great Barrington Erklärung”, die die gesundheitlichen Schäden durch radikale Lockdowns für grösser einschätzt, als die durch das Virus verursachten. Und andererseits diese “Stellungnahme der Gesellschaft für Virologie zu einem wissenschaftlich begründeten Vorgehen gegen die Covid-19 Pandemie”, die die Strategie “Herdenimmunität” für einen potenziell katastrophalen Irrweg hält. Ich wollte in keinem Krisenstab sein, der darüber entscheiden muss.
Den Moment erkennen
Noch einmal zurück zu den USA. Starjournalist und Bestsellerautor Bob Woodward wird heute von der dpa so zitiert: „Ich glaube, dass 2016 auch in den Vereinigten Staaten die alte Ordnung gestorben ist. Beide großen Parteien, Republikaner wie Demokraten, haben es versäumt, den Moment zu erkennen. Sie haben die Befindlichkeiten in der Bevölkerung nicht wahrgenommen. Trump hingegen hat sie auf erstaunliche Art und Weise verstanden. Intuitiv, nicht intellektuell.“ Da stimme ich ihm vollständig zu. Dieses Phänomen gibt es auch europäisch, und ist aktuell zu besichtigen bei der EU-Entscheidung zu den Agrarsubventionen. Die verantwortlichen Minister agierten noch dümmer als die US-Parteien, und es wird den Bauern und Bäuerinnen in den nächsten Jahren noch mehr um die Ohren fliegen, als nur ihre Schweine. Die Revolution für den Klimaschutz und die revoltierenden Konsument*inn*en werden sich von so einer subalternen, wirklichkeitsblinden EU-Minister*innen-Konferenz nicht aufhalten lassen, sondern sind von ihr erst richtig heissgemacht worden.
Zum Schluss: die Rente
Billigpropaganda vom Versicherungskonzern: das “Vertrauen” in die Rente würde “weiter” sinken. Dass es noch Redaktionen gibt, die das abschreiben – billiger gehts nicht. Ich habe alles drei: eine Wohnung, die mir gehört, eine staatliche Rente, die sicher ist, und eine Lebensversicherung mit 4% Garantierendite (“auf den Sparanteil”, haha). Heute würden die beiden letzten Posten ausfallen. Immobilien (in Bonn) sind so teuer, dass sie mit meiner Gehaltsklasse nicht mehr finanzierbar sind. Garantiezinsen für Lebensversicherungen gibt es ebenfalls nicht mehr. Was es nicht mehr gibt, darauf kann auch niemand “vertrauen”. Vertrauen gibt es von mir nur darauf, worauf ich rechtzeitig zugegriffen hatte. Das war vor über 20 Jahren. Liebe abschreibende Redakteur*inn*e*n: lesen und recherchieren würde helfen.
Was heute noch übrig ist: die Deutsche Rentenversicherung. Diese Einzahlungen werden vom deutschen Staat garantiert. Das ist sicher, weil der als Letzter pleitemacht. Achten Sie unbedingt darauf, dass Ihr*e Arbeitgeber*in diese Einzahlungen nicht “vergisst”!

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net