… drehen grössere Räder als Fußball
Oops, der Bruder von Fußballstar Ilkay Gündogan, Ilkan schreibt persönlich in der taz. Zielgruppengerecht – und auch inhaltlich absolut richtig – wendet er sich gegen das vorgestrige Geschwätz der TV-Nasen Schweinsteiger und Opdenhövel, Letzterer Gladbach-Fan wie ich, und daher – ebenso wie der DFL-Stratege Seifert – zum fremdschämen. Wie kommt es zu der PR-Offensive der Familie Gündogan? Läuft sein Vertrag bei ManCity bald aus? Nein, es geht um Grösseres.
Fußballprofi Ilkay war an Corona infiziert. Leistungssportlich geübte junge Männer sollten das überstehen. Tat er auch. Er spielt schon wieder, wie auch Alassane Pléa, Letzterer sogar stark wie nie. Was notgedrungen unerforscht bleibt, sind Spätfolgen und Langzeitwirkungen. Nicht wenige Leistungssportler*innen ereilt ein allzu früher Tod. Nicht immer muss es an Doping gelegen haben. Organismus, Gelenke, Knochenbau – alles unter Extrembelastung für mindestens 15 Jahre – das ist auch ohne Virus lebensgefährlich. Gehört halt zu unserem Brot-und-Spiele-Kreislauf durch alle Systeme, vom Kapitalismus, wie alles, in Extremformen übersteigert.
Bei der Familie Gündogan scheint es dazu eine klare Analyse zu geben. Ilkay hat noch Vertrag bis 2023. So lange ist er ein weltweit berühmtes und vermarktbares Gesicht, mit weitem Abstand z.B. der wertvollste Klient seiner aktuellen Beratungsfirma.KIN Partners. Praktischerweise ist sein Onkel Ilhan dort direkt selbst Partner geworden. Vernetzt und ökonomisch verbunden ist die Firma mit Inter Miami MLS, ein Franchise-Konzern, der sich Marketinglokomotive David Beckham als öffentliche Maske zugelegt hat.
Im Kern geht es also um global vernetztes multidisziplinäres Entertainmentbusiness, die Zukunfts- und Wachstumsbranche des digitalen Zeitalters der Brot-und-Spiele. Zur Vorbereitung der Eroberungsfeldzüge dieses Konzerngeflechts trifft es sich gut, dass Ilkay Gündogan in einer Private-Public-Partnership die Bundesregierung mit einspannen kann. Für was so ein Virus doch alles gut sein kann …
Die Gündogans haben damit Probleme erkannt, die sich bis zu Werder Bremen rumgesprochen haben. Beim Ziehen von Konsequenzen haben sie jedoch schon einen grossen Vorsprung. Ihr Horizont reicht sogar weit über die absehbare Amtszeit ihres Freundes Erdogan hinaus. ManCity, Ilkays gegenwärtiger Arbeitgeber, gehört übrigens einem Emir-Familienmitglied der Vereinigten Arabischen Emirate. Mit denen war doch auch gerade was – lesen Sie hier (oder haben Sie schon?). Eindeutig grössere Räder als Fußball.
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