Wundersame Bahn LXI
Pokal-Halbfinale. Nur gut 5 1/2 Mio. haben noch zugeguckt. Halb so viele, wie heute dem bösen Liefers im Tatort-Münster zugucken werden. Mir war schnell langweilig, ca. nach dem 2:0. Die Pflicht für einen BVB-Fan in den USA zu gucken, um ihm davon berichten zu können, war zuvor entfallen. Er konnte selber gucken, und musste in der 2. Halbzeit verharren, weil er einen Kater hatte, einen echten, auf dem Schoss. Ich kehrte zu 3sat zurück: Thementag “Zuggeschichten”.
Mir fiel der Tourismus-Zug auf der Gotthard-Strecke auf: “Gotthard-Panorama-Express”. Ich bin da noch Linie gefahren, am liebsten tagsüber, in einem italienischen Speisewagen. Es gab keine Speisekarte, sondern ein Menü. Für das konnte frau*mann reservieren. Oder es sein lassen. Ich buchte es, und habe es nicht bereut. Tipp: einen Tisch am Ende mit einer Wand im Rücken wählen – von dort ist auf beiden Seiten die grösste Fensterfläche zum Glotzen. Dazu ein Fläschchen Barolo. Und der Tag ist gerettet, selbst wenn in Milano der Anschlusszug verpasst wird. Ist vorbei. Heute gehts durch über 50 km dunklen Tunnel, nichts zu gucken links und rechts, als sei da draussen Pandemie, und alles, weil das angeblich schneller ist. Oben rum der erwähnte Tourismuszug, den ich allen, die die Strecke noch nie gefahren sind, nur ans Herz legen kann.
Das Tragische am Mai ist, dass die Bahn ihre durch Felssturz blockierte rechtrheinische Strecke wieder freigeräumt hat. Das heisst, dass nachts wieder die lauten Güterzüge durch Beuel brettern werden. Schade, war ‘ne schöne Zeit mit dem guten Nachtschlaf.
Die vorübergehende Freude wurde uns vergällt durch unseren verhasstesten Nachbarn, den Flugplatz Hangelar (hier das Formular für Protestschreiben). Mein Eindruck ist, dass die Flieger die Schmerzgrenze der neuen Oberbürgermeisterin mal so richtig ausreizen wollen. Meine Ohren hören in diesem Frühjahr vermehrt Flugmanöver mit aufdrehenden Motoren in niedrigster Flughöhe, die ich so akustisch bisher nicht kannte. Meine Nachfrage bei meiner Partei ergab, dass Grüne Mitglieder in den Aufsichtsgremien des Flugplatzes sich schon entsprechend vorbereitet hatten, um das kontrovers zu diskutieren. Schön wäre, wenn das erstens nicht geheim bliebe. Und zweitens praktische Folgen hätte. Bemerkt habe ich bisher keine.
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