Knatsch bei Telepolis
Wie die Überschrift lautete die Frage meines Bruders, der mir diese Stellungnahme des telepolis-Autors Tomasz Konicz zusandte. Ich antwortete in einer ersten Reaktion: “Wenn es für Linke politisch schlecht aussieht, vereinigen sie sich nicht gegen Gegner, sondern fallen übereinander her.”
Ich schätze Konicz als Autor sehr für seine analytische Schärfe, auch wenn er mit einem apokalyptischen Grundton oft überzieht, und es an entsprechenden strategischen Folgerungen in der Regel fehlen lässt. Das zwingt mich als Leser immer zum weiterdenken, und ist besser, als wenn es das unterliesse. Andererseits verrät Konicz dieses Manko in gleicher Weise in dieser Stellungnahme, die von individueller Verärgerung gekennzeichnet ist, aber kaum von Bereitschaft, einen – notwendigen oder überflüssigen? das vermag ich aus der Ferne nicht zu beurteilen – Konflikt durchzustehen. Mein Verdacht: dieses Manko könnte auf beiden Seiten vorliegen, ein Spiegelbild der selbstreferentiellen Konflikte, die “Die Linke” als Partei derzeit prägen, und sich für die als lebensgefährlich erweisen.
Auch für ein wichtiges Onlinemedium wie telepolis ist so ein Konflikt, wenn er nicht durch Vereinbarungen beilegbar ist, eine gefährliche Verengung, die am Ende dazu führen kann, dass der querfinanzierende Heise-Verlag Interesse verliert. Damit wäre dann allen geschadet. Nicht zuletzt Ihnen und mir, als Leser*innen.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net