In der Paywall der FAZ ist die Geschichte eingemauert, wie die SED-Führung 1971 den im Europacup konkurrenzfähigen Serienmeister FC Vorwärts Berlin (“Vorwärts” hiessen die Vereine der Volksarmee) durch einen Zwangsumzug nach Frankfurt sportlich demontierte. Die Bahn war frei für den Stasi-Verein BFC Dynamo. Was in der DDR die Partei machte, das macht im “freien Westen” das grosse Kapital. Es enteignet dem Volk den Volkssport. Eine führende Rolle spielen dabei die Medienkonzerne.
Der kluge Jürgen Kalwa hat für die FAZ herausgefunden, dass NBC bei dem Olympischen Spielen einen Rekord Zuschauer*innen-Verlust verzeichnet, der sich aber betriebswirtschaftlich sogar positiv auswirkt. Die Ware (Sport-)Information wurde verknappt, der Preis stieg, und der Profit sowieso. So haben alle was davon: die Sportmafia IOC, der produzierende TV-Sender, die Werbeindustrie. Die doofen sind die marktwirtschaftlich total überflüssigen Zuschauer*innen, die nicht bereit und in der Lage sind, für die Ware Information unbegrenzt zu zahlen. Eine Parallele zu den Stadien, die Stehplätze vernichten und VIP-Logen bauen.
Wenn Sie als Sport-Desinteressierte*r überhaupt bis hierher gelesen haben, möchte ich Ihnen nur kurz mitteilen: das Geschäft mit politischer Information und Bildung, von dem auch manche meiner Mitautoren fantasieren, es handele sich um eine “Vierte Gewalt” in unserer Demokratie, dieses Geschäft funktioniert im real existierenden Kapitalismus exakt ganz genauso.
Enteignet werden auch die Vereine
Wie gegen Windmühlen kämpfen die Fussballfans an der Basis um “ihre” Vereine. Ich z.B. bin mit meinem, Borussia Mönchengladbach, seit 1965 zusammen – der deutschen Nummer 1 unter denen, die noch nicht in Konzernbesitz sind. Hertha BSC ist weg aus dieser Tabelle, wird aber in Kürze böse auf die Fresse fallen, weil der windige Windhorst eher gemeingefährlich als eine kapitale Sicherheit ist.
Der spektakulärste Übernahmekandidat weltweit ist der FC Barcelona. Der neugewählte Präsident Laporta hat von seinem kriminellen Vorgänger Bartomeu ein Erbe übernommen, das nur noch durch Kriegszerstörungen, Erdbeben und Flutkatastrophen übertroffen werden könnte. JP Morgan und die Super-League stehen schon vor der Tür, und auch Laporta leistet kaum Widerstand. Womit auch?
Mit 162.000 Mitgliedern, doppelt so viele, wie ins Stadion passen. Aber wie absurd, das wäre ja Demokratie.
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