Über die Duma-Wahlen in Russland berichten Reinhard Lauterbach/Junge Welt und Ulrich Heyden/telepolis. Auch aus ihrer Sicht ging es nicht mit rechten Dingen zu. Ihr Hinweis auf die Doppelstandards bei der Betrachtung durch die meisten deutschen Medien trifft zu, aber ist ja auch schon eine alte nicht weiterhelfende Kamelle. Zutreffend erscheint mir darüber hinaus die Botschaft des Teasers zu einem Paywall-Text von Lauterbach in der Jungen Welt: “Demonstrativ ungeniert – Umgang mit Wahlergebnis in Russland ist Botschaft der Staatsmacht nach innen und außen”.Das erscheint mir leider allzu treffend. Herrscher-Hybris: was Ihr meint, ist uns scheissegal, und wir zeigen es Euch gerne auch mit Stinkefinger. “Innen und außen” wäre jetzt die Kunst der Politik gefragt, insbesondere von denen, die guten Willens sind. Die haben aber weder Lauterbach noch Heyden gefunden.
Bei Österreich habe ich immer diesen Kurz vor Augen. Das ist ungerecht. Im zweiten Versuch fallen mir die genial absurden TV-Produktionen ein. Und mein Freund Adalbert Krims, mein Lieblingsösterreicher. Neidvoll träume ich von Armin Wolf. Es gibt noch mehr Gutes in Österreich, bezeugt Wolfgang Storz/bruchstuecke.info: Sozialversicherungen für Rente und Krankheit, sowie kommunale Sozialwohnungen. Letztere brennen hierzulande jetzt schon weg; ersteres wird Postcorona angegriffen werden, von welcher Bundesregierung egal.
In meinem Freundeskreis gibt es keine sichere Einschätzung, was es mit den Durchsuchungen beim Bundesfinanzministerium, dem der Kanzlerkandidat der SPD vorsteht, auf sich hatte. Ich glaube, Birgit Gärtner/telepolis, die sich von dem scheidenden Linken-MdB Fabio de Masi helfen liess, ist nah an der Wirklichkeit.
NRW-Wohn-Wahnsinn
Am Sonntag ist nicht nur Bundestagswahl, sondern in Berlin zusätzlich ein Volksentscheid über “Deutsche Wohnen und Co. enteignen”. Ich hoffe sehr, dass er erfolgreich ist. Wenn nicht, wird sich alles weiter im Kreis der kapitalistischen Kapitalzirkulation drehen. Der dreht sich nicht auf einer Ebene, sondern immer weiter nach oben. Und am Rand fallen ständig Menschen runter.
Wie das in NRW – auf extremistisch skandalöse Weise schon seit Jahren – passiert, das illustriert “Die Story”/WDR in der Folge “Der Wohn-Wahnsinn in NRW – Wer kann sich diese Mieten noch leisten?” (Video 44 min) von Annette Zinkant und Jan Schmitt (Redaktion: Sophie Schulenburg, Martin Suckow). Eine gute Arbeit, mit vielen schlechten Beispielen aus Köln, Düsseldorf und Dortmund und einem guten aus Münster. In nicht gerade freundlicher, aber darum um so gerechterer Weise wurden Politiker*innen-Statements dazwischen geschnitten, die in ihrem lebensfremden Filmlayout, wie aus einer anderen Welt, stark kontrastierten zu den “echten Menschen”, Betroffenen des real existierenden Immobilienkapitalismus, die zurecht reichlich zu Wort kamen. Eine direkte Konfrontation aller in diesem sehenswerten Film auftretenden Personen wäre eine bessere Idee gewesen, als jeglicher Talkshowtrash, der täglich über dem Publikum ausgekippt wird.
Der Berliner Volksentscheid am Sonntag ist angeblich “rechtlich nicht bindend”. Dennoch wäre er ein starkes politisches Statement aus der Gesellschaft da draussen an die Dealer und ihre Dienstleister da drinnen. Und dieser Film ist ein starkes Statement, dass wir das auch hier in NRW brauchen.
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