Sagen, was ist
Die Feierlichkeiten zum 75. Geburtstag des Spiegel nehmen noch kein Ende. Ulrich Gutmair/taz versucht dabei die Riesenkraterlücke zu füllen, die der Spiegel in seiner lückenhaften Eigenbeschreibung hinterlässt. Er nimmt dabei, so wie ich, auf die Arbeiten Bezug, die Lutz Hachmeister geliefert hat. Aber so, wie die taz vorzugsweise immer nur wieder auf sich selbst verlinkt, erwähnt er nur Hachmeister-Texte, die in der taz erschienen sind. Das sieht etwas billig aus. Inhaltlich liegt Gutmair aber komplett richtig.
Amnesische deutsche Aussenpolitik
So amnesisch, wie die Mediengeschichtsschreibung durch die Medien selbst, ist auch die deutsche Aussenpolitik geworden. Das hat Antje Vollmer heute sehr kursorisch im DLF-Interview erläutert (Audio 11 min). Die DLF-Interviews am Sonntag sind weit ergiebiger, als die oberflächlichen tagespolitischen an Werktagen, weil sie meistens längere Linien betrachten, und viel erhellender sind, z.B. auch hier oder hier. Umgekehrt zur Ergiebigkeit arbeitet die DLF-Onlineredaktion: werktags gibts häufig Mitschriften zum Nachlesen, sonntags nur zeitraubende Audiodateien.
Charly Hübner verlässt Polizeiruf 110
Matthias Dell hat sich hochgearbeitet zum seit einigen Jahren besten TV-Krimi-Spezialisten im deutschsprachigen Medienjournalismus. Sein enzyklopädisches Fachwissen ist unübertroffen, sein Geschmack und seine Kritikfähigkeit und -bereitschaft (!) ist wohltuend unabhängig und selbstbewusst. Er widmete letzte Nacht dem Rostocker “Polizeiruf 110”, dem besten dieser ARD-Krimireihe, eine Eloge auf Charly Hübner (Audio 6 min), der mit der heutigen Folge aussteigt. Ich bin nicht minder ein Fan seiner Filmpartnerin Anneke Kim Sarnau (seit “Die Hoffnung stirbt zuletzt”), bin nur immer wieder besorgt, inwieweit diese Frau, die ein echter Wonneproppen sein kann, im Kampf mit ihrem Körper ist. Weil er, naja, objektiv in ihrem Gewerbe ein wichtiges Betriebskapital ist, kann das nicht immer gesund sein. Und genussvoll schon gar nicht. Im Rostocker Polizeiruf hat mir zuletzt weniger gefallen, dass die anfängliche Konfrontation zwischen beiden Rollen in eine unrealistische Romanze umgeschrieben wurde. Für heute hat die ARD eine künstliche Spannung darum inszeniert, wie das Drehbuch Hübners (weisen) Ausstieg gestaltet.
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