Die gegenwärtige Aufregung in der Region ist nur der Ausläufer eines kommenden Sturms
Die Lokalpresse ( = Ein-Zeitungs-Kreis: GA) berichtet nun schon in Miniserie über die Pendler*innen*aufregung zwischen Köln und Bonn. Das ist gut so. Aus meiner eigenen Bahnpendlererfahrung weiss ich, dass das, was in den Medien erscheint, nur eine stark moderierte Version dessen ist, was ich alltäglich erlebt habe. So wird es auch heute sein. Mein persönliches Abenteuerprojekt ist heute eine Verabredung zum Abendessen in der Kölner Südstadt.
Die Bahn hat sich offensichtlich in den immer mehr zersplitterten Kommunikationswegen der Gegenwart heillos verheddert. Wir haben doch da und dort alles mitgeteilt – hilft nichts, wenn die Kund*inn*e ganz woanders unterwegs sind. Fragen Sie mal die deutschen Zeitungsverleger*innen. Die wissen auch nicht, wo die alle hin sind. Oder die Parteien. Oder den Lauterbach.
Die andere Grundsatzfrage ist die nach der Infrastruktur. Wie kommt die Bahn nur auf die Idee, ihre gesamte Infrastruktur in der Region – ihre Hauptschlagader ist die Verbindung zwischen Köln und Bonn – über mehrere Tage stillzulegen? Sie muss es wohl, weil nicht mehr viel Infrastruktur übrig ist. Die Stellwerkdigitalisierung dient dem guten Zweck, dass künftig auf der gleichen Menge Gleis mehr Züge verkehrssicher verkehren können. Wie schön. Aber warum ist dafür eine wochenlange Stilllegung erforderlich? Aktuell fällt an Wochenenden auch die andere, die richtige Beueler Rheinseite aus, weil dort die Bauarbeiten für die S13, ein weiterer guter Zweck, andauern.
Bei der Digitalisierung gibts nur 0 oder 1, hochfahren oder runterfahren. Früher gab es Langsamfahrstrecken und Ausweichgleise – wer so denkt, versteht die Digitalisierung nicht. Die dient dem Zweck der Verlagerung des exquisit teuren Produktionsfaktors Arbeit vom verkaufenden von echten Menschen gequälten Konzern an die Kund*inn*en: der Mensch soll die Technik bedienen, nicht umgekehrt. Und noch dafür bezahlen, möglichst teuer. Das ist der digitale Kapitalismus. Und die Bahn will Vorreiterin sein.
Die Ampelkoalition wird kaum gewillt sein, das zu ändern. Denn ihr Teil im Verkehrsministerium ist die FDP. Stellen wir uns nur mal kurz vor, mit der Infrastruktur Autobahn würde genauso vorgegangen: eine Woche lang werden alle Autobahnen gesperrt für Bauarbeiten, nicht nur in Lüdenscheid, und ganz ohne Starkregenkatastrophe. Undenkbar, die Regierung, die sowas macht oder zulässt, würde sofort gestürzt.
So visionär, wie sie klingt, ist diese Vision gar nicht. Denn Stilllegungen wg. maroder Brückenbauwerke sind schon ganz nah. Nur leider auch tausende Bahnbrücken. Die gegenwärtigen Regierungen in Land und Bund wollen aber einfach weitermachen: zwischen Köln und Bonn, Wesseling und Porz soll das nächste Monsterbauwerk in die Landschaft gebombt werden. Mann gönnt sich ja sonst nichts.
In SPD und Grünen gibt es “Bezirksverbände”, die nur einem Zweck dienen: ihre Leute für den Kampf um Landtags- und Bundestagsmandate innerhalb der eigenen Partei durchzusetzen. Ich bin sicher, ähnliche Strukturen gibt es auch in allen anderen Parteien unserer Region. Wann, wenn nicht jetzt, wäre es an der Zeit, wenn sich diese Strukturen mal um Politik für diese Region kümmern? Warum stehen die Oberbürgermeister*innen von Köln und Bonn, und allem dazwischen, nicht schon längst im Büro des Bundesverkehrsministers, wahlweise gerne auch des Bundeskanzlers, und nehmen ihn als Geisel, bis wir eine klimagerechte Infrastruktur am Mittelrhein haben?
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