Viele meinen “der Krieg” sei “uns” nähergekommen. “Uns” in Deutschland bzw. Europa. Das ist eine Medienkonstruktion. Der Krieg existiert als Mittel der Politik, und viele seiner mörderischen Art finden statt, auch wenn “wir” das Gefühl haben, er sei weit weg oder finde gerade gar nicht statt. Das liegt dann eher daran, dass da, wo er wütet, gerade keine deutschsprachigen oder von deutschen Anstalten bezahlte Journalist*inn*en sind. Eine Wahrnehmungslücke die wenig überraschend auch in Schulen, Geschichtsunterricht und Klimabewegung hineinreicht.
Peter Kramer ist schon älter, hat sich selbst politisch gebildet, und findet das nicht gut. Sondern so schlecht, dass er zweifelt, ob er nächsten Freitag beim Klimastreik mitmachen soll: “Freitag für Fracking?”
Aus dem Maschinenraum gab es zwei Wortmeldungen. In “Fake-News: DGB-Chef zum Tempolimit” kritisiert er den clickbaitenden Schlagzeilen-Ausstoss der Funke-Mediengruppe – eine ansteckende Medienkrankheit, bei der es leichter fallen würde, die aufzuzählen, die von ihr nicht befallen sind.
In “Aus Raum und Zeit gefallen” preist er den Fellini-Film “La Strada” (ARTE-Mediathek bis 18.6.) als Alternative zu “Tatort” und “Anne Will”. Dabei unterlief dem heutigen Westfalen ein kleiner sachlicher Fehler: in Altenessen fahren keine Strassenbahnen mehr; die sind unter die Erde vergraben. Und die, die oben und nicht von da sind, haben jetzt Angst, vor allem im Dunkeln. Dabei sagt die Kriminalstatistik: der gefährlichste Ort ist zuhause, in der eigenen Wohnung. Aber ich schweife ab.
Heiner Jüttner setzt sich in “Globulismus” mit dem “Markt für Astrologie, Horoskope, Esoterik und Homöopathie” auseinander.
Wie immer sonntags als Erster am Start war Gastautor Günter Bannas mit “Tiefenrausch”. Seine Eindrücke vom Fehlen von Dankbarkeit und Menschenwürde im “schmutzigen Geschäft” Politik kann ich bestätigen. Eine seltene Ausnahme waren die Herren Brandt und Bahr in der ersten sozialliberalen Bundesregierung (1969-74). Aufschlussreiche Dokumentationen dazu sendete gestern Tagesschau24 – ohne Mediathekangebot. So blöd kann nur die ARD. Passt wohl nicht zum Kriegsprogramm.
Das schönste Ereignis meines Tages war mein Mittagessen. Mein Nachbarschaftsitaliener l’Olivo war heute mittag komplett ausgebucht. Nach den schlimmen Corona-Lockdowns ein verdienter Erfolg. Ich komme wieder.
Einen gesunden Wochenstart wünscht Ihnen
Martin Böttger
Kein Fehler, lieber Martin, sondern ein Bild aus der Vergangenheit in der es in Altenessen alles noch gab. Die legendäre Filmbühne und Fellini in der Vorstadt gibt es allerdings auch schon viel länger nicht mehr, als die Straßenbahn. Das war ein harter Schlag gegen die (Film-)Kultur nördlich der A40. Die U-Bahn hat dann nur noch sprichwörtlich den Deckel auf Altenessen drauf gemacht. Davon wird es sich wohl nicht mehr erholen.