Merz hält nichts von Angela Merkel. Laschet bereut nichts. Scholz erinnert sich an nichts. Habeck versteht nichts vom Atom. Kretschmann denkt sich nichts dabei. Lindner will nichts mehr von Schulden hören. Lauterbach hat lange geredet, aber nichts gesagt. Lambrecht liebt das Nichtswieweg. Die Linken haben nichts daraus gelernt. Söder weiß von nichts, redet aber mit. Gabriel verdient nichts. Schröder bleibt nichts anderes übrig. Der AfD fällt nichts mehr ein.

Nichts wird offenbar in den Schlagzeilen über Politiker/innen so häufig verwendet wie ‘nichts’. ‘Nichts’ ist ein beliebtes Stichwort und in der politischen Diskussion oftmals auch ein Vorwurf. Sprachphilosophisch ist es gewiss bemerkenswert, jemandem ‘nichts’ zum Vorwurf zu machen, also etwas, das offenkundig nicht existiert. Politiker/innen können sich doch eigentlich freuen, wenn man ihnen ‘nichts’ vorwirft. Ohnehin ist es für sie vielfach empfehlenswert, nichts zu tun. Frei nach dem alten Motto: Wer nichts tut, kann auch nichts falsch machen.

Kann es überhaupt so etwas geben wie nichts? Und wie kann man feststellen, wann und wo nichts ist? Fragen wir doch mal die Menschen, ob es ihnen auffällt, dass manchmal et­was geschieht und manchmal nichts. Und welche Bedeutung es hat, wenn sich nichts er­eignet. Wahrscheinlich besteht die Reaktion nur darin, nichts zu sagen und nichts zu tun. Viele halten Nichtstun für einen erstrebenswerten Zustand. Und betrachteten es als Nich­tigkeit, wenn nichts geschieht. Den meisten bedeutete Nichts eben nichts. Wer damit rech­net, dass irgendwann nichts oder nirgendwo etwas passiert, braucht sich auch um nichts zu kümmern. Nur jemand, der vor dem Nichts steht, macht sich Gedanken.

Vielleicht ist das Nichts der Gegenpol zum Sein. Wahrscheinlich gibt es ein Ineinandergrei­fen, einen fließenden Übergang vom Nichts zum Sein. Das Nichts ist doch der Ursprung jeder Entwicklung, allen Daseins, jeder Materie und allen Lebens. Darüber sind sich Philo­sophen und Astronomen längst einig. Aber wer soll das nachvollziehen? Wenn nichts ge­schieht und sich niemand dafür interessiert. Es geht doch um nichts. Und über Nichts muss man nicht nachzudenken. Vor Nichts braucht man sich auch nicht zu fürchten. Das Nichts ist überflüssig. Genau so wie dieser Text. Da kann man ruhig nichtsahnend bleiben. Nichts für ungut.

Über Heiner Jüttner:

Der Autor war von 1972 bis 1982 FDP-Mitglied, 1980 Bundestagskandidat, 1981-1982 Vorsitzender in Aachen, 1982-1983 Landesvorsitzender der Liberalen Demokraten NRW, 1984 bis 1991 Ratsmitglied der Grünen in Aachen, 1991-98 Beigeordneter der Stadt Aachen. 1999–2007 kaufmännischer Geschäftsführer der Wassergewinnungs- und -aufbereitungsgesellschaft Nordeifel, die die Stadt Aachen und den Kreis Aachen mit Trinkwasser beliefert.