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Meine Flucht vom WDR

Wie mich WDR5 zum Konsum von Katzenvideos treibt

Es gibt Länder auf der Welt, wo es zur Festnahme reicht, mit einem weissen Blatt Papier am Strassenrand zu stehen. Der Abschuss von Hubschraubern mit mehreren Toten scheint hingegen kaum Konsequenzen nach sich zu ziehen. Einigen wir uns darauf, dass man sich wundern sollte? Fragen stellen, die wahrscheinlich nie beantwortet werden? Wahrscheinlich ist es keine gute Idee, die Fragen innerhalb dieses Landes allzu laut zu stellen.

Es gibt andere Länder auf der Welt, wo eine zentrale Versorgungspipeline (für Gas aus einem Land das einen Angriffskrieg führt) gesprengt wird, ohne dass es weitere Konsequenzen nach sich zieht, geschweige denn überhaupt ernsthaft untersucht wird. Das Gas kommt ja inzwischen aus anderen Ländern, die gerne Angriffskriege führen. Einigen wir uns darauf, dass man sich wundern sollte? Fragen stellen, die vielleicht nie beantwortet werden? Freuen wir uns in einem Land zu leben, wo man Fragen stellen kann, aber erwarten wir bitte keine Antworten.

Um mit Martin zu schreiben:”Wie komm ich drauf?” – es sind meine Erfahrungen mit dem WDR nach der Sprengung von drei Röhren der Nord-Stream-Pipelines. Am 29.9. 2022, drei Tage nach dem Anschlag, schrieb ich an die Moderatorin Ulrike Römer: “Sie haben heute im Morgenecho bei WDR5 zu der Sprengung der Gaspipelines die Formulierung gewählt, ‘ob es die Russen waren, das wissen wir noch nicht’. Das kleine Wörtchen ‘noch“ macht für mich den Unterschied zwischen seriöser und tendenziöser Berichterstattung aus.”

Dann kam einiges zur Erläuterung, aber das war die zentrale Kritik. Ich wollte mich informieren, welche Erkenntnisse den Verdacht auf Russland lenken.

Bis Mitte Dezember passierte genau – nichts.

Darum gab es dann am 20.12. folgende Mail von mir:

“Guten Tag, ich hatte Ihnen am 29.9. eine Mail bezüglich der Sprengung der Gaspipelines geschrieben. Bisher habe ich keine Antwort bekommen. Es gibt auch keine Berichterstattung mehr zu diesem Thema und ich frage mich, warum nicht. Vielleicht gibt es für Sie keine neuen Erkenntnisse, aber auch das wäre eine Nachricht wert. Es wäre auch interessant zu erfahren, warum die Bundesregierung Informationen zurückhält, warum die Anrainerstaaten nicht kooperieren, und und … Mich persönlich treibt vorrangig die Frage um, warum die öffentlich-rechtlichen Medien so sparsam über dieses gravierende Ereignis berichten.”

Auch darauf passierte genau – nichts.

Daraufhin habe ich dann sowohl andere Redaktionen angeschrieben, u.a. Anfang Februar die Investigativ-Abteilung, als auch über Vermittlung iner Gastautorin dieses Blogs (danke noch mal!) eine Anfrage für die Januar-Sitzung des Programmausschuss des Rundfunkrates gestellt.

Ergebnis: Null – Nada – Niente

Dann kam im Februar 2023 der amerikanische Journalist Seymour Hersh mit seiner Behauptung einer amerikanisch-norwegischen Urheberschaft an die Öffentlichkeit – und ich erhielt Anfang März eine Mail von der Redaktion der Sendung “Politikum”, u.a. mit dem viel versprechenden Satz:

“der bloße Verdacht, der gleich nach dem Anschlag geäußert wurde, kann ja auch nicht das letzte Wort sein. Wir werden in der Redaktion diskutieren, ob wir das Thema im Politikum aufgreifen können.”

Das war die erste und bisher (August 2023) einzige Reaktion auf meine vielfältigen Kontaktversuche.

Was in den Monaten danach in den Medien kursierte hat für mich mehr mit Desinformation und geplanter Verwirrung als mit seriöser Berichterstattung zu tun.

Ob man bei WDR5 immer noch glaubt „ob es die Russen waren, das wissen wir noch nicht“, was man glaubt, warum es keinen interessiert, ich weiss es nicht. Für sachdienliche Hinweise bitte die Kommentarfunktion nutzen.

Mein Medienkonsum wird immer stärker von Tierdokumentationen geprägt, sehr schön.

Über Peter Kramer / Gastautor:

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2 Kommentare

  1. Martin Böttger

    Ich bin positiv überrascht von “Politikum”, die immerhin antworten. Die sind ja so eine Art illegitimes Kind des Kritischen Tagebuchs, das 2003 verstarb, und dessen Stammhörer ich war:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Kritisches_Tagebuch
    Ich habe sogar MCs davon. Marianne Lienau (auch schon tot) oder Eberhard Rondholz hätten sicher was gemacht (bzw. als Redakteur*in machen lassen).

  2. Michael Kleff

    Dann bin ich mal gespannt, ob ich auf diese Frage eine Antwort vom Deutschlandfunk bekomme:
    …in der Sendung Campus und Karriere hatten Sie gestern (8.8.) einen Beitrag unter der Überschrift “Russland führt problematisches Geschichtsbuch ein”. Mich interessiert, ob und wann in der Sendung über problematische Schulbücher in den USA berichtet wurde, wo seit einiger Zeit systematisch Geschichtsverfälschung und Zensur betrieben wird. Schlagzeile von heute: Jetzt ist Shakespeare an der Reihe: Bezirk in Florida zensiert Schulmaterial.

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