Aber “Kommunikationskanäle wieder hergestellt”

Wie geht es Ihnen mit dem 2. Jahrestag des Ukrainekrieges? Manche machen auf mich den Eindruck, als wenn sie ihn “feiern”, weil sie mit Olafs “Zeitenwende” endlich wieder oben schwimmen, und sich meinen nicht mehr genieren zu müssen. Hunderttausende Kriegsopfer, ja herrjeh, aber sie sind doch für unsere Freiheit gestorben. Worüber ich mich ja ÜBERHAUPT NICHT AUFREGEN WILL, ist wenn und wie der Journalismus sich und die Pressefreiheit freiwillig aufgibt. In den DLF-Nachrichten wurden heute mehrere Sätze aus einem Besinnungsaufsatz in der sog. Zeitung “Bild” vorgelesen. Was dort an Wochenenden (Personaleinsparung) nicht mehr die Ausnahme sondern die Regel ist. Der Sender übernimmt, soweit ich das überblicke, dabei fast wörtlich entsprechende dpa-Texte. Da frage ich mich natürlich, wofür genau ich dann meine Haushaltsabgabe zahle, wenn ich die “Bild” doch morgens beim Bäcker absichtsvoll nicht beachte …

Aber ich schweife ab. Die wichtigste Nachricht überbringt mir heute Michael Maier/Berliner Zeitung von der alljährlichen Unsicherheitskonferenz in München. Und sie ist in Anbetracht der Wirklichkeit eine gute Nachricht: China und die USA nähern sich an: Wo bleibt Deutschland? – Fernab der Scheinwerfer trafen sich Amerikaner und Chinesen in München hinter verschlossenen Türen. Verpasst Deutschland eine Zeitenwende?”

Bei solcherart Veranstaltungen findet im Saal die Propaganda für die Dummen statt. Wichtig sind die Flure, Hinterzimmer und Nachtbars (und auch die Suiten und Schlafzimmer). Wenn Maier sich dort rumgetrieben hat, hat er seinen Job jedenfalls besser gemacht, als die Nachrichtenredaktion des DLF.

Informativer und differenzierter als es dort angeboten wird, hat heute auch Jacobin ein Interview von Arman Spéth mit Felix Jaitner zu bieten: Russlands scheinbare Stabilität trügt – Zwei Jahre nach Beginn der russischen Invasion der Ukraine könnte man fast den Eindruck gewinnen, Putins Kontrolle über sein Land sei stärker denn je. Doch wie der Russland-Experte Felix Jaitner im Interview erklärt, sind die Fundamente seiner Herrschaft fragiler, als man denkt.”

Danach immerhin fühle ich mich besser informiert als vorher. Auch wenn es nicht beruhigend ist.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net