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Verkehrte Politik

Aufgrund des großes Erfolgs ihrer fünf verkehrspolitischen Thesen vom August 2024 hat die FDP nachgelegt und rechtzeitig vor den nächsten Wahlen ein „Liberales ABC zur Verkehrspolitik“ vorgestellt:

A wie Alkohol: Die Promillegrenze für Alkohol am Steuer richtet sich künftig nach dem Hubraum des Fahrzeugs. Je größer der Motor, desto höher die Grenze.

B wie Beifahrer: Personen ohne Führerschein dürfen ein Kraftfahrzeug fahren, wenn der Beifahrer seit mindestens zehn Jahren einen Führerschein besitzt.

C wie Cabrio: Cabriofahrer zahlen nur noch 50% der Kraftfahrzeugsteuer, weil sie offenkundig den Anspruch der FDP auf Technologieoffenheit dokumentieren.

D wie Diesel: Aus nostalgischen Gründen wird ab 2035, wenn keine Dieselfahrzeuge mehr gebaut werden dürfen, weiterhin die Typenbezeichnung „Diesel“ gestattet.

E wie Elektroautos: Privilegien für Elektroautos widersprechen dem Grundgesetz, da dieses in Artikel 3 die Gleichheit aller Menschen vor dem Gesetz garantiert.

F wie Führerschein: Der Entzug des Führerscheins ist mit einer freiheitlichen Gesellschaftsordnung nicht vereinbar. Er bedarf daher ebenso wie der Entzug des Wahlrechts einer Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts.

G wie Gurte: Nach dem Grundsatz „Freie Fahrt für freie Bürger“ wird die  Nutzung der Anschnallgurte zu einer freiwilligen Leistung.

H wie Höchstgeschwindigkeit: Die Toleranzgrenze beim Überschreiten der zulässigen Höchstgeschwindigkeit wird auf 50% angehoben.

I wie Innenstadt: Innenstadtstraßen, die Fußgängern und Radfahrern vorbehalten sind,  dürfen aus zwingenden Gründen mit dem Auto befahren werden. Über die Notwendigkeit entscheidet der Fahrer.

J wie Justizministerium: In verkehrsrechtlichen Fragen wird das Justizministerium dem Verkehrsministerium untergeordnet.

K wie Kfz-Steuer: Die Kfz-Steuer wird an die Jahresfahrtleistung gekoppelt. Den marktwirtschaftlichen Grundsätzen folgend wird bei hohen Fahrleistungen Mengenrabatt gewährt.

L wie Luxus: Wer in der Innenstadt in einer Luxusboutique einkauft, darf für die Dauer der Anprobe vor dem Geschäft parken. Die Boutiquen sind befugt, entsprechende Genehmigungen auszustellen.

M wie Mütter: Mütter, die ihre Kinder mit dem SUV zum Klavier-, Tennis- oder Reitunterricht fahren, dürfen gesperrte Zugangswege benutzen, auf Bürgersteigen parken und Einbahnstraßen in beiden Richtungen befahren.

N wie Nahverkehr: Der Öffentliche Nahverkehr bleibt zulässig, soweit und solange er nicht durch PKW-Fahrten ersetzt werden kann.

O wie Oldtimer: Die Förderung von Oldtimern wird ausgeweitet, weil das eine sinnvolle Chance ist, den Einsatz von Verbrennungsmotoren langfristig zu sichern.

P wie Parkgebühren: Die Parkgebühren werden abgeschafft. Dauerparker erhalten eine Gutschrift.

Q wie Querdenker: FDP-Verkehrspolitiker fallen trotz ihrer eigenwilligen Vorstellungen nicht unter die Rubrik „Querdenker“.

R wie Radfahrer: Die Teilnahme von Radfahrern am Straßenverkehr erfolgt künftig auf eigenes Risiko.  Demgemäß werden die Radwege zurückgebaut.

S wie Stellplätze: In allen Innenstädten ist eine hinreichende Zahl von Stellplätzen nachzuweisen. Wo das nicht klappt, ist eine Umwidmung von Grünanlagen und Sportplätzen vorzunehmen.

T wie Tempo 30: Das Verantwortungsbewusstsein der Autofahrer wird erhöht. Innerörtliche Geschwindigkeitsregeln wie Tempo 30 oder Tempo 50 gelten nur noch als Richtwerte.

U wie Überholverbote: Überholverbote gelten nicht bei einem erheblichem Geschwindigkeitsunterschied der Fahrzeuge. Für die Dauer des Überholvorgangs darf die zulässige Geschwindigkeit überschritten werden.

V wie Verkehrsampeln: Die Zuständigkeit für die Steuerung von Verkehrsampeln wird den Kommunen übertragen. Sie können diese abschalten, gelbes Licht blinken lassen oder alle Ampeln auf Grün stellen.

W wie Wettfahrten: Wettfahrten in geschlossenen Ortschaften sind von 0.00 h bis 6.00 h zulässig. Die Fahrer müssen volljährig sein und einen gültigen Führerschein besitzen.

X wie X-beliebig: langfristig erkennbarer Grundsatz der FDP-Politik.

Y wie Yachteigner: eine der Zielgruppen der FDP-Verkehrspolitik.

Z wie Zugverkehr: Der Zugverkehr gilt als Auslaufmodell, das nur durch die begrenzte Verfügbarkeit von Autobahnen zu rechtfertigen ist.

Über Heiner Jüttner:

Der Autor war von 1972 bis 1982 FDP-Mitglied, 1980 Bundestagskandidat, 1981-1982 Vorsitzender in Aachen, 1982-1983 Landesvorsitzender der Liberalen Demokraten NRW, 1984 bis 1991 Ratsmitglied der Grünen in Aachen, 1991-98 Beigeordneter der Stadt Aachen. 1999–2007 kaufmännischer Geschäftsführer der Wassergewinnungs- und -aufbereitungsgesellschaft Nordeifel, die die Stadt Aachen und den Kreis Aachen mit Trinkwasser beliefert.

Ein Kommentar

  1. Roland Appel

    Ä wie Änderung der StVO: Wer rechts mit mehr als 100 km/h auf Autobahnen überholt, hat immer recht.

    Ö wie Ösis. Die haben den Porsche erfunden. Angehörige der Familien Porsche, Piech und alle Verwandten bis zum 24. Grad der Verwandschaft bekommen das individuelle Recht, auf deutschen Autobahnen lebenslang bis zu 400 km/h zu fahren.

    Ü wie Übermensch durch SUV – die FDP fordert eine SUV-Gesetz:
    §1: Wer SUV fährt, hat immer recht, auch wenn er von links kommt; §2: Sollte das nicht der Fall sein, tritt §1 in Kraft; §3: Bei den Bundestagswahlen bekommen SUV-Fahrer 2 Stimmen, weil sie ja auch zwei Parkplätze brauchen.
    §4: Weil E-SUVs ab 2 Tonnen soviel Feinstaub allein mit Reifen- und Bremsenabrieb prozuzieren, wie Dieselverbrenner, bekommen E-SUV-Fahrer Feinstaubbeihilfen, damit sie die hohen Kosten für Reifen und Bremsbeläge nicht unverhältnismäßig belasten – schließlich fahren sie ja ein angeblich umweltfreundliches Auto.

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