Heute habe ich im “Freitag” das Wort “brainrot” gelernt und dass es so viel wie Hirnfäule wegen zu viel Kinder-Internet bedeutet.

Das gibt es in fortgeschrittenem Stadium auch für Erwachsene, nennt sich “Verteidigungspolitik” und richtet noch immensere Schäden an, auch an anderen Körperteilen.

Ich habe mir mal angeschaut, wie sich die am 23.2. zur Wahl stehenden Parteien an dieser Epidemie beteiligen.

Einige zufällige Zitate aus den letzten Jahren:

Pistorius, SPD: “Wir müssen mehr Geld in die Hand nehmen”

Merz, CDU: „Ob es nun 2, 2,5 oder 5 Prozent sind, ehrlich gesagt, das hat für mich nur eine zweitrangige Bedeutung”

Strack-Zimmermann, FDP: “drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts sind deutlich realistischer“.

Habeck Grüne: “Nach Berechnungen von Experten sind in den nächsten Jahren etwa dreieinhalb Prozent unserer Wirtschaftsleistung für Verteidigung nötig. Das teile ich”

Wahlprogramm AfD: “Die AfD lehnt nukleare Erstschlagvorbehalte ab”

van Aken, Linke: “2024 lag der Verteidigungshaushalt bei 52 Milliarden – zusammen mit den europäischen Partnerstaaten ist das vollkommen ausreichend für eine Landesverteidigung”

Wagenknecht, BSW: “Wir könnten mit einer solideren Beschaffung und einer Kehrtwende in der Ukrainepolitik viele Milliarden einsparen und trotzdem die Bundeswehr besser für die Landesverteidigung ausstatten”

Corvin Drößler, Partei: “53.030.000.000,00 Euro für die kaputte Bundeswehr. Jedes Jahr. Wir wollen das Geld nicht in Stahlhelme (oder wie die Grünen in umweltfreundliche Killerdrohnen) stecken, sondern in die Köpfe junger Menschen. Nichts könnte unsere „Resilienz“ (Annegret Scheiß-Doppelname) stärker boosten!“

Das geht von 0 Milliarden (Partei) über ca. 50 Milliarden (Linke, BSW) über 127 Milliarden (FDP), 148 Milliarden (Grüne) hinzu nach weiss-noch-nicht-aber-nach-oben-offen.

Der Bundeshaushalt 2024 lag bei 476,8 Milliarden.

Militär ist ein teures und gefährliches Hobby. Wer von uns weiss denn, welche Uniform die Soldatin tragen wird, die uns in Zukunft bedroht?

Russisch? Amerikanisch? Deutsch?

Wie viele Arbeitende, Gewerkschafterinnen, Antimilitaristen sind durch Militär des eigenen Landes getötet worden?
(https://de.wikipedia.org/wiki/Morde_an_Karl_Liebknecht_und_Rosa_Luxemburg)

In den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg gab es in der Internationalen Sozialdemokratie wenigstens eine Debatte zur Kriegsgefahr und ihrer Abwendung (politscher Streik), dem folgten zwar keine Taten, aber immerhin gab es etwas zu verraten.

Man könnte es auch mit der mathematischen, ganz rationalen Brille betrachten. Wie viele Militärputsche der Vergangenheit haben emanzipatorischen Zwecken gedient (Beispiel Portugal), wie viele reaktionären (Beispiel Chile, Argentinien, Brasilien, Spanien, Griechenland, Türkei, übrigens drei NATO-Mitglieder), ich denke die Quote ist klar.

Bei Kriegen ist die Wahrscheinlichkeit, dass es hinterher schlimmer als vorher ist, ähnlich.

Der US-Präsident, der demnächst die neu zu stationierenden Raketen befehligt (duckt euch, ihr Dänen) heisst Trump. Sicherheit?

Wenn wir ohne Ende aufgerüstet haben und die übernächste Bundeskanzlerin heisst Weidel? Was soll dabei rauskommen?

Meine Bitte: Sparen wir uns das schöne Geld (bis zu 3.500,-/Arbeitskraft und Jahr), besuchen davon fremde Länder und pflegen Kontakte zu dortigen Antimilitaristen, gehen davon gut Essen oder leisten uns anständige Schulen, Energiewende oder was-auch-immer.

Einen Teil der Kohle investieren wir in Kurse zur sozialen Verteidigung, das kann auch schief gehen, ist aber billiger als Atomkrieg.

Welcher vollständig minoritären Partei soll ich nur meine Stimme geben? Mir ist schon ganz seltsam im Hirn.

Über Peter Kramer: