… heisst Teambuilding lernen

Kürzlich hatte ich schon die Dokumentarserie “FC Hollywood”, produziert von der Ehrenfelder bildundtonfabrik (btf), gelobt. Das ist eine gute Verbindung von Information und Unterhaltung, auch für wenig fussballaffines Publikum. Für mich, als einen der mehrere Millionen Experten, war sogar eine neue Information enthalten.

Noch nie zuvor habe ich einen gewissen Lothar Matthäus gehört und gesehen, wie er einen eigenen Fehler zugibt. Doch die btfler haben ihn irgendwie – waren Drogen im Spiel? – dazu gebracht. Die Mehrheit der Fussballfans interessiert sich höchstens insofern für den Gegenstand des Films, dass sie ihn hasst – die meisten, wie ich, lebenslänglich. Für diese Mehrheit als auch für die sportliche Konkurrenz hält der Film eine zentrale Botschaft bereit.

Weil Fussball ein Teamsport ist, mit der nicht hinreichenden aber notwendigen Bedingung, dass alle Spieler zusammenarbeiten und nicht nur für sich selbst, sondern auch für ihre Mitspieler kämpfen, ist dringend davon abzuraten, eine alle Hygienegrenzen überschreitende Nähe zu zwielichtigen “Berater*inne*n” oder Journalist*inn*en zu suchen. Und wie es damals schon der spätere Bundestrainer Klinsmann von seinem Widerpart dem mehrfach gescheiterten späteren Trainernovizen Matthäus lernte – insbesondere schleimige Mitarbeiter des Springerkonzerns gar nicht erst mit spitzen Fingern anfassen. Oder wie es Klinsmann als angehender Bundestrainer 2004 formulierte: “den ganzen Laden auseinandernehmen”.

Den Machtkampf gegen Springer gewann er. Er beendete die privilegierte Information für Springerleute, die daraufhin aus allen Rohren gegen ihn schossen. Das sportliche “Sommermärchen 2006”, mit einem gefeierten 3. Platz der DFB-Elf bei der Heim-WM, konnten sie nicht verhindern – vielleicht haben sie es durch ihre Feindschaft sogar befördert, indem sie Team und Trainer zusammenschweissten.

Das ist genau das, was die Damen und Herren in der gegenwärtig scheiternden Führungsriege der Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA mal wieder nicht berücksichtigen. Stattdessen wird mitten in der gegenwärtigen Transferperiode um die Wette durchgestochen, dass es für die Boulevardpresse eine Freude ist. Boulevardpresse? In Zeiten des aufmerksamkeitsökonomischen Clickbaitings werden sie alle zum Boulevard.

Die Warnung, dass sich immer grössere Teile des Fussballpublikums von dieser Show angewidert abwenden, die hören sie nicht bei all dem Lärm, den sie selbst veranstalten (wie in einer missratenen TV-Talkshow). Denn das ist ja systemwidrig.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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