Der Newsletter des Demokratischen Salons für Februar 2025 erscheint in der Woche nach der Bundestagswahl vom 23. Februar 2025 und 14 Tage nach dem Tod des großen Liberalen Gerhart R. Baum. Er stand für einen Liberalismus, der die persönliche Freiheit, die Sicherung der Bürgerrechte und die Verantwortung für andere, das Soziale, die Solidarität, miteinander verband. Der Demokratische Salon ist den Gedanken und dem Vermächtnis Gerhart R. Baums verpflichtet.
Die neuen Texte im Demokratischen Salon:
- Im Editorial „Check the Balance – Die Geschichte(n) rund um den 23. Februar 2025” versuche ich mich in einer Auswertung der Bundestagswahl in zehn Parametern, sieben Aufgaben und einem hoffentlich ermutigendem Ausblick, kommentiert mit Texten des Debütromans von Lenka Kerler.
- Miriam Bistrovic hat im Leo-Baeck-Institut New York / Berlin die Bände „Stolpertexte“ und „In Echtzeit“ sowie den Podcast „Exil“ kuratiert. Das Archiv umfasst Briefe, Tagebücher, Fotos, künstlerische Werke von Jüdinnen und Juden, die vor der NS-Herrschaft aus Deutschland flüchteten. Die „Stolpertexte“ sorgen dafür, dass sie und ihre Welten bewahrt werden. In „Es ist Mai und wir sitzen im Garten“ stellt Miriam Bistrovic ausgewählte Biographien vor. (Rubriken: Jüdischsein, Shoah)
- Saba-Nur Cheema und Meron Mendel haben ihre seit 2020 erscheinenden FAZ-Kolumnen „Muslimisch jüdisches Abendbrot“ als Buch veröffentlicht. Norbert Reichel stellt es vor: „Romeo und Julia mit Happy End“. Es ist das richtige Buch für unsere polarisierenden Zeiten, in denen so viele Debatten in Rechthaberei ausarten. Ein sehr persönliches Buch mit der Aussicht auf ein Happy End für uns alle. (Rubriken: Jüdischsein, Islam)
- Thomas von der Osten-Sacken, Journalist und Gründer der Hilfsorganisation WADI, berichtet von seiner Reise nach Syrien im Januar 2025, nach Damaskus, nach as-Suweida, nach Syrisch Kurdistan: „Neues Syrien, neue Levante?“ Wir erleben ein geopolitisches Erdbeben. Junge Menschen suchen in Syrien ihr 1848. Es geht um Bürgerrechte. Eine positive Prognose ist angesichts der Zerstörung des Landes (noch) nicht möglich. (Rubriken: Levantinische Aussichten, Europa)
- Pascal Beucker befasst sich in „Pazifismus – eine konkrete Utopie?“ mit der langen Geschichte eines oft geschmähten und missbrauchten Begriffs, der eigentlich im Plural verwendet werden müsste. Er konkretisiert die Analyse am Beispiel des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine, mit Rückblicken auf den Vietnamkrieg und Kriege im Irak sowie an Konflikten in der Friedensbewegung. Pazifismus und Appeasement sollten nicht verwechselt werden. (Rubriken: Weltweite Entwicklungen, Europa, Osteuropa)
- Jeonghun Choi untersucht in seiner Studie „Das Pferd, das tausend Meilen lief“ die Rezeption der ukrainischen Geschichte um Iwan Masepa und die Schlacht von Poltava (1709) im modernen Japan, beginnend mit der Rezeption euroamerikanischer Literatur in der Meiji Periode (1868-1912). Man wusste so gut wie nichts über die ukrainische Geschichte, hat jedoch Parallelen zu Heldengeschichten der japanischen Geschichte gefunden und popularisiert. Die Adaption der Masepa-Geschichte in Japan darf als Beispiel der Adaption auch anderer Geschichtsbilder in anderen Ländern dienen. (Rubrik: Osteuropa)
- Jaroslaw Hrycak schrieb im Jahr 2014 die Einleitung zu einem Band über die Geschichte Galiziens im Ersten Weltkrieg. Der Text wird – leicht aktualisiert – erstmals in einem deutschen Medium veröffentlicht: „Das galizische Paradigma“. Juden und Ruthenen waren damals die Hauptleidtragenden, aus Ruthenen wurden Ukrainer. Die Kriege, die in den Jahren 1914 und 2014 begannen, ähneln einander. Die Menschen in der Ukraine mussten sich immer wieder zwischen den Fronten imperialer Großmächte behaupten. (Rubrik: Osteuropa)
- Johann Braun befasst sich mit der Politisierung von Architektur und Städteplanung: „Die Stadt von rechts“ ist. Von rechts gibt es „reaktionären Modernismus“ (Jeffrey Herf) sowie die Romantisierung altdeutscher Städtebilder, Rekonstruktionen versuchen eine ganz bestimmte Geschichte zu schaffen. Allerdings entsteht auch eine demokratische Architektur in Genossenschaftsprojekten zum Wohnungsbau, beispielsweise in München und in Heidelberg. (Rubriken: Kultur, Treibhäuser)
- Dominik Irtenkauf beschreibt ein „recyceltes Sub-Genre der Science Fiction“, die „Schrott Fiction“. Gegenstand sind Romane aus China, Großbritannien und Deutschland. Ein Thema ist die Fehleranfälligkeit von Technologien, ihre Vergänglichkeit, die die „Wiederaufbereitungsanlage Science Fiction“ wieder neu zusammensetzt, mit Mitteln der Kunst und der Digitalisierung. Literatur wirkt als Erkenntnisinstrument wie als künstlerische Utopie. (Rubrik: Science Fiction)
- Fritz Heidorn befasst sich in seinem Essay „Where is the End, the End, my Friend“ mit Gedanken zum Ende des Menschen, zum Ende des Planeten Erde, dem Ende des Sonnensystems und gar zum Ende des Universums, Endzeitszenarien, möglicherweise existierende parallele Welten und nur schwer auflösbare Paradoxien inspirieren die Science Fiction. Letztlich hat ein Schriftsteller der Science Fiction auch eine didaktische Aufgabe. (Rubrik: Science Fiction)
- Fritz Heidorn dokumentiert nach seiner Liebeserklärung an die Akustikgitarre die Geschichte des Gitarrenbaus seit den Zeiten von Antonio Stradivari, in den Worten von Greg Page: „Zart, leicht und doch unglaublich kraftvoll“. Er beschreibt die Schönheit der Instrumente, ihren Klang und bietet Anregungen für weitere Lektüre anspruchsvoll illustrierter Bücher. (Rubrik: Kultur)
Nach den Kurzvorstellungen der neuen Texte lesen Sie Vorschläge zu Veranstaltungen und Ausstellungen, darunter auch Veranstaltungen in Köln, Bonn und Siegburg: zwei weitere Aufführungen von „Wir werden wieder tanzen“ (beide in Köln), die Tournee des Puppentheaters Bubales, Veranstaltungen des Zentrums für Versöhnungsforschung(Bonn), eine Ausstellung zur Exil-Kunst 1933-1945 (Siegburg).
Die Leseempfehlungen und Hintergrundinformationen bieten Informationen zur Übergabe der Geiseln der Hamas an Israel, insbesondere zum Schicksal der Familie Bibas, zum fünften Jahrestag der Morde von Hanau, zu einer Umfrage unter Wirtschaftsunternehmen zum Wirtschaftsstandort Deutschland, zum deutsch-polnischen Manifest der Kopernikus-Gruppe, zum 80. Geburtstag von Thomas Brasch sel.A., zum Antisemitismus in der Sowjetunion, zur die demokratischen Parteien übergreifenden Initiative für Regionales Gestalten, zu zwei erfolgreichen Initiativen, in denen auf den Philippinen und in Sambia Schwerter zu Pflugscharen wurden, zur fatalen Wirkung von Trumps Gaza-Plänen in Jordanien, zu den Bedrohungen der Demokratie in Guatemala, zu einem Programm gegen die Ausbreitung der Sahara in Burkina Faso, eine Übersicht über Anti-Blasphemiegesetze in der MENA-Region, zu der Bedeutung der Grundrechenarten für die Energieversorgung, zur Lage der Gender Studies, zum Solarpunk in Parteiprogrammen, zu den guten Erfahrungen mit Tempo 30 in Bologna und last not least zu zwei weiteren Übersetzungen aus dem Demokratischen Salon ins Ukrainische.
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